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Artikel „Berckelmann, Theodor“ von Julius August Wagenmann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 2 (1875), S. 353, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Berckelmann,_Theodor&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 01:32 Uhr UTC)
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Berckelmann: Theodor B., lutherischer Theolog und lateinischer Poet des 17. Jahrhunderts, geb. 9. Nov. 1576 zu Neustadt am Rübenberge im Fürstenthum Kalenberg als Sohn eines herzogl. braunschweigischen Beamten, und † 1645. Er studirt 1598 ff. zu Helmstedt unter Pfaffrad, Caselius, Martini, wird 1602 Magister und Rector der Klosterschule zu Riddagshausen, setzt 1605 seine theologischen Studien in Tübingen fort und macht eine längere wissenschaftliche Reise, um sich nach dem Wunsch seines Herzogs zur akademischen Laufbahn vorzubereiten. Nach seiner Rückkehr erhält er 1609 eine theologische Professur in Helmstedt als College und Freund von Georg Calixt. In den Streitigkeiten, die bald darauf über Calixt’s Heterodoxien ausbrechen, nimmt B. mit seinem Collegen Fuchte eine vermittelnde, aber überwiegend dem Calixt freundliche Stellung ein, wird aber später (s. 1620), selbst in einen Streit verwickelt mit seinem Collegen Strube, dem Enkel Bas. Sattler’s, der ihm calvinisirende Tendenzen vorwarf, weil B. eine Einigung zwischen Lutheranern und Calvinisten gegen die päpstliche Kirche befürwortet hatte. Als dann während des dreißigjährigen Krieges die Universität Helmstedt seit 1625 erst durch die Pest, dann durch die Furcht vor den heranrückenden Scharen Tilly’s und Wallenstein’s fast ganz entvölkert wurde, zog sich B. auf seine Abtei Amelunxborn zurück, die ihm im Nov. 1625 übertragen wurde. Hier blieb er bis 1629, wo er in Folge des Restitutionsedictes mit seinen Klosterschülern fliehen mußte. Er ging zunächst nach Eimbeck und wurde dann 1630 erster Stadtprediger und General-Superintendent in Göttingen, auch Lehrer der Theologie am dortigen Gymnasium. Auch von hier aus blieb er mit Georg Calixt in freundschaftlicher und brieflicher Verbindung und erscheint als sein Gesinnungsgenosse im Kampf wider den Ramismus. – In den damaligen Kriegszeiten, während der Tilly’schen Occupation und bei der blutigen Erstürmung der Stadt Göttingen durch Herzog Wilhelm von Weimar (11. Febr. 1632) hatte B. viel Schweres durchzumachen, war aber auch bemüht, durch friedliches und besonnenes Auftreten und treue Amtsführung den Frieden zu erhalten und die kirchliche Ordnung zu befördern bis zu seinem 30. Juli 1645 erfolgten Tode. – Seine nur theilweise gedruckten Schriften waren theils theologischen Inhalts („Zur bibl. Einleitung“, „Erklärung des Galaterbriefs“, exegetische und dogmatische Dissertationen etc.), theils lateinische Poesien, besonders eine Menge von Gelegenheitsgedichten, die freilich mehr durch eine gewisse Formgewandtheit und allerlei Künsteleien, als durch poetischen Gehalt sich auszeichnen.

J. H. Stuß (Gotha), Memoria Berckelmanni, 1733; Dransfeld, Prodr. Monum. Gotting. S. 41; Guden, De origine et progressu inspect. Gott. Hannover, 1733; Schlegel, Kirchengesch. von Hannover II. 504; bes. aber Henke, Calixt I, S. 453 ff.