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darum zu bekümmern? Ist nicht der immer neue Ausspruch der Reue und eines gewissen Verlangens nach Beßerung noch ein Zeichen vorhandenen Lebens, während gleichgiltige Stumpfheit weiter nichts wäre, als der fahle Tod? Darum wende dich nicht von dem Heerde deines Lebens ab, sondern setze nur immer aufs neue die tägliche Reue und das tägliche Versprechen der Beßerung fort; versäume aber nur nicht zwei nöthige Dinge, durch welche sich alles ändert:

1) Wenn du täglich deine Sünde und den Mangel deiner Treue inne wirst, so wie es etwa auch einem erwachsenen Täufling geschieht, daß er bei der Taufe sein volles Elend spürt; so tauche in Geist und Wahrheit in deine Taufe unter, wasche dich in ihren Kräften von deiner Schuld, ergreife die Vergebung und Unschuld Jesu als das Westerhemd der Gerechtigkeit, welches du unverloren behalten und bringen sollst zu deinem ewigen Richter, wenn er kommen wird. Das ist die Kraft des Bundes, in dem du durch die Taufe mit deinem Gott stehst, daß du dich seiner Huld in Christo Jesu allezeit getrösten und versichert sein darfst, daß nichts Verdammliches an dir und allen ist, die bei allen menschlichen Gebrechen dennoch im puren Glauben an Christo Jesu hangen.
2) Zweitens, wenn du also in dir traurig, aber in Christo fröhlich, nun auch gerne heilig möchtest leben, deines Christus und Gottes würdig wandeln, so rufe Gott den Vater in Christo Jesu, um seinen heiligen Geist und deßen Hilfe zur Heiligung an. Da wird er „eilen, sein Vermögen deiner Schwachheit beizulegen.“ Denn die eigene Kraft vermag nichts, aber wenn sich der durch Gott erneute Wille mit den Kräften des heiligen Geistes vereinigt, was im gläubigen Gebet geschieht, dann wird möglich,