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Von täglicher Erneuerung des Taufbundes.


I.

 1. Petr. 3, 21. lesen wir, daß die Taufe sei der Bund eines guten Gewißens mit Gott. Die Uebersetzung des griechischen Wortes mit „Bund“ entspricht der in der Kirche vorhandenen Auffaßung der Taufe, nach welcher der Täufling in ihr mit seinem Gott und sein Gott mit ihm ebensowohl einen Bund schließt, als es im alten Testamente zwischen Gott und dem jüdischen Knaben durch die Beschneidung geschah. Man hat dasselbige Wort auch gerne übersetzt: „Fragbund“, und man hatte gewissermaßen recht, weil das griechische Wort geradezu „Anfrage“ übersetzt werden konnte, „Anfrage eines sehnsüchtigen Herzens und guten Gewißens an Gott.“ Man fand ganz richtig, daß der Bund des Täuflings mit Gott durch Frage und Antwort bei der Taufe geschloßen wird; denn der Täufling gibt ja durch dreimalige Antwort auf die Fragen der Entsagung, so wie durch dreimalige auf die Fragen nach dem Glauben Gott dem HErrn sein Versprechen, welches ihm dieser durch die Ausgießung seines heiligen Geistes in der Taufe und durch alles das beantwortet, was überhaupt dem Menschen in der Taufe geschieht. Du hast also, mein Kind, durch deine Pathen allerdings einen Bund mit Gott, deinem HErrn geschloßen und wirst nur fragen, wie du es zu nehmen habest, daß dieser Bund der Bund eines guten Gewißens heißt, da doch der Mensch niemals ein gutes Gewißen gegen den HErrn seinen Gott habe? Die Antwort ist nicht sehr schwer. Hat gleich der Mensch Gotte gegenüber im Allgemeinen nie ein gutes Gewißen,