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Artikel „Classen, Johannes“ von Richard Hoche in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 47 (1903), S. 497–498, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Classen,_Johannes&oldid=- (Version vom 8. Dezember 2024, 12:45 Uhr UTC)
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Classen: Johannes C., Philologe und Schulmann des 19. Jahrhunderts. Er wurde am 21. November 1805 in Hamburg als Sohn eines Waarenmaklers geboren, erhielt seine Bildung zunächst durch Privatunterricht, dann von Neujahr 1820 bis Ostern 1824 auf dem Johanneum und während eines weiteren Jahres auf dem akademischen Gymnasium seiner Vaterstadt. Ostern 1825 bezog er die Universität Leipzig, um Philologie zu studiren und war hier Mitglied der Griechischen Gesellschaft von G. Hermann und des Philologischen Seminars von Ch. D. Beck. Seit Herbst 1826 setzte er seine Studien in Bonn unter K. F. Heinrich, F. G. Welcker und A. F. Naeke fort. Zu Ostern 1827 übernahm er gleichzeitig die Erziehung des einzigen Sohnes von B. G. Niebuhr. Nachdem er während des Sommers 1828 eine wissenschaftliche Reise nach Leyden und Paris unternommen hatte, wurde er im September 1829 in Bonn auf Grund seiner Dissertation „De grammaticae graecae primordiis“ zum Dr. phil. promovirt und habilitirte sich daselbst im folgenden Winterhalbjahr als Privatdocent. Durch Niebuhr, in dessen Hause er noch verblieben war, angeregt, betheiligte er sich an dessen Ausgabe der byzantinischen Historiker, ließ auch 1833 eine kritische Ausgabe der Ciceronischen Rede Pro Cluentio erscheinen. In demselben Jahre siedelte er nach Niebuhr’s Tode mit dessen Kindern nach Kiel über, und hier hielt er Vorlesungen von Ostern 1831 bis dahin 1832. Eine Vertretung, die er während dieser Zeit am Kieler Gymnasium übernahm, veranlaßte ihn, zur Schule überzutreten: Ostern 1832 wurde er Adjunct am Joachimsthal’schen Gymnasium in Berlin. Hier gab er auf Veranlassung von Savigny den 3. Band von Niebuhr’s Römischer Geschichte heraus. Bereits Ostern 1833 wurde er als Professor an das Catharineum in Lübeck berufen und hat an dieser Anstalt über 20 Jahre mit besonderem Segen gewirkt; sein Hauptunterricht war Griechisch, Deutsch und Geschichte. Zu Michaelis 1853 übernahm er das [498] Directorat des Gymnasiums in Frankfurt a. M. und hat dasselbe über zehn Jahre lang geführt. In diese Zeit fällt von seinen litterarischen Arbeiten die Biographie seines früheren Lübecker Directors Jacob (1855) und die Biographie von Jakob Micyllus (1859). 1861 war er Präsident der Frankfurter Philologenversammlung. Seit diesem Jahre war seine litterarische Thätigkeit vornehmlich einer erklärenden Schulausgabe des Thukydides zugewendet, welche das Hauptwerk seines Lebens geworden ist; die beiden ersten Bücher erschienen noch während der Frankfurter Zeit. Ostern 1864 übernahm er das Directorat der Gelehrtenschule des Johanneums in seiner Vaterstadt Hamburg und hat dieser Anstalt zehn Jahre, bis Ostern 1874, vorgestanden. Die ihm nach seinem Ausscheiden aus dem Amte noch vergönnten Jahre sind eine Zeit reger wissenschaftlicher Thätigkeit gewesen. 1878 konnte er seine Thukydides-Ausgabe mit dem 8. Buche zum Abschluß bringen. Gelegentlich seines 50jährigen Doctorjubiläums – 1879 – wurde ihm durch eine Ehrengabe seiner zahlreichen Freunde noch die Möglichkeit eines längeren Aufenthaltes in Italien und Griechenland geboten. Er starb in Hamburg am 31. August 1891.

Selbstbiographie Classen’s im Programm der Gelehrtenschule des Johanneums. 1875. – Schulteß, Gedächtnißschrift auf J. Classen. 1892. Hierin u. a. auch ein Nachruf von L. Herbst und ein vollständiges Verzeichniß der Schriften Classen’s von Wolfgang Meyer.