2) König von Media Atropatene, als Sohn des Königs Ariobarzanes etwa im J. 59 v. Chr. oder etwas früher geboren (Monum. Ancyr. VI 11f. CIL VI 1798 mit dem Commentar von Mommsen
[1310] Res gest. d. Aug.² p. 111). Im J. 36 wurde A. von dem Triumvir M. Antonius in seinem Lande angegriffen, da dieser den Stoss gegen die Parther von Norden her, von Medien aus führen wollte. Unsere auf Dellius zurückgehende Tradition (v. Gutschmid Gesch. Irans 97, 3) führt diesen verkehrten Operationsplan auf den Rat des armenischen Königs Artavasdes (Nr. 1) zurück, der mit A. verfeindet war (Dio XLIX 25). Antonius verwüstete die Atropatene und begann die Belagerung der stark befestigten Landeshauptstadt Phraaspa, in deren Mauern A. seine Familie geborgen hatte. A. selbst hatte sich mit dem parthischen Könige Phraates verbündet und war zu dessen Heere gestossen. Während Antonius ohne Erfolg die Festung belagerte, überfiel A. mit den Parthern unter Monaises den Legaten Oppius Statianus, den Antonius mit zwei Legionen und dem Belagerungstrain weit hinter sich gelassen hatte, und vernichtete sein Heer. Antonius Hülfsversuch kam zu spät. Nachdem die Belagerung von Phraaspa noch einige Zeit nutzlos fortgeführt war, sah sich Antonius zum Rückzuge gezwungen (Dio a. O. Strab. XI 523. Plut. Ant. 38ff.). Wiewohl A. einen schönen Erfolg errungen hatte, war er doch, zumal sein Land allein alle Kriegsunbilden erlitten hatte, dem parthischen Nachbar gegenüber in eine ungünstigere Situation gekommen. Der Parther, dessen Land sich als von allen Seiten unangreifbar erwiesen hatte, verfuhr hochfahrend gegen den Bundesgenossen und gab ihm nur geringen Anteil an der Beute. A. fürchtete sogar, dass Phraates ihm sein Reich entreissen wolle. Er löste daher ergrimmt sein Verhältnis zu ihm und bot im J. 35 durch Vermittlung des Polemon dem Antonius Freundschaft und Waffenbündnis an, worauf dieser mit Freuden einging (Dio XLIX 33. Plut. Ant. 32; vgl. 53). Im J. 34 wurde die Freundschaft dadurch befestigt, dass Antonius seinen Sohn Alexandros mit A.s Tochter Iotape verlobte. Beide standen noch in zartem Kindesalter (Dio XLIX 40, 2; vgl. Alexandros Nr. 28). Im J. 33 fand am Araxes eine Zusammenkunft des A. mit Antonius statt. Es wurde verabredet, dass Antonius den A. gegen die Parther, A. den Antonius gegen Octavianus unterstützen sollten. Zu diesem Zweck tauschten sie Truppenteile gegen einander aus. A. bekam ferner einen Teil Armeniens (unter anderem die Landschaft Sambyke, Strab. XI 523; vgl. v. Gutschmid a. O. 101) und gab dafür dem Antonius die Feldzeichen zurück, die er dem Statilius abgenommen hatte. Auch Iotape wurde damals dem Antonius mitgegeben. Mit Hülfe der von Antonius ihm überlassenen römischen Truppen errang A. einen Sieg, als die Parther und ihr armenischer Candidat Artaxes ihn angriffen. Später aber, als Antonius vor der Schlacht bei Actium seine Truppen zurückrief, ohne dem A. seine medischen zuzustellen, wurde A. von den Parthern geschlagen und gefangen genommen (im J. 30), und Medien ging zugleich mit Armenien dem römischen Einfluss verloren (Dio XLIX 44. Plut. Ant. 53). A. entkam später auf unbekannte Weise aus der Gefangenschaft und floh hülfeflehend zu Augustus. Dieser nahm ihn freundlich auf (Monum. Ancyr. VI 1: ad me supplices confug[erunt] reges . . . Medorum [Artavasdes]), gab ihm seine [1311] Tochter Iotape zurück (Dio LI 16, 2) und setzte ihn über Kleinarmenien (letzteres folgert Mommsen Res gest. d. Aug.² p. 111 aus Dio LIV 9, 2). A. ist dann kurz vor 20 v. Chr. gestorben und zwar in Rom, wie seine dort gefundene Grabschrift lehrt (CIL VI 1798; s. o.). Vgl. A. v. Gutschmid Gesch. Irans 98ff. Schiller Gesch. d. Röm. Kaiserz. I 113. V. Gardthausen Augustus I 290ff.