Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Licinia Enkelin v. Nr. 1, Tochter d. Theodosius II.
Band VI,1 (1907) S. 925926
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2) Licinia Eudoxia (Eckhel Doctrina numorum VIII 188. H. Cohen Médailles impériales VIII² 218. Leo Magnus epist. 57 = Migne L. 54, 862), Enkelin der Vorhergehenden, Tochter des oströmischen Kaisers Theodosius II. und seiner Gattin Aelia Eudokia (Dessau 819 und sonst), vermählt mit dem weströmischen Kaiser Valentinian III. Sie war geboren im J. 422 und wurde schon 424 mit dem fünfjährigen Valentinian verlobt (Mommsen Chron. min. II 75. 76). Am 20. Oktober 437 kam er nach Konstantinopel, feierte dort am 29. Oktober seine Hochzeit (Mommsen Chron. min. II 79. 156. I 475. 661. Theophan. 5926. Euagr. h. e. I 20, 2. Merobaud. c. I 10. Socrat. VII 44. 47, 2, der aber die Vermählung in das J. 436 setzt. Ztschr. f. Numism. XXI 247) und erwies sich zugleich seinem Schwiegervater dadurch dankbar, daß er Illyricum auf das Ostreich übertrug (Iord. Rom. 329. Cassiod. var. XI 1, 9). Das junge Paar überwinterte in Thessalonika und zog im J. 438 in Ravenna ein (Mommsen I 661. II 79), wo Valentinian seine Gattin am 6. August 439 zur Augusta ernannte (Mommsen I 301. 523. 661; das Jahr p. 661, das Datum p. 301). Wahrscheinlich bot den Anlaß dazu die Geburt ihrer ersten Tochter, die sie sogleich taufen ließ (Merob. c. I 19; vgl. II 9) und nach ihrer Mutter Eudokia nannte (Prisc. frg. 29 = FHG IV 104. Euagr. h. e. II 7, 5. Niceph. h. e. XV 11 = Migne G. 147, 37). Die zweite empfing den Namen Placidia nach der Mutter Valentinians III. (Prisc. a. O. Euagr. h. e. II 7, 5. Proc. b. V. I 5 p. 189 A. Mommsen II 86, 455, 3. Niceph. h. e. XV 11. Theophan. 5947. 5949). [926] Im Winter 439/440 war der Hof in Rom (Nov. Val. 4–6), und E. stiftete dort in ihrem und ihrer Eltern Namen die Kirche S. Pietro in vincoli (Dessau 819), die man später nach ihr basilica apostolorum tituli Eudoxiae nannte (De Rossi Inscriptiones christianae urbis Romae II 8, 67). Als sie nach der sog. Räubersynode von Ephesus mit ihrem Gatten im Winter 449/450 wieder nach Rom kam (Nov. Val. I 3 § 7) und die Peterskirche besuchte, trat ihr dort der Bischof Leo der Grosse entgegen und bat sie, bei ihrem Vater für den abgesetzten Bischof von Konstantinopel, Flavianus, Fürsprache einzulegen, was sie durch einen noch erhaltenen griechischen Brief tat (Leo Magn. ep. 57 = Migne L. 54, 862). Seitdem blieb ihre Residenz in Rom (Procop. b. V. I 4 p. 187 A. Nov. Val. 29–36. 2, 4). Als ihr Mann ermordet war und Petronius Maximus am 17. März 455 (Mommsen I 303, 573. 484. 492, 3, 2) auf den Thron erhoben wurde, zwang dieser sie schon nach wenigen Tagen, ihm die Hand zu reichen (Mommsen I 484. II 27, 162. 186, 455. Procop. b. V. I 4 p. 188 C. Euagr. h. e. II 7, 2. Joh. Ant. frg. 200, 2 = FHG IV 614. Niceph. h. e. XV 11 = Migne G. 147, 36. Theophan. 5947), und verheiratete seinen Sohn Palladius, den er zum Caesar ernannt hatte, mit ihrer Tochter (Mommsen II 27, 162). Es ging das Gerücht (ut mala fama dispergit Mommsen II 28, 167), daß E. aus Rache an Geiserich geschrieben und ihn zu seinem Einfall in Italien angestiftet habe. Doch mit so großer Bestimmtheit diese Erzählung in den orientalischen Quellen auch auftritt (Procop. a. O. Euagr. a. O. Joh. Ant. a. O. Niceph. a. O. Theophan. a. O. Mommsen II 86, 455, 3), dürfte sie doch kaum richtig sein. Hätte der Vandalenkönig erst die Aufforderung der Kaiserin erwartet, so hätte er nicht so schnell die Ausrüstung seiner Flotte vollenden und vor Rom erscheinen können. Denn schon am 31. Mai 455 (Mommsen I 303, 573. 484. 492, 3, 2; vgl. Apoll. Sid. ep. II 13, 4) wurde auf die Nachricht seiner Landung Maximus vom Volke zerrissen; Geiserich plünderte Rom und führte E. und ihre Töchter als Gefangene nach Afrika (Procop. b. V. I 5 p. 189 A. Mommsen I 304, 574. 484. II 28. 167. 86, 455. 186, 455. Cyrill. vit. S. Euthymii bei Montfaucon Analecta Graeca I 64. Euagr. h. e. II 7, 5. Joh. Ant. frg. 200, 2. Niceph. h. e. XV 11. Theophan. 5947). Den wiederholten Gesandtschaften des oströmischen Kaisers gelang es erst um das J. 462 zu erwirken, daß ihm E. und Placidia ausgeliefert wurden (Prisc. frg. 24. 29. Mommsen II 32, 216. 86, 455, 3.[1] Procop. b. V. I 5 p. 189 C. Euagr. h. e. II 7, 5. Niceph. h. e. XV 11. Theophan. 5949). Bei Constantinopel besuchte sie den Säulenheiligen Daniel und beredete ihn vergeblich, auf eines ihrer Güter überzusiedeln (Vita S. Danielis styl. 22 = Surius De probatis sanctorum historiis VI 947). Von ihren späteren Schicksalen ist nichts bekannt.

[Seeck. ]

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Satzzeichen (Kommata oder Punkte?) bei dieser Angabe unleserlich.