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Galbanum, Mutterharz. Diese heute höchstens noch zu zerteilenden Pflastern und Salben sowie zur Bereitung von Kitten gebräuchliche Droge stammt nach den neuesten Angaben von mehreren Umbelliferen Persiens und Afghanistans (Ferula galbaniflua Boissier et Buhse = Peucedanum galbanifluum H. Baillon und deren var. Aucheri, dann Ferula rubricaulis Boiss. = Peucedanum rubr. H. Baill. und Ferula Schaïr Bge.; vgl. Dragendorff Die Heilpflanzen 495. J. Wiesner Die Rohstoffe des Pflanzenreiches I2 198. F. A. Flückiger Pharmakognosie des Pflanzenreiches3 62ff., wo auch weitere Literatur, Beschreibungen und Analysen zu finden sind). Das im europäischen Handel erscheinende G.-Harz bildet nach Wiesner entweder kleine ... Körner oder größere, wahrscheinlich aus kleineren Stücken zusammengeknetete Massen von ziemlich gleichartiger, grünlichbrauner Farbe, wachsartigem Glanze, durchdringendem, an gelbe Rübe erinnerndem Geruch und bitterem, terpentinartigen Geschmack. Länger gelagert nimmt das G. eine aus Grün in Orange übergehende bräunliche Farbe an. Auf frischer Bruchfläche ist es gelblich bis weiß, glänzt, wird aber bald matt. Der Bruch ist muschelig. Schon der altisraelitische Gottesdienst gebraucht ein Rauchwerk Chelbenah, χαλβάνη (Exod. XXX 34. Jes. Sir, XXIV 21); die Hippokratiker verwenden ein χαλβάνη genanntes Harz hauptsächlich bei Frauenleiden in Form von Räucherungen und Pessarien (Littré II 455. 465. VI 347. VII 372. 414. VIII 165. 173. 219. 425). Theophrastos setzt χαλβάνη nebst βάλσαμον unter die δάκρυα (h. pl. IX 1, 2), es hat einen unangenehmen und arzneiähnlichen Geruch und stammt gleichfalls aus Syrien von dem sog. Panakes (h. pl. IX 7, 2). Der Saft des Panakes, die sog. χαλβάνη, wird verwendet gegen Fehlgeburten, gegen Krämpfe und ähnliche Schmerzen, ferner gegen Leiden der Ohren- und Stimmorgane (h. pl. IX 9, 2). Nikandros (Schneider Nikandrea) nennt theriak. 52 die χαλβάνη βαρύοδμος und spricht 938 von ῥίζαι χαλβανίδες und alexipharm. 555 von einer ῥίζα χαλβανόεσαα, was die Scholien als ῥίζα χαλβάνης erklären. Auch nach Dioskurides mat. med. III 83 W. (87 Spr.) ist es der Saft einer in Syrien wachsenden Dolde, welche einige μέτωπον nennen.
,Als bestes G. gilt das, welches weihrauchähnlich, körnig, rein, fettig, holzfrei ist und etwas von der Frucht und der Staude beigemengt enthält, einen starken Geruch hat, weder sehr feucht
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noch ganz trocken ist. Es wird verfälscht durch Zusatz von Harz, Bohnenmehl und Ammoniakum. Es hat erwärmende, brennende, reizende und verteilende Kraft. Im Zäpfchen und in der Räucherung angewandt befördert es die Menstruation und treibt den Fötus aus. Mit Essig und Natron aufgestrichen vertreibt es Leberflecken und wird getrunken gegen alten Husten, Atemnot, Asthma, innere Rupturen und Krämpfe. Mit Wein und Myrrhe genommen, ist es ein Gegenmittel gegen Gift; es stößt auch in gleicher Weise genommen den toten Fötus aus, auch wird es gegen Seitenschmerzen und Furunkel aufgelegt. Epileptische, von Mutterkrämpfen und Schwindel Befallene regt es als Riechmittel an. Wilde Tiere verscheucht es, wenn es zur Räucherung angezündet wird und schützt die damit Eingesalbten vor Bissen. Schlangen tötet es, wenn es mit Bärenklau und Öl in deren Nähe gebracht wird; Zahnschmerz lindert es herumgestrichen oder in den hohlen Zahn gesteckt. Es scheint aber auch Harnverhaltung zu bewirken. Zu Tränken wird es aber mit bitteren Mandeln und Wasser oder Raute oder Honigmet oder warmem Brote gemischt; anders mit Mohnsaft, gebranntem Kupfer oder frischer Galle. Gereinigt wird es mittels Kolierens.‘ Celsus nennt es als urintreibendes, Eiterung beförderndes, reizendes, ätzendes und erweichendes Mittel (III 21. V 3. 4. 6. 18, 2); als Umschlag bei Nerven und Gelenkschmerzen wird V 2, 28 galbanum sine surculis gebraucht (W. Frieboes A. Corn. Celsus 609). Scribonius Largus nennt G. als Zusatz sehr vieler Arzneimischungen, ebenso Marcellus Empiricus, Theodorus Priscianus, Pelagonius, Vegetius, Chiron, die Geoponika u. a.
Columella heilt damit (VIII 5) von Schlangen angeblasene Küchlein; dagegen scheint er eine heimische Pflanze zu bezeichnen, wenn er verlangt, daß ein guter Gartenboden noxia galbana succo nicht dulde (X 17). Nach Sueton Galba 3 leiteten einige den Namen Galba davon ab: primus Sulpiciorum cognomen Galbae tulit ... quod oppidum Hispaniae frustra diu oppugnatum inlitis demum galbano facibus succenderit (!). Plinius berichtet (n. h. XXIV 21) im wesentlichen dasselbe wie Dioskurides, doch wächst es ihm (XII 126) in Amano monte e ferula, quam eiusdem nominis resinae modo stagonitim appellant; der Preis des medizinisch-reinen betrug damals in libras 𝈂V. Angezündet verscheucht es die Schnaken aus den Gärten (XIX 180, vgl. Palladius I 35, 8), dient zur Verfälschung des Balsams (XII 121) und bildet einen Bestendteil des
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metopion (XIII 8); vgl. Lukan. Phars. IX 916 (peregrinaque galbana sudant) und Calpurn. ecl. 5, 89. Auch Galen schreibt (XII 153) dem G., das er als Saft einer Doldenpflanze bezeichnet und nach Dioskurides beschreibt, erweichende und verteilende Kraft zu (XIII 957), es erwärmt im dritten Grade, trocknet im zweiten, erweicht verhärtete Stellen und skirrhöse Geschwüre (XI 728. 738), nützt bei Mutterkrämpfen (XIII 320), Pneumonie (XV 858), Fieber (XV 846) u. a. Ihm folgten: Rufus, Oreibasios II 699 (= Synops. II 56). V 78. 79. 640. VI 476 Aetius Amidenus I p. 24. der Aldina von 1534 und Paulus Aegineta VII p. 118 der Aldina von 1528. Alexander Trallianus (ed. Puschmann) gibt G. I 401 gegen Quotidianfieber und Quartanfieber (425), in zusammengesetzten Mitteln gegen Schwerhörigkeit (II 75), zur Beschleunigung der Eiterbildung (115), gegen sog. Ankylosen (541), gegen Husten und Atembeschwerden (157. 159. 177. 185), in einem Erweichungspflaster bei Verhärtungen des Magens (297), ferner als Bestandteil der sog. Undankmedizin (I 423), der Eibischsalbe (517), des Zinnobermittels (557), das Lysiponiummedikamentes (I 589. II 539). Galbane oder chalbane steht auch in dem Verzeichnis kostbarer Einfuhrartikel in Iustinians Pandekten (Meyer Gesch. d. Bot. II 167). Nach Suidas p. 1115 ist χαλβάνη ἀλοιφή τις ἐνεργητικὴ πρὸς ἴππους.
Aus alledem ergibt sich nichts weiteres zur Bestimmung dieses Harzes; was die Alten unter G. verstanden, ist eben nicht mehr zu enträtseln, wahrscheinlich liefen auch verschiedene Drogen unter diesem Namen: jedenfalls aber war es nicht identisch mit dem jetzt so benannten; vgl. Kobert Hist. Stud. V 53 nr. 91 und I 102.