26) Arsinoë II., Tochter des Ptolemaios I. Soter von Ägypten und der Berenike (Paus. I 7, 1), spätestens um 316 v. Chr. geboren (nach Droysen Hell. II 2, 236). Etwa im J. 299 oder 298 (Rohde Griech. Roman 75 Anm.) wurde sie mit Lysimachos, dem bejahrten Könige von Thrakien, vermählt, der sich zu diesem Zweck von der Perserin Amastris trennte (Plut. Dem. 31. Paus, I 10, 3). Nach Droysen a. O. hätte Lysimachos damit der Staatsklugheit ein grosses Opfer gebracht. Nach Memnon FHG III 530 dagegen hat er A. aus Liebe geheiratet. A. war eine äusserst energische, herrschsüchtige Frau, die zumal diesem alten Manne gegenüber ihren Willen durchzusetzen verstand (Memnon a. O. 531: ἦν γὰρ δεινὴ περιελθεῖν ἡ Ἀρσινόη). Nach dem Tode der Amastris (289) erreichte sie es, dass Lysimachos ihr die Städte Herakleia, Tios und Amastris schenkte. In Herakleia liess sie durch den Kymaeer Herakleides ein strenges Regiment führen (Memnon a. O.). Auch Kassandreia findet sich später ihrem Besitz (Iustin. XXIV 2, 1. 3, 3), und Ephesos wurde ihr zu Ehren in A. umgenannt (Strab. XIV 640. Steph. Byz. s. Ἔφεσος; vgl. Rohde Griech. Roman 75 Anm.). Als die Söhne, die sie dem Lysimachos geboren hatte (Ptolemaios, Lysimachos, Philippos), heranwuchsen, sah sie in Agathokles, dem ältesten Sohne des Lysimachos aus erster Ehe, ihren und ihrer Kinder Feind. Um letzteren die Nachfolge zu sichern, wie manche wissen wollten auch um für verschmähte Liebesanträge sich zu rächen (Paus. I 10, 3), verleumdete sie den Agathokles bei seinem Vater und wusste schliesslich den schwachen Greis dahin zu bringen, dass er seinen hoffnungsvollen Sohn hinrichten liess (im J. 284; s. o. Agathokles Nr. 18). Doch der erhoffte Lohn sollte ihr entgehen. Denn Seleukos von Syrien rückte, von der allgemeinen Entrüstung über diese Schandthat unterstützt (freilich sicherlich nicht aus diesem Grunde allein, wie die Tradition will) heran und nahm im J. 281 in der Schlacht bei Korupedion dem Lysimachos Thron und Leben. Auch der A., die sich in Ephesos befand, wäre es fast ans Leben gegangen, da die Seleukizonten die Oberhand in der Stadt gewannen. Nur durch eine Verkleidung rettete sie ihr Leben und entfloh zu Schiff (Polyaen. VIII 5). Sie ging nach Kassandreia, der ihr gehörigen festen Stadt Makedoniens. Von neuem schien sich die Gelegenheit zu bieten, eine Krone zu erringen. Ihr Stiefbruder Ptolemaios Keraunos, der Mörder des Seleukos, bot ihr unter der Vorspiegelung, sie zu [1283] lieben, in Wahrheit, um die Ansprüche ihrer Söhne auf den Thron Makedoniens damit niederzuhalten, die Ehe an, mit dem Versprechen, die Söhne adoptieren zu wollen (Iust. XVII 2, 7. XXIV 2, 2). Erst als er unter den heiligsten Schwüren versprochen hatte, gemeinsam mit den Söhnen die Regierung zu führen, vor allem aber sie als Königin respektieren zu wollen, ging A. zögernd auf den Vorschlag ein. So wurde die Hochzeit gefeiert (wo, ist unbekannt, jedenfalls nicht in Kassandreia), und A. erhielt aus der Hand des Bruders das königliche Diadem. Doch in Ptolemaios hatte die Intrigantin ihren Meister gefunden. Nachdem er auf ihre Einladung seinen Einzug in ihre Stadt Kassandreia gehalten, warf er die Maske ab und liess die Söhne der A., Lysimachos (16 Jahre alt) und Philippos (13 Jahre alt) ermorden. Der Älteste, Ptolemaios, der seine Mutter gewarnt hatte, war zu den Dardanern entflohen (Trog. Prol. 34). Zum zweitenmal rettete A. in eiliger Flucht nur das nackte Leben (Memnon FHG III 534, 14. Iust. XXIV 3, 1–9). Nachdem A. zunächst in Samothrake Schutz gesucht hatte, kam sie um 279 nach Ägypten, wo ihr leiblicher Bruder, Ptolemaios I., mit A. I. vermählt, regierte. Am alexandrinischen Hofe konnte diese ehrgeizige Frau, die schon zwei Kronen getragen hatte, unter den damaligen Verhältnissen keine ihr zusagende Stellung gewinnen. Sie streckte ihre Hand auch nach der dritten aus. Wenn es auch nicht ausdrücklich überliefert wird, so ist es doch mehr als wahrscheinlich, dass ihre Intriguen es waren, die die Königin A. I. vom Throne verdrängten (s. Nr. 25). Jedenfalls wurde dieselbe bald nach ihrer Ankunft (etwa 278 oder 277) verbannt, und A. wurde statt ihrer Königin. Über den Zeitpunkt dieser Hochzeit fehlt es an bestimmten Angaben, weshalb die Ansätze der Neueren bedeutend schwanken. Während z. B. Droysen sie bis in das J. 266 hinabzurücken versuchte (Hell. III 1, 268), haben andere sie in die siebenziger Jahre verlegt. Letztere haben Recht behalten: Die hieroglyphische Stele von Pithom lehrt, dass A. schon im 12. Jahre des Königs, d. h. 274/3, königliche Gemahlin war (Ed. Naville The store-city of Pithom, Lond. 1885). Dies ist zur Zeit wohl der früheste Terminus ante quem. Der alte Ansatz von Champollion-Figeac (Annal. des Lagides II 20), der die Hochzeit auf 277 berechnete, mag danach der Wahrheit wohl sehr nahe kommen. Diese Eheschliessung zwischen Geschwistern entsprach zwar den ägyptischen Sitten, verstiess aber gegen die griechischen Anschauungen (vgl. Memnon FHG III 534, 14: ὡς πάτριον τοῦτο τοῖς Αἰγυπτίοις. Paus. I 7, 1; vgl. die Anekdote vom Sotades bei Hegesandros FHG IV 415f. 12; andererseits die Bemäntelung bei Theokr. 17, 131ff.). Droysen a. O. nimmt an, dass politische Gründe den König zu diesem Schritt bewogen haben, der um so auffallender erscheint, als die damals etwa 40jährige A. um mehrere Jahre älter war als der Bruder (ähnlich auch v. Wilamowitz Antig. v. Karyst. 225). Holm (Griech. Gesch. IV 260) spricht von einer Übereinstimmung der Charaktere. Es scheint eher, dass die herrschsüchtige Frau durch grosse Überlegenheit und Energie des Willens den jüngeren Bruder zu diesem Schritt genötigt hat. Auch ist nicht ausgeschlossen, dass sie vielleicht als ältere Schwester Rechtsansprüche auf den Thron [1284] erhob. Eine glückliche Ehe konnte aus diesem unnatürlichen Bunde nicht hervorgehen, und das bezeugt auch, entgegen den Versicherungen der Hofpoeten (vgl. Theokr. 17, 128ff.), die grosse Zahl der Maitressen, die der König sich hielt (Ptol. Euerg. FHG III 186). Hier in Ägypten hat A. erreicht, was sie in Makedonien zu kurz genossen hatte, das reginam appellari (Iust. XXIV 3, 2). Die Priester verliehen ihr sogar, was in dieser Weise ohne Beispiel ist, wie einem regierenden Könige einen sogenannten ‚Thronnamen‘, vermutlich bei der Thronbesteigung. Nach der Stele von Pithom lautete ihr Titel: ‚Die königliche Tochter, Schwester und Gemahlin, Ḫnem-ἰb-n-Šu mr-neterw, die Grosse, die Herrin der beiden Länder, A.’ (vgl. die Beischrift der Darstellung; dazu Naville a. O. 27). Dass sie an der Regierung lebhaften Anteil genommen, ist wahrscheinlich, wenn auch im einzelnen selten nachweisbar. Nach der Stele von Pithom begleitete sie im J. 274/3 ihren Gemahl, als dieser die Ostmark des Reiches gegen die Seleukiden befestigte. Charakteristisch sind die Worte in einem attischen Decret aus der Zeit des chremonideischen Krieges (Dittenberger Syll. 136, 16): ὃ τε Πτολεμαῖος ἀκολούθως τεῖ τῶν προγόνων καὶ τεῖ τῆς ἀδελφῆς προ[α]ιρέσει φανερός ἐστιν σπουδάζων ὑπὲρ τῆς κοινῆς τ[ῶν] Ἑλλήνων ἐλευθερίας. Danach schrieb man ihr in Griechenland Einfluss auf die auswärtige Politik zu – und gewiss mit Recht. Sie war im wahren Sinne des Wortes Mitregentin. Für ihre Sonderstellung ist vor allem bemerkenswert, dass ihr zuerst unter allen Ptolemaeern, auch früher als Ihrem Gemahl, ein Kultus eingerichtet wurde. Wohl bald nach der Hochzeit, spätestens 274 (vgl. Stele von Pithom), wurde sie zur ‚Göttin, die ihren Bruder liebt‘, d. h. zur θεὰ Φιλάδελφος erhoben. Der Name Philadelphos gebührt also, wie schon v. Gutschmid Kl. Schr. IV 112ff. richtig bemerkte, ursprünglich nicht dem König, auf den die Schriftsteller ihn gern anwenden, sondern der Königin A. Die Beziehung auf Ptolemaios (in der Bedeutung ‚der seine Schwester liebt‘) scheint secundär zu sein und begegnet auf den Denkmälern erst später (so erhielt er nach demotischen Contracten als ‚Ptolemaios der seine Schwester liebt‘ in der Mitte des 2. Jhdts. v. Chr. einen Kult im oberägyptischen Ptolemais; vgl. Revillout Nouv. Chrestomath. démot 34. 47. 54. 79). Der Philadelphos zu Ehren wurde das jährlich wechselnde und eponyme Priestertum der κανηφόϱος Ἀρσινόης Φιλαδέλφου in Alexandrien eingesetzt, das zum erstenmal (bis jetzt) für das 19. Jahr des Königs, d. h. 267/6 v. Chr. nachweisbar ist (vgl. Revillout Rev. Egypt. I 15; es fehlt noch im J. 16 = 270/9; vgl. Mahaffy Flinders Petrie Pap. I, XXIV 2). Eine andere, für Oberägypten eponyme Kanephorie ist ihr im 2. Jhdt. v. Chr. im oberägyptischen Ptolemais eingesetzt worden (vgl. Lepsius Abh. Akad. Berlin 1852, 496ff. Revillout Nouv. Chrestom. dém. 137). Abgesehen von diesen besonderen Priestertümern ist der Kultus der ‚Göttin Philadelphos‘ nach und nach mit verschiedenen ägyptischen Localkulten vereinigt worden. So wurde sie im J. 15 (= 271/0) in Mendes im Delta in den Kult des Gottes Mendes aufgenommen (vgl. Brugsch Die grosse Mendesstele, Ztschr. f. äg. [1285] Sprache 1875, 37 Z. 11ff.; später hat er mit Unrecht das Datum auf die Hochzeit der A. bezogen, wodurch Droysen Kl. Schrift. II 295 irregeleitet wurde; vgl. Wiedemann Rh. Mus. XXXVIII 388, auch Brugsch Thesaurus inscr. aeg. IV 663f.), so wurde ferner im J. 20 (= 266/5) ihr Kult in Sais eingeführt (Wiedemann a. O. 391; vgl. Revillout Rev. Egypt. I 184ff.). So erscheint sie im Faijûm mit dem Kult des Gaugottes Sobk-Suchos vereinigt (Mahaffy Flinders Petrie Pap. I, XXV 2, 1: ἱερεῖς τοῦ Σούχου καὶ τῆς Φιλαδέλφου, aus dem J. 35 = 251/0; dazu vgl. Wilcken bei Droysen Kl. Schrift. II 435). Von einer 162/3procentigen Abgabe, die im Faijûm der Göttin Philadelphos von Wein- und Gartenland erhoben wurde, berichtet eine Urkunde bei Mahaffy Flind. Petr. Pap. II, XLVI; vgl. Inscr. Rosett. 15f. Näheres wird der Revenue-Papyrus bringen (nach Mahaffy). Vgl. auch Pap. Leyd. Q 8, wo τῆι Φιλαδέλφωι zu lesen ist. Ebenso war sie in Theben mit der Göttin Mut vereinigt (Lepsius Denkm. IV 8). In Memphis hatte sie für sich als ‚Philadelphos‘ bis in die letzten Ptolemaeerzeiten hinein ihren Tempel und Kultus (Lepsius Abh. a. O. 500. Brugsch Thesaurus inscr. aeg. V 892ff. 903). Auch der Ἀρσινόνειον genannte Tempel, den ihr der Bruder in Alexandrien errichten liess, wird ihr als der ‚Göttin, die ihren Bruder liebt‘ geweiht gewesen sein (vgl. Plin. n. h. XXXIV 148. XXXVI 68. XXXVII 108; vgl. auch FHG II 374, 15). Die Annahme Droysens (Kl. Schrift. II 298; ebenso Wiedemann Rh. Mus. XXXVIII 387), dass der König diesen Tempel erst nach ihrem Tode begonnen und ihn zum Grabmal bestimmt habe, ist durch nichts gestützt und wird nach obigen Parallelen (namentlich Memphis) sehr unwahrscheinlich. Doch ist Genaueres darüber nicht bekannt. Die Darstellungen auf Tempelwänden und Stelen, in denen der König selbst vor der mit andern Göttern vereinten schwesterlichen Göttin Philadelphos opfernd als Priester erscheint, zeigen wohl am besten, wer im Hause das Regiment geführt haben mag (vgl. Stele von Pithom und Mendes; auch Lepsius Denkm. IV 6 aus Philae).
Von diesem Kultus der θεὰ Φιλάδελφος ist scharf zu trennen der Kultus der θεοὶ ἀδελφοί, d. h. der ‚geschwisterlichen Götter‘, in welchem A. zusammen mit dem König göttlich verehrt wurde. Dieser Kultus fehlt noch in den Contractdatierungen vom J. 19 (= 267/6), begegnet dagegen im J. 21 (= 265/4) neben der Kanephorie, und zwar vereinigt mit dem Alexanders d. Gr. in Alexandrien, dessen eponymes Priestertum jetzt gleichzeitig zum erstenmal erscheint (Revillout Rev. Egypt. I 15ff.). Nach Mahaffy I, XXIV 2 existierte er aber trotz jener Nichterwähnung schon im J. 16 = 270/9. Wie die θεοὶ ἀδελφοί hier hinter dem Localgott Alexandros als seine σύνναοι θεοὶ auftreten, so begegnen sie auch in derselben Bedeutung hinter dem Gott Ἀμενρασονθὴϱ in Theben (Lepsius Abh. a. O. 498), hinter der Isis von Philae (Wilcken Herm. XXII 7), hinter dem Χνουβὼ Νεβιὴβ von Elephantine (Wilcken Arch. Jahrb. IV 1889 Anz. 115f.), und nach und nach wird ihr Kultus, wie der der späteren Ptolemaeer überhaupt mit allen ägyptischen Localkulten, bis nach Nubien hinein (vgl. Dakke), [1286] verbunden gewesen sein (Wilcken Hermes XXII 8). In Alexandrien scheinen sie auch einen eigenen Tempel gehabt zu haben. Vgl. Herond. I 30: θεῶν ἀδελφῶν τέμενος, denn ob man so das Σῆμα hat bezeichnen können (v. Wilamowitz Nachr. Götting. Ges. d. Wiss. 1894, 15), ist zweifelhaft. Von den bisher angeführten Consecrationen ist endlich noch zu scheiden die Identifizierung der A. mit der Ἀφροδίτη, die offenbar von den griechischen Hofkreisen ausgegangen ist. So weihte ihr der Nauarch Kallikrates auf dem Vorgebirge Zephyrion (östlich von Alexandria) als der Ἀρσινόη Κύπρις ein Heiligtum, das die Hofdichter mehrfach zu Versen begeistert hat (Strab. XVII 800: ναΐσκον Ἀρσινόης Ἀφροδίτης und s. o. Nr. 23). Mit Unrecht wird dieser Tempel mit dem Arsinoeion in Alexandria identifiziert (Wiedemann a. O.). Der bei Mahaffy Flind. Petr. Pap. I XXI 7 erwähnte Tempel Βερενίκης καὶ Ἀφροδίτης Ἀρσινόης hat im Faijûm gestanden.
Für die einflussreiche Stellung, die A. einnahm, dürfte auch die grosse Zahl von Ortschaften sprechen, die auf ihren Namen umgenannt wurden (Ἀρσινόη) oder Φιλαδελφεία oder Θεαδελφεία). Auch ein Demos Alexandriens war nach ihr Φιλαδέλφειος genannt (so ist Mahaffy I [54, 10. 59, 18] zu erklären). Von besonderer Bedeutung scheint die Umnennung des mittelägyptischen Gaues Κροκοδιλοπολίτης (auch ἡ λίμνη genannt, nach Mahaffy) in Ἀρσινοΐτης (auch τὰ Ἀρσινόεια) gewesen zu sein, mit der vielleicht die starke Colonisierung der Landschaft mit griechisch-makedonischen Kleruchen im Zusammenhang steht (vgl. hierüber Mahaffy a. O.). Das Jahr dieses Vorganges ist bis jetzt nicht bekannt. Weitere Aufschlüsse soll der soeben in England erworbene Revenue-Papyrus enthalten, dessen Publication nahe bevorsteht.
Wenn A. auch nach Aussage des Scholiasten Theokr. 17, 128 ἄτεκνος gestorben ist, so wird es doch durch demotische und griechische Urkunden äusserst wahrscheinlich, dass sie dem Ptolemaios einen Sohn geboren hat, der aber jung verstorben ist. In dem Mitregenten Ptolemaios, des Königs Sohn, der in Texten aus dem J. 19, 21 (Revillout a. O.), 22 und 24 (nach Wiedemann Philolog. N. F. I 87), also von 267–262/1 erscheint, um darauf zu verschwinden (vgl. auch Mahaffy II XXIV), wird man mit Krall (S.-Ber. Akad. Wien 1884, 362ff.) nicht den späteren Euergetes, den Sohn aus erster Ehe, sondern eben einen bald darauf verstorbenen Sohn der A. zu sehen haben. Wahrscheinlich ist auf diesen Prinzen die Darstellung bei Lepsius Denkm. IV 6a zu beziehen (vgl. Wilcken bei Ehrlich De Callimachi hymnis 1894, 56). Auch der mit dem Cheperesch-Helm geschmückte König, der auf den in diese Zeit fallenden Stelen von Pithom und Mendes ausser dem Philadelphos dargestellt ist, scheint mir kein anderer zu sein. Erst nach dem Tode dieses Prinzen, also nach 262/1, wird der Sohn der ersten A. adoptiert worden sein, wozu sich A. endlich entschlossen haben wird, da bei ihrem hohen Alter (mindestens 55 Jahre alt) Aussicht auf einen neuen Sprössling kaum vorhanden war (vgl. Ehrlich a. O.). Wann A. gestorben ist, ist nicht überliefert. Die Beweisführung von Droysen, der nach Plin. n. h. XXXIV 148 ihren Tod kurz vor dem des Philadelphos ansetzt (Kl. Schr. II 298), [1287] ist, wie schon oben bemerkt, nicht zwingend. Man wird gut thun, weiteres Material abzuwarten. Ehreninschriften der A. als θεὰ Φιλάδελφος im CIG 4836b. 4959, vgl. 5795. Eine von ihr gesetzte Weihinschrift in Halikarnass (vielleicht aus sehr früher Zeit) in Anc. greek inscr. Brit. Mus. IV, DCCCCVI. Zu dem von ihr auf Samothrake errichteten Rundbau vgl. Conze Samothrake I 15ff. Ihre Statue vor dem Odeion in Athen Paus. I 8, 6; vgl. IX 31, 1. Über die Münzen, auf denen A. erscheint, vgl. Poole Catalogue of Greek Coins in The Brit. Mus., The Ptolemies 1883 p. XXXVIIIff. Bemerkenswert ist, dass Goldmünzen mit der Umschrift Ἀρσινόης Φιλαδέλφου bis in die Zeit des Ptolemaios Alexandros hinein, also über anderthalb Jahrhunderte hindurch geprägt worden sind. Im allgemeinen vgl. Mahaffy Greek life and thought, London 1887.