Chionides, Dichter der alten Komoedie, ohne Zweifel ein geborner Athener. Die einzige Zeitangabe für ihn bietet Aristoteles Poet. c. 3 p. 1448 a 33 ἐκεῖθεν (aus Sicilien) ἦν Ἐπίχαρμος, πολλῷ πρότερος ὣν Χιωνίδου καὶ Μάγνητος. Soll diese Doppelbestimmung Sinn haben, so müssen Ch. und Magnes Zeitgenossen, d. h. zu gleicher Zeit in Athen als Dichter thätig gewesen sein. Ebenso ergiebt sich, dass Ch. und Magnes für Aristoteles die ältesten datierbaren Vertreter der Komoedie waren, dass sie also damals dichteten, als die Komoedienaufführungen in das offizielle Festprogramm der Dionysien aufgenommen und darum aufgezeichnet worden, d. h. etwa Ende der sechziger Jahre (v. Wilamowitz Hermes XXI 613). Dazu stimmt, was sich für Magnes aus Aristophanes’ Rittern 519ff. schliessen lässt. Die Irrtümer bei Suidas erledigen sich um so leichter, als sie sich aus seiner indirecten Quelle, eben aus Aristoteles, erklären lassen: Χιωνίδης Ἀθηναῖος, κωμικὸς τῆς ἀρχαίας κωμῳδίας, ὃν καὶ λέγουσι πρωταγωνιστὴν γενέσθαι τῆς ἀρχαίας κωμῳδίας (also πρωταγωνιστής wohl soviel wie ἀρχηγός), διδάσκειν δὲ ἔτεσιν η' πρὸ τῶν Περσικῶν. Das Jahr 488 (Ol. 73, 1) ist Epicharms Epochenjahr (vgl. Anon. Περὶ κωμῳδίας III χρόνοις δὲ γέγονε κατὰ τὴν ογ' ὀλύμπιάδα), und mit Epicharm konnte Ch. verwechselt werden allein auf Grund der flüchtig benützten Aristotelesstelle. Vgl. Suid. Μάγνης ... ἐπιβάλλει δὲ Ἐπιχάρμῳ νέος πρεσβύτῃ. Unter Ch.s Namen gingen zwei Dramen, die Ἥρωες (dreimal citiert bei Pollux, Suidas und in Bekkers Antiatticisten) und die Πτωχοί (dreimal bei Athenaios); das letztere aber galt schon den alten Kritikern für unecht (ὁ τοὺς εἰς Χιωνίδην ἀναφερομένους Πτωχοὺς ποιήσας Athen. IV 137 e, vgl. XIV 638 d), und dafür hatten sie gewiss noch andre Gründe als den auch für uns erkennbaren, dass der von dem Dichter erwähnte Tragiker Gnesippos, des Kleomachos Sohn, in die Zeit des peloponnesischen Krieges gehört, vgl. Kratin. frg. 15. 97. 256. [Eupolis] frg. 139, dazu Telekleid. frg. 16 und Hermipp. frg. 45, bei denen er Νόθιππος heisst, zweifellos derselbe (v. Wilamowitz Observ. crit. in comoed. 27). Daraus dass die Ἥρωες, soweit wir wissen, nicht angezweifelt wurden, ergiebt sich natürlich noch nicht ihre unbedingte Echtheit; ebenso gab es unter Magnes Namen neun Komoedien, die ausdrücklich für Fälschungen erklärt wurden, vgl. Anon. Περὶ κωμῳδίας III. Die ältesten Dichter werden ihre Stücke noch gar nicht des Aufschreibens für wert gehalten haben. Eine dritte Komoedie des Ch. ist nur bei Suidas erwähnt; der Titel Πέρσαι ἢ Ἀσσύριοι ist mehr als bedenklich. Nicht nur die Dichtungen, auch der Mann selbst war bald in Vergessenheit geraten; ausser bei Aristoteles, der die ältesten Didaskalien eingesehen hatte, finden wir seinen Namen nur noch bei Vitruv VI pr. 3 genannt: non minus poetae qui antiquas comoedias graece scripserunt easdem sententias versibus in scaena pronuntiaverunt, ut Eucrates Chionides Aristophanes, maxime etiam cum his Alexis u. s. w. Aber diese Zusammenstellung ist sehr verdächtig, zumal es einen Komiker Eukrates nicht gegeben hat; man erwartet die üblichen Namen Eupolis Cratinus Aristophanes. Über einen dem Ch. von den Modernen fälschlich zugeschriebenen
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Vers s. Hermes XXX 432. Vgl. Meineke Com. I 27. Die Fragmente bei Meineke II 5. Kock I 4.