Ialemos (Ἰάλεμος), Personifikation jener ἰάλεμοι-Totenklagen, die von Dichtern oft erwähnt (z. B. Aischyl. Suppl. 107. Eurip. Phoin. 1033. Troad. 1304 Suppl. 281. Orest. 1390. Rhes. 895, Apoll. Rhod. IV 1304. Theokrit 15, 98), von Grammatikern als ,Lied im Leid‘, ᾠδὴ ἐν πένθεσι bezw. θρῆνος (z. B. Aristoph. bei Athen. XIV 619 b. Apollod. bei Schol. Theokrit 10, 41) bezeichnet werden. Er gilt als Sohn des Apollon und der Muse Kalliope (Schol. Apoll. Rhod. IV 1304. Hesych. Suid. Etym. M.) und Bruder des Linos, Hymenaios und Orpheus (Schol. Eurip. Rhes. 895 nach Asklepiad. Tragodum.; ähnlich schon Pind. frg. 139, bei dem Orpheus allerdings Sohn des Oiagros heißt). Andere hielten den
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ἰάλεμος für identisch mit dem λίνος und damit auch die beiden Eponymoi dieser Lieder, I. und Linos für identisch (Schol. Eurip. Orest. 1390). Als I. in der Jugendblüte von schwerer Krankheit dahingerafft wurde (Pind. frg. 139; Schol. Eurip. Rhes. 895), ward die Totenklage der Mutter das erste ἰάλεμος-Lied. Sein Name ist unzertrennlich von Weh und Tod; daher wird er von den Lexikographen als κακοδαίμων bezeichnet und Ausdrücke wie ψυχρότερος Ἰαλέμου und οἰκτρότερος Ἰαλέμου waren sprichwörtliche Wendungen (vgl. z. B. Hesych. s. Ἰάλεμος und ἰαλεμώδη. Suid. Etym. M. Zenob. IV 39. Eustath. Hom. Il. 636, 59. Apostol. V 67. Append. prov. 3, 24).