Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Cheruskerfürst, Bruder des Arminius
Band VI,2 (1909) S. 27392740
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2) Ein Cherusker aus fürstlichem Geschlecht, der Bruder des Arminius (Tac. ann. II 9) und daher Sohn des Segimerus (Vell. II 118; überliefert ist Sigimeri); seine Mutter wird bei Tac. a. a. O. im J. 16 noch als lebend erwähnt, aber nicht genannt. Er trat, als Tiberius in Germanien kämpfte (wahrscheinlich während dessen ersten Feldzugs im J. 4 n. Chr., weil damals, wie Vell. II 105 sagt, die Cherusker unterworfen wurden, vgl. Suet. Tib. 16. Dio LV 13, 2. 28, 5), ins römische Heer ein, wo er sich durch Treue und Tapferkeit auszeichnete; er wurde im Kampf verwundet und verlor ein Auge; für seine Haltung wurde er auch durch militärische Dekorationen ausgezeichnet. Als er im J. 16 n. Chr. im Heere [2740] des Germanicus kämpfte, hatte er mit seinem Bruder Arminius auf dessen Verlangen an der Weser eine Unterredung, die schließlich in Tätlichkeiten auszuarten drohte (Tac. ann. II 9. 10). Im J. 47 war F. sicher schon tot (Tac. ann. XI 16). Welche Stellung er im römischen Heer bekleidete, läßt sich nicht sicher ermitteln; denn der Ausdruck explorator (Tac. ann. XI 16), den ihm die seinem Hause feindlichen Cherusker in verächtlichem Sinne gaben, scheint hier nicht technische Bedeutung zu haben, sonst würde man, da er ausdrücklich als beritten erwähnt wird (Tac. ann. II 10), an den praefectus alae exploratorum denken (wie z. B. CIL VIII 9906. 9907, aber erst aus dem 3. Jhdt.); aber die Erwähnung eines torques unter den dona militaria zeigt, daß er anfangs wenigstens nur eine ganz niedrige Charge bekleidete. Seine Gemahlin war eine Tochter des Chattenfürsten Actumerus (oder Catumerus). Aus der Ehe mit ihr stammte Italicus, der in Rom lebte und den die Cherusker im J. 47 von Kaiser Claudius als König erbaten und erhielten (Tac. ann. XI 16).