Daduchos (δᾳδοῦχος). 1) Nächst dem ἱεροοφάντης der höchste priesterliche Beamte in Eleusis. Sein Amt war eines der Vorrechte des Geschlechts der Keryken, über das W. Dittenberger Herm. XX 1885, 1ff. vortrefflich gehandelt hat. Im 5. und 4. Jhdt. v. Chr. hat es durch mehrere Generationen in derselben Familie fortgeerbt, deren Mitglieder abwechselnd Kallias und Hipponikos hiessen. Dass diese Familie dem Geschlecht der Keryken angehörte, geht aus Andokides I 127 hervor, welcher erzählt, dass der Daduch Kallias seinen von der Tochter des Ischomachos geborenen Sohn in das Geschlecht der Keryken eingeführt habe (vgl. auch § 116 mit der Emendation von Reiske). Soweit wir sehen können, ist das Amt des D. stets beim Geschlecht der Keryken geblieben; wenigstens ist die Hypothese von K. O. Müller, dass nach dem Aussterben der Familie des Kallias und Hipponikos die Daduchenwürde an das Geschlecht der Keryken übergegangen sei, von Dittenberger a. a. O. 16 definitiv beseitigt worden, und derselbe Gelehrte hat aus Aristeides XIX (I p. 417 Dind.) mit Recht geschlossen, dass auch noch im 2. Jhdt. n. Chr. die Keryken Besitzer dieses Amtes waren; vgl. auch Schol. Aeschin III 18. Ein Geschlecht der Daduchen hat es nie gegeben; vielmehr beruht diese auch von K. O. Müller begründete Ansicht auf einem Missverständnis von Xenophon hell. VI 3, 6 (vgl. Dittenberger a. a. O. 15). Hierophant und D. werden als die vornehmsten eleusinischen Priester oft zusammengenannt und dementsprechend auch Eumolpiden und Keryken als die eigentlichen Leiter des Festes. Die anderen Mysterienbeamten stehen alle erst in zweiter Reihe. Ἱεροφάντης καὶ δ. zusammen erwähnt z. B. Dittenberger Syll.² 20. 25. Ἐφημερὶς ἀρχαιολογική) 1900, 79 nr. B 19. Plutarch quaest. sympos. I 4, 3. Lukian Lexiphan. 10. Auch dieselbe Culthandlung, die πρόῤῥησις ἐν τῇ ποικίλῃ στοᾷ, wird beiden zusammen zugeschrieben, vom Schol. Aristoph. Ran. 369 dem ἱεροφάντης καὶ δ., von Isokrates IV 157 den Εὐμολπίδαι καὶ Κήρυκες. Seiner Würde entsprechend trägt der D. nun auch dieselbe königliche Kleidung wie der Hierophant: nach Athenaios I 21 e und Plutarch Aristid. 5 tragen sie στολή, κόμη und στρόφιον, eine Tracht, wie sie u. a. auch den Dionysospriester ausgezeichnet hat: vgl. E. Bethe Prolegomena zur Geschichte des Theaters 42. Eine sichere Darstellung des D. auf Vasen oder anderen Kunstwerken ist bisher noch nicht nachgewiesen worden, trotz C. Strube Bilderkreis von Eleusis 31ff. Über die hier in Frage kommende Gruppe der sog. Mysterienvasen vgl. den Art. Δρώμενα. Auf die Hauptthätigkeit des D. deutet der Name. Wir wissen aber nicht, bei welchem Act hauptsächlich er die Fackel zu schwingen hatte, wahrscheinlich wohl bei der nächtlichen Feier im Telesterion, wenn der Hierophant den Epopten die ἱερά zeigte, Eustath. Il. p. 104, 24. Dass er [1980] auch beim Beginn der Mysterienfeier an der πρόῤῥησις teilnahm, ist schon bemerkt worden (vgl. Toepffer Attische Genealogie 49). Auch bei den in Eleusis stattfindenden kathartischen Bräuchen war er beteiligt, Suid. s. Διὸς κῷδιον. Nach Suidas s. δᾳδουχεῖ hat er auch gemeinschaftlich mit dem Hierophanten öffentliche Gebete verrichtet. Eustath. Il. p. 1157, 16 spricht von einer besonderen Dokimasie dieses Priesters. Eine besondere Amtswohnung des D. (αἱ θύραι τῆς ἱερείας καὶ τοῦ δαιδούχου) in Eleusis, Ἐφημ. ἀρχ. 1883, 126 Z. 9; Ehrensitz im athenischen Theater zusammen mit dem Priester des Apollon Pythios, CIA III 246. 247.