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und Herrn das heilige Versprechen gabst, dem Teufel, seinen Werken und seinem Wesen zu entsagen, und in treuem Glauben an dem HErrn zu hangen, Versprechungen aber ihrer Natur nach wiederholbar sind, ja wiederholt werden müßen, so ist es offenbar, du erneuerst immer deinen Bund, so oft du die Versprechungen erneuerst; du hast auch die Erlaubnis dazu, weil es gar nicht anders sein kann. Auch wenn du mit unwandelbarer Treue deinen Bund hieltest, müßte es dir eine selige, erweckliche und stärkende Uebung sein, ihn wieder zu erneuern. Nun du aber alle Tage gegen deinen Bund handelst, und vielleicht nichts weniger thust, als was du dem HErrn in deiner Taufe gelobt hast, muß dich ja doch dein Herz voll Leid und Reue drängen und treiben, zu dem unwandelbar treuen Bundesgott täglich wiederzukehren, täglich neu dein Versprechen abzulegen, durch tägliche Reue und Buße den alten Adam in dir zu tödten, und täglich wieder emporzukommen, ein neuer Mensch, der in Gerechtigkeit und Reinigkeit vor Gott lebe.


IV.

 Diese meine Ermahnungen zur Erneuerung des Taufbundes könntest du nun aber mit einer Reihe trauriger Gedanken beantworten. „Ich habe meine Reue, so könntest du sagen, und meinen Entschluß der Beßerung vor Gott, meinem Herrn, schon so oft ausgesprochen, ohne daß es eine nachhaltige und beßernde Kraft gehabt hätte, daß ich nun nicht mehr den Muth habe, aufs neue zu versprechen. Was hilft die Erneuerung meiner Vorsätze, wenn ich doch nur immer wieder zu Schanden werde und vor Gott und dem eigenen Gewißen als ein Lügner bestehe. Wird sich auch Gott, der HErr, mit bloßen Worten eines schwachen, wankelmüthigen und ungetreuen Menschenkindes befriedigen? Ich kann es wohl begreifen und habe es auch schon gefühlt, wie süß und angenehm es ist,