Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Legionsadler
Band II,1 (1895) S. 317318
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11) Der Legionsadler. Seit Marius Feldzeichen der ganzen Legion (Plin. n. h. X 16), daher in jeder Legion nur ein Adler (Caes. b. g. IV 25. Tac. ann. I 39; hist. I 61. 89. 100. Hygin. de limitibus const. p. 176 L. Joseph. b. J. III 6, 2. V 2, 1. Arrian. ἔκταξις 5. 6. Dio Cass. XL 18. Veget. II 6. 8. Das Relief CIL VI 417). Der Adler hat seine Einteilung in der ersten Cohorte der Legion (Veget. II 6. CIL III 6180, 3, 2 vgl. mit CIL III 6178, 1, 20), weil er unter dem Schutze des primus pilus, des ersten Centurio der Legion steht (Caes. b. c. III 64. Val. Max. I 6, 11. Tac. hist. III 22. Plin. n. h. XIV 19. Iuvenal. XIV 197. Veget. II 8. CIL III 7591. VIII 2634. Westd. Zeitschr. XI 294, und das Relief bei v. Domaszewski Die Fahnen 31). Sein Platz ist auf dem Marsche an der Spitze der Legion (Jos. b. J. III 6, 2. V 2, 1. Arrian. ἔκταξις 6. 8 und die Reliefs Froehner La colonne Trajane Pl. 35. 72), in der Schlacht hinter der ersten Cohorte (Caes. b. c. III 64. Tac. hist. II 43. Veget. II 6; vgl. Antesignani). Mommsen Arch.-epigr. Mitt. X 4 giebt ihm eine taktische Bedeutung, er soll den Standort des Stabes bezeichnen. Dagegen spricht der feste Platz hinter der ersten Cohorte und der Umstand, dass der Stab beritten, der Aquilifer ein Fussgänger ist. Er geniesst religiöse Verehrung (Valer. Max. VI 1, 11. Tac. ann. I 39. II 17. CIL III 7591. Westd. Zeitschrift XI 297; vgl. auch Signa), sein Geburtstag wird gefeiert, als der Entstehungstag der Legion (CIL II 6183; vgl. Signa). Fällt er in Feindeshand, so ist die Legion für immer vernichtet (Arch.-epigr. Mitt. XV 189). Die Form des Adlers ist auf den Denkmälern immer dieselbe: auf einem capitellartigen Postamente sitzt der Adler mit erhobenen Flügeln, ein Blitzbündel in den Krallen (Dio Cass. XLIII 35). Deshalb ist das Blitzbündel auch das Abzeichen aller Legionen auf den Schilden (Domaszewski a. a. O. und die Scuta der Legionare auf der Traianssäule. Lindenschmidt Altert. 6, 5; vgl. Scutum) und das Beizeichen der Legionen auf den Schleuderbleien (Eph. epigr. VI 80ff.). Der Adler ist in republicanischer Zeit aus Silber (Cic. Cat. I 9. Appian. b. c. IV 101. Dio Cass. XLIII 35), aber die Blitze aus Gold (Dio Cass. XLIII 35); erst in der Kaiserzeit ist der ganze Adler aus Gold (Dio Cass. XL 18. Herodian. IV 7, 7. Dexippus frg. 24, FHG III 682). Wenn der Legionsadler stets [318] so dargestellt wird, als sei er im Begriffe aufzusteigen, so ist die Bedeutung wohl die, dass er gleich einem glückverheissenden Augurium der Legion vorausfliegen soll, um ihr den Weg zum Siege zu weisen (Tac. ann. II 17; hist. I 62). Auf einer Reihe von Denkmälern ist über die Flügel des Adlers eine corona geschoben. Diese coronae sind die Militärorden (vgl. Zonaras VII 21 und Dona militaria; Signa), welche der ganzen Legion verliehen wurden. Die mit Silber beschlagene Fahnenstange mit dem hakenförmigen Handgriffe in der Mitte zum Herausziehen und dem Stabe zum Einstossen in die Erde, wie bei den signa. Vgl. die Abbildungen bei Domaszewski Die Fahnen, Wien 1885, Fig. 3–11. 34–52.

S. auch die Artikel Adler und Sternbilder.