Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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etruskischer Gott in Inschriften
Band II A,2 (1923) S. 1324
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Selvans (śelvans). Ein etruskischer Gott, den wir aus einer Reihe von Inschriften kennen. Die Weihinschriften von fünf Bronzestatuetten enthalten die Formen: selvansl Fabretti CII 78. 2334. CIE 2403; śelvan(sl) CIE 1552; selvanśl CIE 438. śelvaśl findet sich auf einem Ossuarium aus Perusia CIE 4446, selva in der achten Region des templum von Piacenza. Selva ist auch die Aufschrift eines Bronzestabes aus Todi, Fabretti CII 98, und darf wohl auch auf den Gott bezogen werden. Die Statuen, die den Namen des Gottes enthalten, stellen knabenhafte oder männliche Gestalten dar, mit Ausnahme derjenigen mit Inschrift CIE 438, die eine weibliche Figur zeigt (vgl. Näheres und Publikationen Pauli Myth. Lex. IV 656ff). Dem Selva der Bronzeleber entspricht in Region 8 bei Martianus Capella eine sonst unbekannte Gottheit veris fructus, die keinerlei Rückschlüsse auf die Funktion des selvans verstattet (vgl. Thulin Die Götter des Martianus Capella und die Bronzeleber von Piacenza, RVV 29 und a. a. O.). Sprachlich liegen in selvansl und Nebenformen die dem Etruskischen eignenden ,Genitive‘ auf -l vor, aus denen *selvans erschlossen werden darf, = fufluns, neθuns, cilens: fuflunsl, neθunsl, cilensl. Selva: *selvans hat Parallelen etwa in leta: leθan, leθn, leθms, leθns der Bronzeleber (vgl. Thulin 42f.). Etymologisch ist s. häufig mit dem Gott Silvanus verbunden worden (vgl. Deecke Etrusk. Forsch. IV 54. Pauli 658ff.). Lautlich ist die Verknüpfung durchaus möglich. W. Schulze ZGLE 371 stellt selva des Bronzestabes, Fabretti 98 und die Gentilicien selvaθre, selvaθri (über deren theophoren Ursprung vgl. Pauli Bezz. Beitr. XXV 218) zu dem lateinischen Eigennamen Silva und verwandten. Zur Bildung erinnere man sich an etruskisch neθuns: lateinisch Neptunus. Aber es läßt sich keinerlei Anhaltspunkt für eine Wesensgleichheit der Götter s. und Silvanus gewinnen, und der Gleichklang der Namen kann auf Zufall beruhen. So ist denn Paulis Myth. Lex. gegebene Etymologie durchaus hypothetischer Natur. Er stellt selvans-Silvanus zu griechisch Σεληνὸς ⟨*Σελϝηνος. In den Σεληνοί sieht er mit Preller-Robert (Griech. Mythol. I4 729 und a. a. O.) dem kleinasiatischen Sagenkreise angehörige Wasserdämonen (s. auch das ungriechische Suffix -ηνος!). Dem ,pelasgisch-etruskischen Wort‘ würde dann, neben den Silenen auch Silvanus in sekundärem Bedeutungswandel zum Waldgott, seinen Ursprung verdanken.

[Fiesel. ]