Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Pfaffrad, Kaspar“ von Julius August Wagenmann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 25 (1887), S. 596–597, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Pfaffrad,_Kaspar&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 21:03 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Pfäffinger, Ursula
Band 25 (1887), S. 596–597 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Caspar Pfaffrad in der Wikipedia
Kaspar Pfaffrad in Wikidata
GND-Nummer 116142200
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|25|596|597|Pfaffrad, Kaspar|Julius August Wagenmann|ADB:Pfaffrad, Kaspar}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=116142200}}    

Pfaffrad: Kaspar P., lutherischer Theolog des 16. Jahrhunderts, geboren in einem Dorfe bei Lennep 1562, † zu Helmstedt am 23. September 1622. Anfangs zum Kaufmannsstande bestimmt und auf der Schule zu Dortmund vorgebildet, studirte er seit 1586 Philosophie und Theologie zu Helmstedt, war ein Schüler der Theologen T. Heßhusen († 1588) und Daniel Hofmann († 1611) und wie letzterer ein eifriger Anhänger der Ramistischen[WS 1] Philosophie und der lutherischen Orthodoxie im Gegensatz gegen die in Helmstedt allmählich zur Herrschaft gelangende Aristotelisch-Melanchthonische Richtung. Er wurde 1588 Magister und Docent in der philosophischen Facultät, 1593 außerordentlicher Professor der Theologie, 1598 Ordinarius und Dr. theol. Besonders bekannt ist er geworden durch seine theologische Doctorpromotion am 17. Februar 1598 und die bei dieser Gelegenheit unter Hofmann’s Präsidium gehaltene Disputation über eine von letzterem aufgestellte Thesenreihe De Deo [597] et Christi tum persona tum officio, die zum Ausbruch des sog. Hofmannischen Streites über das Verhältniß der Philosophie und Theologie den ersten Anlaß gab. Während Hofmann ihn pries als einen der seltenen Theologen, die sich vom scholastischen Sauerteig fern halten, die Einmischung der menschlichen Vernunft in Glaubenssachen zurückweisen und ihre Theologie aus den lauteren Quellen der göttlichen Offenbarung schöpfen, so war er dagegen der Gegenpartei verhaßt als Ramist und Verächter des Aristoteles, als Feind der wahren Bildung und zugleich als Agent und Vertrauensmann des damaligen Hauptes der orthodoxen Partei im Herzogthum Braunschweig-Wolfenbüttel, des General-Superintendenten Basilius Sattler. Mit Georg Calixt und seiner seit 1614 in Helmstedt zur Herrschaft gelangenden Richtung war P. nicht einverstanden; er verweigerte ihm das testimonium sinceritatis in doctrina, vermochte aber seine Anstellung und seine immer einflußreichere Wirksamkeit nicht zu hindern, fühlte sich daher in seinen letzten Jahren mehr und mehr vereinsamt und verfiel in Hypochondrie, blieb aber dennoch bis zu seinem Tod im Amt und in fortgesetzter Opposition gegen die Mehrzahl seiner Collegen. – Seine Schriften handeln von der Ramistischen Philosophie, von der Jugenderziehung, von der Lehre von der Kirche, Abendmahl, dem freien Willen sowie von den Mitteln zur Herstellung und Erhaltung der Einigkeit zwischen der lutherischen und reformirten Kirche. –

Nähere Angaben bei Jöcher-Rotermund III, 1485; V, 2158; bes. aber bei E. Henke, Georg Calixt I, S. 75 ff.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Petrus Ramus (* 1515 in Cuts; † 24. August 1572 in Paris), Humanist