| Abth. II. der G. f. i. M. i. S. d. l. K.
II, 16.
Tägliche Erneuerung
des
Taufbundes.
Ansbach,
Druck der Carl Junge’schen Officin.
1865.
| | Von täglicher Erneuerung des Taufbundes.
I.
1. Petr. 3, 21. lesen wir, daß die Taufe sei der
Bund eines guten Gewißens mit Gott. Die Uebersetzung des griechischen Wortes mit „Bund“ entspricht der in der Kirche vorhandenen Auffaßung der Taufe, nach welcher der Täufling in ihr mit seinem Gott und sein Gott mit ihm ebensowohl einen Bund schließt, als es im alten Testamente zwischen Gott und dem jüdischen Knaben durch die Beschneidung geschah. Man hat dasselbige Wort auch gerne übersetzt: „
Fragbund“, und man hatte gewissermaßen recht, weil das griechische Wort geradezu „Anfrage“ übersetzt werden konnte, „Anfrage eines sehnsüchtigen Herzens und guten Gewißens an Gott.“ Man fand ganz richtig, daß der Bund des Täuflings mit Gott durch Frage und Antwort bei der Taufe geschloßen wird; denn der Täufling gibt ja durch dreimalige Antwort auf die Fragen der Entsagung, so wie durch dreimalige auf die Fragen nach dem Glauben Gott dem HErrn sein Versprechen, welches ihm dieser durch die Ausgießung seines heiligen Geistes in der Taufe und durch alles das beantwortet, was überhaupt dem Menschen in der Taufe geschieht. Du hast also, mein Kind, durch deine Pathen allerdings einen Bund mit Gott, deinem HErrn geschloßen und wirst nur fragen, wie du es zu nehmen habest, daß dieser Bund der Bund eines guten Gewißens heißt, da doch der Mensch niemals ein gutes Gewißen gegen den HErrn seinen Gott habe? Die Antwort ist nicht sehr schwer. Hat gleich der Mensch Gotte gegenüber im Allgemeinen nie ein gutes Gewißen,
| so kann er doch in einzelnen Fällen ein solches haben, wie z. B. ein erwachsener Täufling rücksichtlich seiner Taufe. Oder warum sollte denn ein Jude oder Heide, welcher zur Taufe des HErrn Jesus kommt, nicht ein redliches Verlangen nach der Taufe haben und mit gutem Gewißen sagen können: „Ich bin zwar ein Sünder und verdiene nichts anderes, als alle Strafen meines Gottes, aber eins weiß ich gewis, daß ich nicht verloren gehen will, und bei dem Verlangen nach Taufe und Annahme in den Bund Gottes keine andere Absicht als
die habe, so gut als möglich für meine Seele und Seligkeit zu sorgen.“ Eben weil man in Anbetracht seines ganzen Lebens ein unruhiges Gewißen hat, findet man sich innerlich desto völliger und mächtiger getrieben, die Taufe zu suchen. Hast nun du, mein Kind, bei deiner Taufe keinerlei Gewißen gehabt, weil all dein Bewußtsein und all deine Kräfte in dir nur wie Keime und schlummernd vorhanden waren; so haben doch deine Eltern und Pathen, da sie dich zur Taufe brachten, das gute Gewißen gehabt, das du nicht haben konntest; sie wußten, daß sie recht thaten, dich zur Taufe zu bringen, und als deine Vertreter für dich den Bund mit Gott zu suchen. Auch bringst du selbst hinterher dein eigenes gutes Gewißen hinzu, so oft du deinen Taufbund erneust, und so oft du anerkennst, daß dir deine Eltern und Pathen die größte Wohlthat damit erwiesen, daß sie dich zur Taufe brachten. So wenig gutes Gewißen du hast und haben magst, seitdem du zum Gebrauch deiner Vernunft und deiner Gaben herangewachsen bist, das weißt du denn doch gewis, daß du zur Stunde, wenn du nicht getauft wärest, zur Taufe eilen würdest, und daß dein Verlangen redlich und völlig sein würde.
II.
Besteht nun also zwischen dir und deinem Gott in Wahrheit ein Bund, so kommt alles darauf an, daß er
| erhalten und
bewahrt bleibe, und nicht irgend einmal dahin falle. So wenig der allwissende und getreue Gott den Bund vergißt, den er mit dir geschloßen hat, so wenig solltest du ihn vergeßen. Denn Er verliert nichts, wenn er den Bund vergißt, und bleibt dennoch ewig der allein selige Gott. Du aber verlörest an deinem Bunde mit Gott am Ende alles, den größten Bundesgenoßen, den besten Helfer gegen alle deine Feinde und in allen deinen Nöthen, den größten Wohlthäter und alle seine Wohlthaten. Daher vergiß deines Bundes nicht, denn du bist vergeßlich und nicht von unwandelbarem und untrüglichem Gedächtnis, wie dein Gott. Setze den Fall, ein Mann gienge auf eine Reise und versähe sich auf das allerreichlichste und beste mit aller Nothdurft, es entschwände ihm aber dann ganz und gar, daß er alles habe, was er brauche: was hälfe ihm der Besitz? Durch Vergeßenheit des Reichthums könnte ein Reicher dem Aermsten gleich werden, gleich an Gefühl und Jammer; man hat ja nichts von dem, was man vergißt zu haben. Daher gedenke deines Bundes und deines Bundesgottes und
erinnere dich fleißig an deinen Taufbund.
III.
Erinnere dich aber auch nicht blos an den Taufbund, sondern
erneuere ihn oft und fleißig, wie du kannst und darfst und sollst. Der HErr, dein Gott braucht ihn nicht zu erneuern, seine Werke sind unwandelbar; du hingegen bist nicht bloß ein sehr vergeßlicher, sondern auch ein sehr wandelbarer Mensch, und hast Ursache, das was recht und wohl gethan, wenn es anders möglich ist, recht oft zu thun und zu wiederholen, damit es durch die Wiederholung fest und bleibend werde. Zu deinem Glücke hast du auch die Erlaubnis von deinem Gott, deinen Bund
oftmals zu erneuern. Denn da du den Bund in keiner anderen Weise geschloßen hast, als dadurch, daß du deinem Gott
| und Herrn das heilige Versprechen gabst, dem Teufel, seinen Werken und seinem Wesen zu entsagen, und in treuem Glauben an dem HErrn zu hangen, Versprechungen aber ihrer Natur nach wiederholbar sind, ja wiederholt werden müßen, so ist es offenbar, du erneuerst immer deinen Bund, so oft du die Versprechungen erneuerst; du hast auch die Erlaubnis dazu, weil es gar nicht anders sein kann. Auch wenn du mit unwandelbarer Treue deinen Bund hieltest, müßte es dir eine selige, erweckliche und stärkende Uebung sein, ihn wieder zu erneuern. Nun du aber alle Tage gegen deinen Bund handelst, und vielleicht nichts weniger thust, als was du dem HErrn in deiner Taufe gelobt hast, muß dich ja doch dein Herz voll Leid und Reue drängen und treiben, zu dem unwandelbar treuen Bundesgott täglich wiederzukehren, täglich neu dein Versprechen abzulegen, durch tägliche Reue und Buße den alten Adam in dir zu tödten, und täglich wieder emporzukommen, ein neuer Mensch, der in Gerechtigkeit und Reinigkeit vor Gott lebe.
IV.
Diese meine Ermahnungen zur Erneuerung des Taufbundes könntest du nun aber mit einer Reihe
trauriger Gedanken beantworten. „Ich habe meine Reue, so könntest du sagen, und meinen Entschluß der Beßerung vor Gott, meinem Herrn, schon so oft ausgesprochen, ohne daß es eine nachhaltige und beßernde Kraft gehabt hätte, daß ich nun nicht mehr den Muth habe, aufs neue zu versprechen. Was hilft die Erneuerung meiner Vorsätze, wenn ich doch nur immer wieder zu Schanden werde und vor Gott und dem eigenen Gewißen als ein Lügner bestehe. Wird sich auch Gott, der HErr, mit bloßen Worten eines schwachen, wankelmüthigen und ungetreuen Menschenkindes befriedigen? Ich kann es wohl begreifen und habe es auch schon gefühlt, wie süß und angenehm es ist,
| als ein verlornes Kind zu dem himmlischen Vater zurückzukehren; aber wenn man es immer aufs neue mit so wenigem Erfolge thut, wie ich, so geräth man in die Anfechtung, ob man nicht von Gott anstatt erhört vielmehr verlaßen sei.“ So könntest du sagen und noch lange so zu reden fortfahren. Auch kenne ich selbst diese Sprache eines verzagenden Herzens aus eigener Erfahrung so wohl, daß ich an deiner Statt selbst fortfahren könnte, wenn ich wollte. Vielleicht würde dann meine Rede und Erfahrung der deinen so ähnlich sehen, daß du dich befriedigter fühltest, als wenn ich dir einen beßeren Dienst leistete; denn es liegt bei dem Austausch derselben Gefühle und Erfahrungen für die Menschen ein arger Selbstbetrug ganz nahe, weil das scheint wahr und richtig zu sein, was man nicht allein selbst, sondern in Uebereinstimmung mit andern Menschen erfährt und ausspricht. Aber das mag nun sein, wie es will, so darf ich dich doch nicht meine Ermahnung durch den Ausspruch solcher und ähnlicher Bedenken zurückweisen laßen. Gesetzt, du hättest von der oftmaligen Erneuerung deines Taufbundes weiter gar keinen Nutzen als den, deine Schwachheit und deine Untreue immer und immer wieder recht bitter zu empfinden; so wäre ja das am Ende recht gut, und gar nichts anders, als das tägliche Sterben deines alten Adams, dem allerdings todweh wird, wenn es alle Tage sonnenklar hervortritt, daß er nichts Gutes vermag. Und ferner, gesetzt, du kämest bei allen deinen eigenen Vorsätzen zu keiner eigenen Gerechtigkeit, was ja auch nicht sein soll, da es keine eigene Gerechtigkeit des Menschen gibt; so läge doch in dem immer erneuten Versprechen der immer erneute Ausspruch eines bereits gebeßerten Willens. Wärest du denn weiter im Guten, wenn du aufhörtest, zu versprechen, und etwa auch aufhörtest zu reuen, wenn du an die Stelle der Reue und des Versprechens eine stumpfe Gleichgiltigkeit setzest und nun alles gehen ließest, wie es könnte, ohne dich weiter
| darum zu bekümmern? Ist nicht der immer neue Ausspruch der Reue und eines gewissen Verlangens nach Beßerung noch ein Zeichen vorhandenen Lebens, während gleichgiltige Stumpfheit weiter nichts wäre, als der fahle Tod? Darum wende dich nicht von dem Heerde deines Lebens ab, sondern setze nur immer aufs neue die tägliche Reue und das tägliche Versprechen der Beßerung fort; versäume aber nur nicht zwei nöthige Dinge, durch welche sich alles ändert:
- 1) Wenn du täglich deine Sünde und den Mangel deiner Treue inne wirst, so wie es etwa auch einem erwachsenen Täufling geschieht, daß er bei der Taufe sein volles Elend spürt; so tauche in Geist und Wahrheit in deine Taufe unter, wasche dich in ihren Kräften von deiner Schuld, ergreife die Vergebung und Unschuld Jesu als das Westerhemd der Gerechtigkeit, welches du unverloren behalten und bringen sollst zu deinem ewigen Richter, wenn er kommen wird. Das ist die Kraft des Bundes, in dem du durch die Taufe mit deinem Gott stehst, daß du dich seiner Huld in Christo Jesu allezeit getrösten und versichert sein darfst, daß nichts Verdammliches an dir und allen ist, die bei allen menschlichen Gebrechen dennoch im puren Glauben an Christo Jesu hangen.
- 2) Zweitens, wenn du also in dir traurig, aber in Christo fröhlich, nun auch gerne heilig möchtest leben, deines Christus und Gottes würdig wandeln, so rufe Gott den Vater in Christo Jesu, um seinen heiligen Geist und deßen Hilfe zur Heiligung an. Da wird er „eilen, sein Vermögen deiner Schwachheit beizulegen.“ Denn die eigene Kraft vermag nichts, aber wenn sich der durch Gott erneute Wille mit den Kräften des heiligen Geistes vereinigt, was im gläubigen Gebet geschieht, dann wird möglich,| was zuvor unmöglich war, und man vermag durch die übernatürliche Kräftigung, was die Natur niemals vermag. Man kann dann allmählich, was man soll, und wenn man auch nicht mit einem Male ein Baum wird, der sich unter der Last seiner schönen Früchte beugt, so beginnt man doch Frucht zu tragen; es zeigt sich eine und die andere Frucht, die vermöge ihrer Güte dennoch Beweises genug ist, daß es mit dem Menschen anders, daß der Dornstrauch durch die göttliche Macht ein Feigenbaum geworden ist.
Wenn du diese beiden Stücke nicht vergißest, sondern sie treulich übst, so wirst du je länger je mehr mit Freudigkeit bei der täglichen Erneuerung deines Taufbundes das Versprechen leisten können, und das allmählich sich einstellende Gelingen wird dir Muth geben, bei täglicher Reue und Buße, in immer neuer Erfahrung großer Schwachheit, dennoch aber auch in gewisser Hoffnung auf die Kraft des heiligen Geistes immer neu und immer fruchtbarer zu versprechen.
V.
Nachdem du also ermahnt bist, deinen Taufbund täglich zu erneuen, bitte ich dich, die
feierliche, anbetende Form bei diesem täglichen Geschäfte ja nicht zu scheuen, sondern im Gegentheile sie mit allem Eifer einzuhalten, denn auch sie hat ihren großen Segen. Wenn du deinen Taufbund erneuern willst, so thue es mit dem Ernste, der sich für eine Handlung geziemt, welche du vor den Augen des Allerhöchsten ihm gegenüber und in der Absicht verrichtest, ein bereits bestehendes Verhältnis des Bundes mit ihm zu befestigen. Gott ist allezeit gegenwärtig, aber du bist nicht allezeit bei und vor ihm; darum rufe deine Seele dadurch wach, daß du zu ihr sprichst, wie man im Liede sagt: „Gott ist gegenwärtig, laßet uns anbeten.“ Ein
| solcher Ruf ist keineswegs vergeblich, sondern er dient der müden trägen Seele, noch gewisser aber der wachen und willigen vortrefflich dazu, sich in die rechte Lage und in die rechte Stimmung zu bringen. Stehst du dann geistlich vor Gott, deinem Herrn, dann beginne auch zu ihm zu reden als ein echtes Bundeskind. So wie du anfängst, zu ihm zu sprechen, wirst du merken, daß du nicht allein bist, sondern daß „der Herr höret.“ Es ist ein seliges Geheimnis, deßen Pforten jedem offen stehen, in die Gemeinschaft mit Gott, dem HErrn, zu kommen. Man darf ihn nur anreden, so spürt man, daß er lebt, daß er gegenwärtig ist, daß er hört. Je ernstlicher man mit ihm zu handeln beginnt, desto mehr entflieht das Gefühl der Einsamkeit, desto mehr wächst die Gewißheit, daß man nicht bloß rede, sondern handele, daß der König der unsichtbaren Welt dem armen Sünder begegnet, der sich nach Vereinigung mit ihm sehnt. Das Gefühl der Gemeinschaft, das Bundesgefühl, wird gestärkt und groß gezogen durch die Uebung der feierlichen, ich möchte sagen, gottesdienstlichen Erneuerung des Taufbundes. Also wohlan, erneuere deinen Taufbund an jedem Morgen, ehe du dein Tagewerk beginnst; du kannst deinen Tag nicht beßer anfangen, als durch Rückkehr zu deiner Taufe. Auf den folgenden Seiten findest du Gebete zur Erneuerung deines Taufbundes, welche du gebrauchen kannst. Auch durch sie versuche ich dir zu dienen. Möge der HErr deine Willigkeit, dir dienen zu laßen, reichlich segnen.
| Tägliche Erneuerung des Taufbundes eines frommen Christen mit Gott.
1.
O Du allerheiligste Dreifaltigkeit, ich erneure hiemit den Bund meiner heiligen Taufe und sage heute und allezeit ab dem Teufel und allen seinen Werken und allem seinen Wesen, der gottlosen, bösen Welt und meinem sündlichen Fleisch und Blut. Ich ergebe mich Dir auf’s neue, o Gott Vater, Sohn und heiliger Geist, mit Leib und Seele, ich befehle Dir meine und der lieben Meinigen zeitliche, geistliche und ewige Wohlfahrt.
O Gott, mein Vater, ich überlaße mich gänzlich Deiner Fürsorge, Barmherzigkeit, Liebe und Treue.
O Herr JEsu Christe, mein treuester Wächter, ich wickle mich ein in Dein vollgültiges Verdienst, Blut, Wunden und selige Gemeinschaft.
O HErr Gott, heiliger Geist, mein liebreichster Tröster, ich befehle mich gänzlich in Deine Regierung, Kraft, Licht und Trost.
O dreieiniger Gott, Du bist mein, ich bin Dein; Du mein Vater, ich Dein Kind; Du mein Hirte, ich Dein Schäflein; Du mein HErr, ich Dein Eigenthum. Ach mein Gott, wie kann ich Dir genugsam danken, daß Du mich armen sündhaften Menschen so hoch gewürdiget und mich durch die gnadenvolle Wiedergeburt des Sacraments der heiligen Taufe in den seligen Christen-Stand gesetzt hast! Ach bewahre und erhalte mich in demselbigen bis an mein seliges Ende! Gieb mein Gott, daß ich mich deßen wider Teufel, Welt, Sünde und Tod allezeit tröste, denselben weit höher achte, als alle weltliche Ehre und irdische Hoheit, nach demselben ein heiliges und gottseliges Leben zu führen mich befleißige und endlich als ein wahrer Christ selig sterbe. Das verleihe mir, Gott Vater, um Deines geliebten
| Sohnes JEsu Christi willen in Kraft des heiligen Geistes! Dir dreieiniger Gott sei Ehre, Preis und Dank in Ewigkeit! Amen.
2.
Allwissender Herr und Gott, vor deßen Angesicht ich trete, um meinen Taufbund zu erneuern, ich bekenne Dir vor allen Dingen meine schwere Schuld und alle die großen Sünden, welche ich von meiner Jugend auf bis auf diese Stunde gegen meinen Taufbund gehäuft und damit meine arme Seele belastet habe. Ich habe dem Teufel, seinen Werken und seinem Wesen nicht bloß bei meiner Taufe, sondern auch hernach oftmals ernstlich und feierlich entsagt, und dann doch wieder zu vielen tausend Malen den Willen meines Erzfeindes gethan, und mich in seinen Werken und bei seinem Unwesen finden laßen, wie wenn ich Dir nie etwas
versprochen hätte, mein Gott und mein HErr, und niemals im Ernste von dem Reiche der Finsternis abgetreten wäre. Auch habe ich Dir oftmals meinen Glauben an Deinen dreieinigen Namen bekannt und hernach doch wieder in den täglichen Werken meines Berufes Dein vergeßen, mein Gott und mein HErr, wie wenn Du nicht mein Gott wärest und mein HErr, und wie es mir niemals Ernst gewesen wäre, Dir meine Seele zu übergeben und mich an Dich zu hängen. Daher habe ich auch allezeit ein böses Gewißen vor Dir, mein Gott, und Dein Geist straft mich oftmals innerlich um der Bundesbrüchigkeit willen, die ich mir gegen Dich habe zu Schulden kommen laßen. Dazu verhöhnt mich auch der Feind meiner Seligkeit, und ich höre oft in mir seine Stimme, die mir versichern will, ich sei nicht Dein, und Du seist nicht mein, weil ich Deinen Bund so oft und schnöde übertreten habe. Auch sagt mir mein eigenes Herz, daß meine Zukunft von meinetwegen gewis nicht anders sein werde, als meine Vergangenheit, und daß ich heute nicht weniger bundbrüchig
| sein werde, als ich es gestern gewesen bin, ja daß ich ohne Deine übernatürliche Hülfe und ohne die Kraft Deines heiligen Geistes immerdar sein werde ein unfruchtbarer Dornenstrauch, welcher Dir die verheißenen guten Früchte zu tragen niemals im Stande sein wird. Aber, o HErr und großer Gott, sei meine Vergangenheit gewesen, wie sie wolle, und meine Zukunft unsicher, wie sie es ja wirklich ist, so will ich mich dennoch in der Gegenwart nicht abhalten laßen, aufs neue zu Dir zu fliehen, und den Anspruch eines guten Gewißens zu Dir zu erheben. Ich habe für meine Vergangenheit kein gutes Gewißen, aber für meine Gegenwart habe ich es und weiß gewis, daß ich Dir ewig vereinigt sein und bleiben will. Darum laße ich mich auch weder von der schmerzlichen Reue über das, was dahinten liegt, noch von der Furcht in Anbetracht der Zukunft abhalten, sondern ich komme zu Dir auf Dein Wort hin, damit Du versprochen hast, nicht von Dir zu stoßen, die zu Dir kommen, und erneure hiermit von Grund meiner Seele und in tiefem Verlangen nach Dir, Du einziges und höchstes Gut aller Auserwählten, meinen Taufbund, wie ich es oft gethan.
Ich ent- und widersage hiemit feierlich vor Deinem Angesichte dem Teufel, dem Fürsten und Gott dieser Welt, der es heute noch ist, wie sonst, und in dem mit Besemen gekehrten Hause der Christenheit grauenvoller zu herrschen und zu wüsten begehrt, als unter den Heiden, auch nichts anders vorhat, als die Aufrichtung der schädlichsten Abgötterei.
Ich entsage seinen Werken und will nichts zu schaffen haben mit allem, was er auf Erden stiftet und einführt zur Erreichung seines gräulichen Zweckes. Insonderheit entsage ich aller Abgötterei, die sich regt, aller Menschenvergötterung, aller Zauberei und Lüge, Heuchelei und Gleißnerei.
Ich entsage dem Pompe, dem Wesen, dem Unwesen des Teufels und allen Freuden der Welt, durch welche und unter welchen er die Menschen seinem Ziele entgegenführt.
| Dagegen aber glaube ich und hänge mich glaubend an den Vater, der mich erschaffen hat, der mich versorgt, beschirmt und meinen Lauf regiert. Ich glaube und hänge mich an den Sohn Gottes und Marien, der mich mit seinem theuren Blute erlöst und zu seinem Eigenthum gemacht hat, – an den hohen Priester, der für mich sorgt und betet, und mich durch die Kraft seines Blutes alle Tage entsündigt, – an den guten Hirten, der uns arme Schafe weidet, an den König, unter dem ich ewig leben will.
Ich glaube an den HErrn, den heiligen Geist, und ergebe mich ganz und gar von Herzensgrund ihm, dem Meister meines innern Lebens, der mich berufen und zu seiner Kirche gesammelt hat, der mich erleuchtet und im rechten Glauben heiligt, der mein Gericht hinausführt zum Sieg, mich aus seiner Hand und Arbeit nicht läßt, sondern also bereitet, daß ich zum Anschauen meines Gottes kommen kann.
Ich glaube an den dreieinigen ewigen Gott. Ihm ergebe ich mich ganz und gar mit Leib und Seele. Auf ihn traue ich. Ihn liebe ich und will ich lieben, wie ich nicht anders liebe und lieben kann. Von ihm will ich nie geschieden werden, sondern er scheide mich selbst ewig von allem, was mich von ihm scheidet, und erhalte mich bei dem Einigen, daß ich seinen Namen fürchte und liebe, daß ich, es gehe wie es will, sein Eigenthum sei und bleibe, sein Bundeskind, und er mein Bundesgott.
Also erneuere ich feierlich meinen Bund mit Dir, o Gott, und bitte Dich, Du wollest ihn auch erneuert sein laßen und ihn bestätigen, und, wie ich auf Erden, so Du selbst im Himmel sprechen ein Ja und Amen, es soll also geschehen.
|
Ich bin getauft auf Deinen Namen,
Gott Vater, Sohn und heil’ger Geist;
Ich bin gezählt zu Deinem Samen,
Zum Volk, das Dir geheiligt heißt;
Ich bin in Christum eingesenkt,
Ich bin mit seinem Geist beschenkt.
Du hast zu Deinem Kind und Erben,
Mein lieber Vater, mich erklärt;
Du hast die Frucht von Deinem Sterben,
Mein treuer Heiland, mir gewährt;
Du willst in aller Not und Pein,
O guter Geist, mein Tröster sein.
Doch habe ich Dir auch Furcht und Liebe,
Treu und Gehorsam zugesagt;
Ich habe mich aus reinem Triebe
Dein Eigentum zu sein gewagt;
Hingegen sagt ich bis ins Grab
Des Satans schnöden Werken ab.
Mein treuer Gott, auf Deiner Seite
Bleibt dieser Bund wohl feste stehn;
wenn aber ich ihn überschreite,
So laß mich nicht verloren gehn;
Nimm mich, Dein Kind, zu Gnaden an,
Wenn ich hab einen Fall getan.
Ich gebe Dir, mein Gott, aufs Neue
Leib, Seel und Herz zum Opfer hin;
Erwecke mich zu neuer Treue
Und nimm Besitz von meinem Sinn;
Es sei in mir kein Tropfen Blut,
Der nicht, HErr, Deinen Willen thut.
|
Weich, weich, du Fürst der Finsternissen,
Ich bleibe mit dir unvermengt;
Hier ist zwar ein befleckt Gewißen,
Jedoch mit JEsu Blut besprengt.
Weich, eitle Welt, du Sünde, weich;
Gott hört es, ich entsage euch.
Laß diesen Vorsatz nimmer wanken,
Gott Vater, Sohn und heilger Geist;
Halt mich in Deines Bundes Schranken,
Bis mich Dein Wille sterben heißt;
So leb ich Dir, so sterb ich Dir,
So lob ich Dich dort für und für.