RE:Fornax
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft | |||
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Ofen | |||
Band VII,1 (1910) S. 1–8 | |||
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Fornax. Das Wort bezeichnet Öfen verschiedener Art, und zwar besonders
1. Töpfer- und Ziegelofen (Vitruv. VII 4, 3. Plin. n. h. XXVIII 16. XXXV 163. Fest. 344b 27; κάμινος; Herodot. I 179. Kritias bei Athen. I 28c. Plut. Poplic. 13), bekannt durch zahlreiche Funde in Deutschland, Frankreich und England, weniger in Italien; eine Töpferei mit zwei F. in Pompeii, der kleinere beschrieben von L. Fulvio in Pompei e la regione sotterrata (Napoli 1879) I 280 Taf. II 1. 2. Am besten publiziert und erläutert die deutschen: v. Hefner Röm. Töpferei in Westerndorf, im Oberbayr., Archiv für vaterländ. Gesch. XXII 1863, 1ff. v. Cohausen Nassau. Ann. XIV 1877, 127ff. G. Wolff und O. Dahm Der röm. Grenzwall bei Hanau mit den Kastellen zu Rückingen und Marköbel, 1885, 80ff. Mitt. über röm. Funde in Heddernheim I 1894, 13ff. (Ch. L. Thomas). IV 1907, 90–94 (G. Wolff). G. Wolff Westd. Ztschr. XVIII 1899, 214, 2. 227ff. Ludowici Stempelbilder aus Rheinzabern 151ff. Vgl. ferner Brongniart Traité des arts céramiques² (1854) 426ff. Walters Hist. of anc. pottery II 443ff. (S. 451ff. Verzeichnis der bisher gefundenen F.). Artis Durobrivae identified Taf. XL. Bildliche Darstellungen auf korinthischen Pinakes: Ant. Denkm. d. Inst. I 8. Rayet Gaz. arch. 1880, 106. Pernice Arch. Jahrb. XII 1897, 19. Daremberg-Saglio Dict. d. ant. II Fig. 3200. Blümner Technol. IV 204f., der hier mit Unrecht (nach Furtwängler) Hochöfen erkennt, s. G. Wolff Heddernh. Mitt. IV 93. Schwarzfigurige Vase in München, Jahn 731, abgeb. Sächs. Ber. 1854 Taf. I 1. Blümner Technologie II 47 Fig. 8. Tonlampe aus Pozzuoli, Blümner II 50 Fig. 11. Zusammenfassend Blümner II 23ff. 46ff. Thédenat bei Daremberg-Saglio Dict. d. ant. II 1255f.
Der antike Töpfer- und Ziegelofen besteht aus zwei übereinander liegenden Räumen; in dem unteren (Heizraum) brennt das Feuer, in den oberen (Brennraum) werden die Gefäße (bezw. Ziegel) gestellt. Beide Räume sind verbunden durch Löcher (‚Pfeifen‘) im Zwischenboden, die regelmäßig angeordnet sind, um im Brennraum eine gleichmäßige Verteilung der Wärme zu erzielen. Die Öfen der nördlichen Länder sind meistens in den Lehmboden eingetieft, bis zu 2, auch 2½ m, so daß Seitenwände und Rückwand des 0,70–0,80 hohen Heizraumes und die des Brennraumes in ihren unteren Teilen, bis 0,1–0,l5, von dem anstehenden Lehm gebildet werden, manchmal ohne weitere Futterung, und nur der oberste Teil über die Oberfläche aufragt. [2] Nur die eine Seite dieser Öfen, einem ebenfalls in den Boden vertieften Bedienungsraum (praefurnium) zugewandt, steht in ganzer Höhe frei; hier sind übereinander das Schürloch des Heizraumes und die Einsatzöffnung des Brennraumes. Dagegen sind die beiden Öfen in Pompeii ganz überirdisch, und so erscheinen sie auch in den bildlichen Darstellungen.
Die Einsatzöffnung ist an einigen nordländischen Öfen teilweise erhalten; in Heddernheim lag sie 0,3–0,4 m über dem Boden des Brennraumes. Auf den Pinakes erscheint sie nicht über dem Schürloch, sondern auf der Seite des Ofens; vielleicht ist dies eine Willkür des Malers, um sie an dem im Profil dargestellten Ofen sichtbar zu machen (so Wolff Heddernh. Mitt. IV 93); doch ist an einem überirdischen Ofen eine seitliche Einsatzöffnung wohl möglich. Sie wurde zugemauert, wenn die Gefäße eingesetzt waren; es ist aber auf den Pinakes sichtbar, daß man eine kleine Öffnung ließ, um durch sie das Fortschreiten des Brandes zu beobachten. Ein Ofen in Rheinzabern hatte zu demselben Zweck ein verschließbares Loch an der Rückseite des Brennraumes (Blümner II 26, 1).
Der Brennraum war stets überwölbt. Die Wölbung ist nirgends erhalten, doch ist an den beiden Öfen in Pompeii ihre Form – Tonnengewölbe – kenntlich. Sie mußte oben eine Öffnung haben zur Abführung des Rauches und Herstellung des Zuges. Bei einem Ofen in Heddernheim (Mitt. IV 94) wurden Teile der als Schornstein dienenden Tonröhre von 0,3 m Durchmesser gefunden; die Öffnung ist auch kenntlich, mit Andeutung des Rauches, auf den Pinakes und der Tonlampe.
Vielfach wurden zum Bau der Wölbung eigens zu diesem Zweck gebrannte Tongefässe (‚Wölbtöpfe‘) verwendet. In Pompeii ist die aus ineinander gesteckten Töpfen gebildete Wölbung des kleineren Ofens noch gut kenntlich (Fulvio a. O. Taf. II); deutliche Reste solcher Wölbungen haben sich auch in Deutschland gefunden (Westd. Ztschr. XVIII 1899, 214, 9. Heddernh. Mitt. IV 92). Die in den Töpfen eingeschlossene Luft sollte als schlechter Wärmeleiter die zu schnelle Abkühlung verhindern.
Im Brennraum stellte man die Gefäße teils einfach auf den Boden, teils auf ringförmige Untersätze aus gebranntem Ton, namentlich wohl der Stabilität halber, wenn die Gefäße nur eine kleine Standfläche hatten. Abbildung einer solchen ‚Standdüppe‘ Heddernh. Mitt. I 16; vgl. auch Hefner Taf. IV 28–31. Birch² 529 (Colchester), nach dem die Untersätze mit den Töpfen über den ,Pfeifen‘ gestanden haben sollen. Man hat auch in den Wänden Spuren von horizontalen [3] Eisenstangen gefunden, auf denen die Gefäße standen (Blümner II 25).
Der Grundriß ist entweder rund (Durchm. 1,0 bis 2,20) oder rechteckig (etwa 1,85 bis 2,25, einzeln bis 4 m Länge). Bisweilen sind zwei Öfen so verbunden, daß sie von einem gemeinsamen Vorraum aus bedient wurden. In einem Falle (Heddernheim) ist es ein größerer rechteckiger und ein kleiner runder Ofen; da beide noch Gefäße des letzten Brandes enthielten, so konnte festgestellt werden, daß der größere für große Gefäße (bis 0,45 m Höhe), der runde für kleinere (bis 0,16) bestimmt war (Heddernh. Mitt. I 16). In einem anderen Falle sind beide rechteckig, aber der eine bedeutend größer, so daß auch hier der gleiche Zweck anzunehmen ist. Auch die Töpferei in Pompeii (Mau Pompeji in Leben u. Kunst 379) hat einen großen und einen kleinen Ofen, beide rechteckig.
Töpfer- und Ziegelöfen unterscheiden sich nur durch die Größe; runde Ziegelöfen haben einen Durchmesser bis zu 3,15, rechteckige sind bis 5,70 m lang.
Der Heizraum ist entweder ein sich unter der Mitte des runden oder rechteckigen Brennraumes in dessen ganzer Länge hinziehender gewölbter Kanal, von dem aus die ,Pfeifen‘ beiderseits bis zur Breite des Brennraumes divergieren (Heiligenberg, Blümner II 27f.), oder er besteht aus einem breiten Kanal in der Längenrichtung, von dem sich rechts und links schmälere Kanäle abzweigen (Ludowici 151. 161), oder er ist im Grundriß dem Brennraum gleich, aber durch eine in geringer Entfernung vom Schürloch beginnende, bis an die Rückwand reichende Mauerzunge in zwei Teile geteilt, über denen sich die durch die ,Pfeifen‘ unterbrochene Decke wölbt. Diese letzte Form ist die weitaus häufigste und wahrscheinlich jünger als die vorige (Heddernh. Mitt. IV 90). Nur in zwei Fällen reicht die Zunge nicht ganz an die Rückwand, sondern läßt hier einen Zwischenraum von 0,30 m, zu gleichmäßigerer Verteilung der Wärme (a. O. 91). In einem F. zu Amélie-les-bains (Pyrén. or.) tritt an die Stelle der Zunge eine Reihe von sechs Pfeilern, denen rechts und links aus den Seitenwänden vorspringende kurze Mauerzungen, gewissermaßen Pilaster, entsprechen, so daß die Zwischendecke von sechs Pfeilern und zwölf Pilastern getragen wird, der Heizraum aber aus zwei breiten Kanälen besteht, die von sieben schmäleren Kanälen gekreuzt werden. Rev. arch. III 1846–47, 672–674. Es kommt auch vor, daß nur in der Mitte ein Pfeiler steht, der die Decke trägt (Brongniart I 327 Taf. IV 4). In den beiden pompeianischen Öfen hat der Heizraum wesentlich den Grundriß des Brennraumes, ohne Zungen oder Pfeiler; in dem größeren wird der Zwischenboden durch querstehende Gewölbrippen gestützt.
Öfen für feinere Ware hatten noch besondere Vorrichtungen, um die Hitze zusammen zu halten, sie gleichmäßig zu verteilen und die Gefäße vor Rauch zu schützen. In einem runden Ofen in Heiligenberg (Blümner II 27f. nach Brongniart Taf. IV 2. 3) gingen dicht gereihte Röhren in der Wand der Wölbung des Brennraumes in die Höhe, ohne Zweifel, um sich oben zu einem Schornstein zu vereinigen; so wurde Wärmeverlust [4] durch die Wände vermieden. Zu demselben Zweck gingen in einem andern Fall (Rheinzabern) aus dem Heizraum 21 tönerne Röhren an den Wänden des Brennraumes in die Höhe. Ebenda wurden die ,Pfeifen‘ – es waren ihrer sechs – in den Brennraum hinein fortgesetzt durch tönerne Röhren, die, übereinander gestellt, vielleicht an die Decke und durch sie hindurch reichten, so daß Rauch und Feuergase nicht in den Brennraum traten, sondern dieser seine Hitze von den durch ihn hindurch gehenden heißen Röhren erhielt (Hefner bei Blümner II 25). Aber auch wenn sie nur bis zur Höhe der Gefäße reichten, waren diese doch gegen die direkte Berührung mit dem Rauch geschützt. Kürzlich ist wieder in Rheinzabern ein runder Ofen gefunden worden mit Tonröhren (äuß. Durchm. 0,12 m) an den Wänden, wie es scheint ohne ,Pfeifen‘ (Muffelofen; Ludowici 151). Man hat auch tönerne Stöpsel gefunden, durch die man die Pfeifen schließen und so die Hitze moderieren konnte (Brongniart Taf. IV 3).
Selten sind ,liegende Öfen‘, deren Heiz- und Brennraum nebeneinander lagen, letzterer aber in höherem Niveau. Ein großer Ziegelofen dieser Art ist deutlich nachgewiesen in Marköbel (Wolff und Dahm 82ff. Taf. I 13–15). Weniger deutlich ein anderer, Heddernh. Mitt. I 20. Ein ganz singulärer Ofen wurde gefunden in Castor bei Norwich (Archaeol. XXII 1822, 412–444 Taf. XXVI, danach Brongniart I 429 Taf. XXV 20). Hier erwärmen den Brennraum zwei durch ihn hindurch in gleichem Niveau gehende überwölbte Heizkanale, wie es scheint, ohne Pfeifen.
2. Hochofen, zur Herstellung des Metalles aus dem Erz. Die betreffenden Vorrichtungen waren verschieden nach den Metallen; doch sind unsere Kenntnisse hierüber sehr unvollständig, und nur von den Eisenhochöfen haben wir auch durch erhaltene Beispiele eine deutliche Anschauung. Über die Reinigung des Goldes, wie sie in Ägypten unter den Ptolemaeern geschah, berichtet nach Agatharchides Diod. III 14, 3. Es stand in einem verschlossenen und verstrichenen irdischen Tiegel fünf Tage lang in dem Feuer eines Ofens (ἐν καμίνῳ); über die Form des Ofens erfahren wir nichts. Ein Grabgemälde aus Beni Hassan (Rosellini Monum. civ. LI 4, danach Wilkinson Mann. and cust. 222 nr. 374. Blümner Technol. IV 140 Taf. I) zeigt das Schmelzen des Geldes in einem Tiegel, der auf einem offenen Herd über dem Feuer steht; ähnlich ein anderes ägyptisches Gemälde Blümner IV 141.
Die Silberöfen in Spanien waren nach Strabon III 146 sehr hoch, wegen der aus der oberen Öffnung (,Gichtloch‘) entweichenden giftigen Gase. Doch ist eine in Arles-sur-Tech (Pyrén. orient.) gefundene Vorrichtung für Blei und Silber viel einfacher: eine große trichterförmige Grube, wie ein Schmelztiegel, tief 3,2 m, oberer Durchmesser 2,50 m, die in wechselnden Schichten mit Holz und Erz gefüllt wurde. Das geschmolzene Erz floß durch eine Rinne am Boden in einen schüsselförmigen Behälter, aus dem es in Tiegel geschöpft wurde. Hofmann Das Blei bei den Völkern des Altert. 14. Florencourt Bergwerke der Alten 30 Taf. II; danach Blümner Technol. IV 151f. Ähnlich mehrfach in England, wo bisweilen die große [5] Grube als Windofen gebildet war, indem ihr die Luft von dem durch ein Windloch eintretenden Winde zugeführt wurde; keine Spuren von Gebläsen. Gurlt Rh. Jahrb. LXXIX 1885, 245; danach Blümner IV 152.
Für die Bereitung des Eisens scheint das primitive Verfahren in kleinen Gruben (,Rennarbeit‘) erwähnt zu werden Hesiod. theog. 866. Später aber baute man Öfen (Rutil. Namat. I 352 largo camino). Es fehlt in der Literatur an Angaben über ihre Beschaffenheit; diese ist aber aus den mehrfach am Rhein, im Jura, in Steiermark und Kärnten erhaltenen Anlagen zu entnehmen. Auf ein einfaches, der ,Rennarbeit‘ ähnliches Verfahren deutet eine bei Hüttenberg in Kärnten gefundene Anlage (Rh. Jahrb. LXXIX 1885, 244, danach Blümner Technol. IV 226 Fig. 20). Sie besteht aus zwei 1 m voneinander entfernten Gruben mit beckenförmigem Boden, gefüttert mit feuerfestem Material; die eine, flachere (tief 0,60, Durchm. 1,60 m) diente vielleicht zum Rösten des Erzes, die andere (tief 1,0, Durchm. 1,30 m) als Schmelzherd. Da unten kein Windloch ist, so mußte die Luft von oben, durch schräg eingesetzte Blasbälge, deren Tonröhren in der Nähe gefunden wurden, zugeführt werden. Ein ähnliches Verfahren zeigt ein ägyptisches Relief in Florenz (Rosellini Monum. civili XIII), nur daß hier der Herd nicht eine Grube ist, sondern ein auf dem Boden stehender schüsselförmiger Behälter, in den eine Röhre aus dem Blasebalg führt.
Die eigentlichen Öfen sind zum Teil Windöfen, zum Teil Öfen mit Gebläse. Windöfen haben sich mehrfach im Berner Jura und am Erzberge in Kärnten gefunden. Rhein. Jahrb. LXXIX 1885, 244. Mitt. d. antiqu. Ges. zu Zürich XVII nr. 4 Taf. I; danach Blümner IV 222f. Sie sind an Bergabhängen gebaut, dem Winde ausgesetzt, so daß der zylindrische, mit feuerfestem Ton gefütterte, oben offene (,Gichtloch‘) Ofenschacht (hoch 1,70–2,50 m, Durchm. c. 1,0 m) mit einer Seite an den Berg angelehnt ist; auf der freistehenden Seite hat er zu unterst eine horizontale Öffnung, in die der Wind eintritt (Windloch) und die zugleich als ,Stichloch‘ zum Auflüften der Eisenluppe und zum Abfluß der Schlacke diente.
Reste von Öfen mit Gebläse fanden sich bei der Saalburg (v. Cohausen Nassau. Ann. XV 1879, 124ff.; danach Gurlt Rh. Jahrb. LXXIX 1885, 246. Blümner IV 224). Sie unterscheiden sich von den Windöfen dadurch, daß der Ofenschacht zu unterst außer dem Stichloch noch eine oder zwei kleine seitliche Öffnungen hat, in die das Gebläse einmündete.
In allen diesen Öfen konnte das Eisen nicht in flüssigen Zustand kommen. Das Erz wurde so weit erhitzt, daß die Schlacke schmolz und abfloß und zu unterst die glühende Eisenluppe (μύδρος, massa) übrig blieb. Durch Wiederholung dieses Verfahrens erhielt man ein möglichst reines Eisen (nucleus ferri, strictura), das dann durch Glühen und Hämmern weiter verarbeitet wurde; vgl. Art. Eisen Bd. V S. 2146.
Außer dem oben Zitierten s. Beck Geschichte des Eisens I 519. 617. 658. 661ff.
3. Schmiedeesse; so genannt Verg. Aen. VII [6] 636. VIII 421. Curt. IV 2, 13. Es gab im Altertum Schmiedeöfen, wie sie noch jetzt in einfachen Verhältnissen üblich sind: ein Herd, der in einer Art Nische steht, mit einer Vertiefung an der Stelle, wo das Rohr des neben der Esse befindlichen Blasebalges eintritt; vor dem Herde steht der Amboß. Darstellung eines solchen F. in einem christlichen Grabrelief im Lateran, Martigny Dict. des ant. chrét.³ 379 )(instruments). Kraus Real-Enc. d. chr. Alt. I 651 (Handwerker). Hinter diesem Herd (rechts) ist auch der Blasebalg sichtbar, und es ist klar, daß seine Bretter vertikal stehen, er also horizontal bewegt werden mußte. Ähnlich ist auch der Ofen in dem die Amoren als Goldschmiede darstellenden Gemälde des Hauses der Vettier in Pompeii; da in diesem Gemälde auch sonst die Goldarbeit nach dem Schema sonstiger Metallarbeit dargestellt ist, so dürfen wir auch hier einen Schmiedeofen erkennen. Hier brennt aber das Feuer in einem auf einem Podium stehenden viereckigen Bau mit gewölbter Öffnung nach vorn, vor der eine tischartige Platte vorspringt; kein Blasebalg und kein Rauchfang; oben auf dem Ofen ist ein Hephaistoskopf mit dem Pilos angebracht. Mau Pompeji in Leben und Kunst 326; Röm. Mitt. XVI 1901, 109ff. Herrmann-Bruckmann Denkm. d. Malerei d. Altert. Taf. 24. Ein eben solcher Ofen ist kenntlich in dem pompeianischen Bilde Helbig Wandgem. 259, Taf. IV, im Hintergrunde und undeutlich; doch erkennt man auch hier den Hephaistoskopf. Ein solcher Kopf fand sich auch (jetzt zerstört) über einem überwölbten Herd in dem pompeianischen Hause I 3, 8 (Trendelenburg Bull. d. Inst. 1871, 171f.). Daß es ein Kochherd sei, kann nicht gut angenommen werden, da eine Küche in dem Hause vorhanden ist; es darf hier wohl mit Wahrscheinlichkeit eine Schmiedeesse erkannt werden. Ein Gebläse war nicht vorhanden; das Feuer mußte von vorn mit einem Handblasebalg angefacht werden. Merkwürdig ist, daß in Pompeii sonst keine sicheren Schmiedeessen nachweisbar sind.
Ein Schmiedeofen ähnlich dem der beiden pompeianischen Bilder ist kenntlich in einem Relief auf dem Grabdenkmal eines Messerschmiedes (Jahn Sächs. Ber. 1861 Taf. IX 7. Blümner Technol. IV 370), doch fehlt der Hephaistoskopf, und die Form des Ofens ist nicht recht deutlich. Dagegen ist links von ihm der Blasebalg sicher kenntlich, ähnlich dem des christlichen Grabreliefs und wie dieser mittels eines Stabes horizontal zu bewegen. Auf dem Relief einer Aschenurne (Jahn a. O. Taf. VII 3. Blümner IV 372) scheint der Schmiedeofen zylindrisch zu sein, und sein oberes Ende ist nicht sichtbar; doch ist auch hier die gewölbte Öffnung in Tischhöhe; es ist also ein Ofen derselben Art.
Schmiedeöfen anderer Gestalt lernen wir aus drei Vasenbildern kennen: Rotfig. Vase Berlin nr. 2294 mit Darstellung einer Erzgießerei; abgeb. Gerhard Trinksch. 12. 13. Zwei schwarzfig. Vasen mit Darstellung einer Schmiede: Welcker Ant. Denkm. III Taf. 63. Jahn Sächs. Ber. 1867 Taf. V 2. 3. Lenormant und De Witte Él. céram. I 51. Alle drei (auch bei Blümner Technol. IV 330. 364) zeigen einen zylinderförmigen Ofen; er ist [7] oben offen, und hier steht auf ihm ein mit einem Deckel verschlossenes Gefäß (so richtig erklärt von Gerhard und De Launay Dict. d. Ant. II 1091); ganz unten eine seitliche Öffnung, in der der Schmied das Metall erhitzt. Jenes Gefäß kann nicht wohl etwas anderes als ein Schmelztiegel sein; er ist so aufgesetzt, daß um ihn ein Zwischenraum bleibt, durch den die Feuergase entweichen: auf der Berliner Vase ist die hier herausschlagende Flamme angedeutet. Mit starkem Druck durch die enge Öffnung entweichend, mußten sie um den Tiegel eine bedeutende Hitze hervorbringen. Es dienten also solche Öfen einem doppelten Zweck, teils das zu schmiedende Eisen glühend zu machen, teils leichter flüssige Metalle (Kupfer, Bronze) zu schmelzen. Auf Monumenten römischer Zeit kommen sie nicht vor.
4. Kalkofen, fornax calcaria, Cato de agri cult. 38. Plin. n. h. XVII 53; fornax Vitruv. VII 2, l. Ovid. met. VII 108. Cod. Theod. XIV 6, 5. Catos (a. O.) Anweisung zum Bau des Kalkofens gibt kein klares Bild, da er die Gestalt des Ofens als bekannt voraussetzt. Er soll unten zehn Fuß breit sein (also entweder ein Quadrat von zehn Fuß Seite oder ein Kreis von diesem Durchmesser), sich aber nach oben auf drei Fuß verengen und hier eine runde Öffnung, unten ein oder zwei Schürlöcher (praefurnia) haben. Cato scheint ihn sich also als kuppelförmig vorzustellen. Man soll ihn möglichst in eine Grube hineinbauen und, wo dies nicht ganz möglich ist, den über die Erde aufragenden Teil besonders schützen, indem man ihn aus Ziegeln baut oder mit Steinen und Lehm verkleidet. Er soll so angelegt werden, daß das Schürloch möglichst gegen Wind geschützt ist. Daß der Brand vollendet ist, soll man daran erkennen, daß die oberen Steine gebrannt (cocti) sind, die unteren zusammenfallen und weniger Rauch aus der oberen Öffnung aufsteigt. Da keine antiken Kalköfen erhalten sind, so ist diese Anweisung unsere einzige Quelle für Kenntnis derselben.
5. Badeofen, auch hypocausis genannt (Vitruv. V 10, l), fornacarius der Heizer des Bades, Dig. IX 2, 27, 9. Die Gestalt dieser F. kennen wir aus den pompeianischen Badeanstalten: ein annähernd runder ummauerter Raum von etwa 1,75 m Durchmesser, hoch etwa 1,0 m, in dem unter dem großen zylinderförmigen bleiernen Wasserkessel das Feuer brannte, mit einem von feuerfestem Stein (Lava) eingefaßten Schürloch auf den Vorraum (praefurnium). Von der Feuerstelle aus geht der Heizkanal unter das Caldarium, oder, in Doppelbädern für Männer und Frauen, wie in Pompeii, zwei Heizkanäle unter die beiden Caldarien; außerdem steht sie in Verbindung mit einem Hohlraum unter dem benachbarten Kessel für das lauwarme Wasser. Sie hat keine obere Öffnung für Rauchabzug, weil Rauch und Heizgase ihren Weg in die Suspensurae der Caldarien und Tepidarien nehmen und erst aus den Zuglöchern der Hohlwände dieser Räume ins Freie gelangen sollen. Die kleinen Bäder in Privathäusern haben in der Regel keinen F., sondern ihre Suspensura öffnet sich einfach mit einem Schürloch meistens in die Küche, und von hier aus wird direkt in der Suspensura, unter dem Fußboden des Caldarium, das Feuer angezündet. Für das [8] heiße Wasser mußte anderweitig gesorgt werden; seine Bereitung war nicht, wie in den öffentlichen Bädern, mit der Heizung verbunden. Eine Ausnahme bildet das kleine Bad der Villa rustica in Boscoreale, wo, wie in den öffentlichen Bädern, das Feuer unter dem Wasserkessel brannte. Overbeck-Mau Pompeji⁴ 212. 228. Mau Pompeji in Leben und Kunst 179f. 357.