4) A. Ofilius (bei Cicero stets ohne Vornamen) war als Jurist einer der Jünger des Ser. Sulpicius Rufus (u. Bd. IV A S. 851ff.), stand auch mit A. Cascellius (o. Bd. III S. 1634ff.), C. Trebatius Testa (u. Bd. VI A) und anderen dieses Kreises in Verbindung, war gleich ihnen ein Anhänger Caesars (familiarissimus), lehnte aber den Eintritt in die politische Laufbahn ab und blieb im Ritterstande (Pompon. Dig. I 2, 2, 44). Mit jenen beiden Altersgenossen und Fachgenossen vergleicht ihn Pompon. 45: Trebatius peritior Cascellio, Cascellius Trebatio eloquentior fuisse dicitur, Ofilius utroque doctior; als seine Schüler bezeichnet er Q. Aelius Tubero (46. o. Bd. I S. 537) und C. Ateius Capito (47. o. Bd. II S. 1904ff.). In Ciceros Gesichtskreis taucht O. erst unter Caesars Herrschaft auf, doch jene seine persönlichen und beruflichen Beziehungen beweisen, daß alle Erwähnungen eines O. bei Cicero auf ihn gehen müssen: Im Sommer 709 = 45 war er bei der Regulierung der Erbschaft des M. Cluvius beteiligt (Cic. ad Att. XIII 37, 4: zusammen mit Caesars Vertreter L. Cornelius Balbus s. o. Bd. IV S. 120f. 1266), im Sommer 710 = 44 bei dem Anspruch des P. Silius auf die Erbschaft der Tur-pilia (Cic. fam. VII 21 an Trebatius s. u. Bd. IIIA S. 72, 3lff.) und im Herbst bei einem nicht näher bekannten Geschäft (ebd. XVI 24, 1 an Tiro: Ofillio et Aurelio utique satisfiat). Als der einzige bekannte und angesehene O. dieser Zeit wird er auch unbedenklich für den Gemahl einer Frau aus vornehmer Familie zu halten sein, die ein ungewöhnlich hohes Alter erreichte. Plin. n. h. VII 158 zählt auf: Livia Rutili LXXXXVII annos excessit (o. Bd. XIII S. 899f. Nr. 34), Statilia Claudio principe ex nobili domo LXXXXVIIII (u. Bd. III A S. 2207f. Nr. 40), Terentia Ciceronis CIII (u. Bd. V A S. 714), Clodia Ofili CXV, haec quidem etiam enixa quindeciens. Die Quelle des Plinius außer für die von ihm eingefügte Statilia ist erhalten, nämlich Val. Max. VIII 13, 6, doch bietet bei ihm die eine Hs. Clodia Auli f. und die andere von erster Hand: Clodia Aulifi und von zweiter Hand Auli filia; die Herausgeber führen seit Pighius die Nebenform von O.: Clodia Aufili ein, doch das Richtige ist gewiß: Clodia A. Ofili oder Ufili vgl. Nr. 6). Die Reihenfolge der drei Frauen bei Val. Max. war weniger durch die Lebensdauer bestimmt, was Plinius zur Einfügung der vierten 99jährigen zwischen die erste 97jährige und die zweite 103jährige veranlaßte, als durch die Lebenszeit oder vielmehr Todeszeit. Clodia starb noch später als Terentia, unter Augustus oder Tiberius (vgl. den Tod der mehr als 90jährigen Iunia Cassi Tac. ann. III 76; o. Bd. X S. 1114 Nr. 206) und lange Jahre nach ihrem – vielleicht nicht einzigen – Gemahl O., was gut zu der Lebenszeit des Juristen A. Ofilius paßt. Es steht nichts im Wege, in ihr eine Nichte oder Enkelin des kinderreichen Ap. Claudius Pulcher, Consuls 675 = 79, zu sehen, dessen drei Töchter ebenfalls die Namensform Clodia bevorzugten und etwas
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unter ihrem Stande heirateten (o. Bd. III S. 2666. 2849. IV S. 105ff. Röm. Adelsparteien 255f. 274). Seinen Namen hat O. allerdings nicht durch seine verwandtschaftlichen und freundschaftlichen Beziehungen verewigt, sondern durch seine bedeutenden Leistungen in der Rechtswissenschaft: libros de iure civili plurimos et qui omnem partem operis fundarent reliquit (Pompon. 44. Sammlung der beträchtlichen Überreste bei Bremer Jurisprud. Antehadr. I 330–357).