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Artikel „Lothar II. (Chlotar)“ von Albrecht in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 19 (1884), S. 225–226, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Chlothar_II.&oldid=- (Version vom 2. November 2024, 22:49 Uhr UTC)
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Lothar II. (Chlotar), der Sohn Chilperichs von Neustrien und der Fredegunde, wurde 584 vier Monate vor der Ermordung seines Vaters geboren. Die Aechtheit seiner Abstammung blieb nicht unbezweifelt, allein der Bruder Chilperichs, König Guntram, nahm den Knaben unter seine Vormundschaft, ließ ihn 591 zu Rueil taufen und leitete die Regierung für denselben. Nach Guntrams Tode 593 sah sich L. durch einen Angriff seines Vetters Childebert II. von Austrasien bedroht und auf den nördlichen Theil seines Reiches beschränkt. Nach Childeberts Tode 596 drang er mit seiner Mutter Fredegunde († 597) siegreich bis Paris vor, aber die Söhne Childeberts, Theuderich und Theudebert, schlugen ihn 600 bei Dormeuille an der Ouaine und nochmals 603 bei Etampes; in Folge dessen ging er den für ihn drückenden Frieden von Compiegne ein. Erst der Tod Theuderichs von Burgund und Austrasien schaffte ihm Luft, insofern 613 die Großen des burgundischen und austrasischen Reiches, an ihrer Spitze Arnulf von Metz und Pippin von Landen, ihn zum König erhoben. So vereinigte der Sohn der Fredegunde das gesammte Frankenreich. Seine erste Regierungsthat war die grausame Tödtung der Brunhilde. In Frieden hat er 613–628 dieses Reich regiert, so jedoch daß er von Anfang an den Austrasiern [226] einen Majordomus setzte, während er selbst in Neustrien regierte. Die Verschwörung des Aletheus in Burgund ward glücklich niedergeworfen. Aus allen Landestheilen ward die 614 zu Paris abgehaltene Reichsversammlung beschickt, welche grundlegende Landfriedensbestimmungen erließ. Aehnlich wurde 616 zu Boneil (?) ein Edict für Burgund erlassen. Bereits 622 erlangte Lothars Sohn aus der Ehe des Königs mit Berthetrude († 618), Dagobert, das Königthum in Austrasien, er blieb einerseits von dem Vater als König des Gesammtreiches, andererseits von Arnulf und Pippin abhängig. Das erstere Band lockerte sich mehr und mehr und auf der Reichsversammlung zu Clichy (625) wurde durch ein Schiedsgericht der Großen, dem sich Vater und Sohn unterwarfen, das Machtgebiet des Sohnes erweitert. Dagobert ward überdies dem Vater durch seine Ehe mit Gomatrude, der Schwester von Lothars zweiter Gemahlin Sichilde noch mehr gleichgestellt. Einen zweiten Sohn Charibert ließ L. nicht zur Königswürde gelangen, wenn er ihm auch einen eigenen Hofhalt gab. Der König wird als ein gottesfürchtiger, friedliebender und der Kirche gegenüber freigiebiger Mann geschildert. Seine Friedensliebe nach Außen bethätigte er durch den 618 mit den Langobarden abgeschlossenen Freundschaftsbund. Er starb 628 und ward in St. Vincent zu Paris begraben.