Dea Augusta Vocontiorum lautet auf den Inschriften (CIL XII 690. 1529. 1581 u. ö.) der Name einer Stadt der Vocontii (des heutigen Die, dép. Drôme), welche von keinem älteren Schriftsteller erwähnt wird, die aber doch nach Ausweis der Inschriften eine ziemliche Bedeutung
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gehabt haben muss. Sie muss das religiöse Centrum der Vocontii gewesen sein, eine Art Wallfahrtsort; den Namen hat sie wohl von der dort hauptsächlich verehrten Göttin Andarta (s. d.), die auf den Inschriften immer als dea Augusta bezeichnet wird. Eine politische Rolle hat sie nicht gespielt, Denkmäler von Beamten sind nicht vorhanden; die seviri Augustales (CIL XII 1556. 1580 u. ö.), flamines (nr. 1529. 1585), das collegium venator(um) Deensium qui ministerio arenaria funguntur (nr. 1590) und die sonst noch auf Inschriften genannten Stände (Fleischhändler, Salbenverkäuferin u. a.) kennzeichnen sie als Cultort, als eine Stadt, die auf Festbesucher rechnet. Einmal führt sie den Titel colonia CIL XII 690 (Arles), wie es scheint durch ein Versehen des Concipienten der Inschrift. Von den Inschriften abgesehen, erscheint der Name der Stadt zuerst in den Itinerarien; Itin. Ant. 357 (Dea Bocontiorum). Itin. Hieros. 554 (Civitas Dea Vocontiorum). Tab. Peut. (ad Deam Bocontiorum). Die Not. Gall. XI 7 verzeichnet sie als Civitas Deensium (in prov. Viennensi). Bococilon Geogr. Rav. IV 27 p. 241. Als Bischofssitz wird sie vom 6. Jhdt. ab oft erwähnt, z. B. Greg. Tur. in glor. conf. 69 Marcellus Deensis urbis episcopus (s. die Zeugnisse bei Holder Altkelt. Sprachsch. s. Dea). Als πόλις Ἰταλίας bezeichnet die Stadt irrtümlich Steph. Byz. s. Δῖα. Vgl. Desjardins Table de Peut. 58; Géogr. de la Gaule III 430f. Longnon Géogr. de la Gaule au VIe siècle 439. O. Hirschfeld CIL XII p. 161. 190 und S.-Ber. Akad. Wien CIII 297ff.