Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Valerius A., gefeierter Rhetor im 3. Jh. n. Chr., Gatte der Annia
Band II,1 (1895) S. 277283
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Apsines, gefeierter Rhetor des 3. Jhdts. n. Chr. aus Gadara in Koilesyrien, daher gewöhnlich ὁ Γαδαρεύς (Suid. s. Ἀψίνης 2. Φρόντων Ἐμεσηνός. Γαϊανός Doxop. Schol. Hermog. VI 197 W. Anon. Schol. Hermog. VII 950. Tzetz. Chil. VIII 695), vereinzelt ὁ Φοῖνιξ (Philostr. vit. soph. II 33, 4), auch Ἀθηναῖος (s. u.). Die Worte bei Suidas σπαρείς, ὡς λόγος, ἐκ Πανός versteht Hammer 3f. dahin, dass A. wegen seiner auffallenden Körpergestalt von seinen Zeitgenossen den Spitznamen eines Pankindes erhalten habe. Seine Studien machte A. bei dem Sophist Herakleides aus Lykien in Smyrna, darauf, wie es scheint, mit grösserem Wohlgefallen an seiner Richtung bei dem Sophisten Basilikos in Nikomedeia (Suid. a. O. Hammer 8ff.), der ihn insbesondere für Demosthenes interessiert zu haben scheint. Wo er zuerst als Lehrer aufgetreten und ob überhaupt an mehreren Orten, lässt sich nicht feststellen. Sicher wirkte er in dem zweiten Viertel des 3. Jhdts. in Athen und zwar da ganz besonders, da er geradezu Ἀθηναῖος zubenannt wurde; denn der A. Ἀθηναῖος bei Suid. 1 wird mit Recht von Bernhardy und Hammer für identisch mit dem Γαδαρεύς bei Suid. 2 gehalten. Wenn Suidas die Thätigkeit des A. in Athen auf die Regierungszeit des Maximinus (so nach Bernhardy zweifellos richtig für das überlieferte Maximianus) beschränkt, also auf die J. 235–238, so soll mit diesem Ansatze die höchste Blüte des A. bezeichnet werden; damals wurde er auch durch Verleihung der Consulwürde ausgezeichnet. Als Zeitgenosse der Sophisten Maior und Nikagoras, welch letzterer ebenfalls in Athen lebte, wird er jedoch höchstwahrscheinlich noch bis in [278] die Zeit des Kaisers Philippus (244–249) hinein gelehrt haben (Suid. s. Μαΐωρ. Νικαγόρας), und da sein Schüler Gaianus schon unter Maximinus lehrte (Suid. s. Γαϊανός), so wird er selbst schon einige Zeit vor Maximinus seine Lehrthätigkeit begonnen haben. In Athen war er eng befreundet mit dem mittleren Philostratos, dem Verfasser der βίοι σοφιστῶν, der an seinem Freunde Stärke des Gedächtnisses und Akribie rühmt, und fand gleich diesem in Fronto aus Emesa einen Nebenbuhler (Philostr. a. O. Suid. s. Φρόντων, wo fälschlich der erste Philostratos genannt ist). Vergleicht man die angeführten Stellen genauer mit einander, so wird man als Zeitgrenzen für das Leben des A. ungefähr die J. 190 und 250 festsetzen können. In Athen wurde ihm ein Sohn Onasimos geboren, der nach Suid. s. Ἀψίνης 3 athenischer Sophist und nach Suid. s. Ἀψίνης 1 Vater des A. bei Suid. s. Ἀψίνης 3 war. Bei Suid. s. Ὀνάσιμος ist ein Historiker Ὀνάσιμος Κύπριος ἤ Σπαρτιάτης ἱστορικὸς τῶν ἐπὶ Κωνσταντίνου γενομένων, d. h. einer von den Historikern aus Constantins Zeit, verschmolzen mit dem älteren σοφιστής <Ἀθηναῖος>, dessen Schriften rhetorischen Inhaltes ebenda aufgezählt sind, darunter eine τέχνη δικανική für seinen Sohn A. Eunapios vit. soph. p. 482f. Boiss. nennt einen Sophisten A. aus Lakedaimon, der allenfalls mit dem Sohne des Onasimos identisch sein könnte. Von den zahlreichen Schriften unseres Rhetors hat sich verhältnismässig vollständig nur seine τέχνη erhalten. Der Titel der Schrift lautet in den meisten Hss. τέχνη ῥητορικὴ περὶ προοιμίου (-ων); es unterliegt keinem Zweifel, dass der beschränkende Zusatz περὶ προοιμίου (-ων) die Überschrift des ersten Abschnittes ist. Denselben Titel überliefert uns auch der Scholiast zu Hermog. IV 35 W., wo jedoch zu lesen ist περὶ προοιμίων καὶ <… περὶ> πίστεων oder [καὶ πίστεων]. Den genauen Titel der Schrift scheint uns der auf alte Quellen zurückgehende Scholiast zu Hermog. IV 302 W. = VII 721 erhalten zu haben: ἡ περῖ τῶν μερῶν τοῦ πολιτικοῦ λόγου τέχνη (ohne πολιτικοῦ Sopatros oder Syrianos IV 712 W.; vgl. auch IV 59 W.). Sie ist erschienen nach dem Tode des Basilikos, auf den sich A. im Eingange mit dem Attribut ὁ θεῖος wie auf einen Toten bezieht. Nicht lange nach A.s Tode müssen die Verweise auf damals noch vorhandene Übungsreden des A. unter seinem Namen in die Schrift eingeschoben worden sein (über diese Interpolationen s. Hammer 31f.). Allmählich wurde der ursprüngliche Zustand der Schrift durch weitere Zusätze und Einschiebsel, durch Verstellungen, Kürzungen, Streichungen und sonstige Verderbnisse stark entstellt. Schon vor dem 10.–11. Jhdt., aus dem cod. Paris. B stammt, haben sich Stücke aus der Rhetorik des Longinos und einige anonyme Traktate vermutlich infolge Blattversetzung in einem Sammelbande rhetorischer Schriften in unsere Rhetorik eingeschlichen. Mit diesen fremdartigen Bestandteilen ist die Rhetorik des A. in alle A.-Hss. (ausser Paris. 1874) und in die Ausgabe des Aldus übergegangen. Ruhnken gebührt das Verdienst, zuerst im J. 1765 das Fremdartige darin entdeckt zu haben. Spengel und Finckh haben dann dasselbe genauer abgegrenzt, und des letzteren Annahme (Heidelb. Jahrb. 1838, 1082. 1088) hat eine glänzende [279] diplomatische Bestätigung in dem von Séguier im J. 1838 gemachten Funde erhalten, dass in cod. Paris. 1874 der Text des A. genau nach Finckhs Vermutung von 552, 2 W. sogleich auf 579, 18 überspringt. Näheres hierüber bei Schneidewin Rh. Mus. V 1847, 254–260. Bake XIII–XXVII. Finckh Ztschr. f. Alt.-Wiss. VIII 1850, 422ff. Der schlechte Zustand der Überlieferung und der Umstand, dass A. mit ausgesprochener Absichtlichkeit einige bekanntere oder vor ihm genügend behandelte Kapitel, wie das über die Statuslehre 380, 18 (Spengel Rhet. gr. I, 1. Aufl.) = 291, 4 (ebd. 2. Aufl.) übergeht, erschweren ein festes Urteil über die Anlage der Schrift im einzelnen. Im ganzen finden wir auch hier die übliche Einteilung in προοίμιον (331–348 = 217–242), διήγησις (353–360 = 249–260), ἀποδείξεις mit der Teilung in ἀντιθέσεις = πίστεις (vgl. Syrian. IV 61 W.) und λύσεις (360–384 = 260–296; diese gesonderte Behandlung der Widerlegung steht im Gegensatze zu Hermogenes, Volkmann 240) und ἐπίλογος (384ff. = 296ff.) vor. Zwischen das προοίμιον und die διήγησις hat A. ein Kapitel über die προκατάστασις (348–353 = 242–249) gesetzt, die er etwas anders als Hermogenes behandelt (Volkmann 151). Hinter dem Kapitel περὶ λύσεως 372 = 279 vermissen Bake VIII. X und Hammer 22 auf Grund von 376, 20 = 285, 7 ein Kapitel περὶ ἐπιχειρημάτων. Gewiss kennt auch A. die übliche Zusammenfassung der παραδείγματα (372–376 = 279–285. Volkmann 235f.), zu denen er auch die παραβολή zählt (Hammer 22f.), und der ἐνθυμήματα (376–380 = 285–291; über seine 13 thetischen Topen vgl. Volkmann 213) unter dem gemeinsamen Begriffe der ἐπιχειρήματα; 360, 5ff. = 260, 18ff. zählt er jedoch die παραδείγματα ebenso wie die Argumente, welche von schriftlichen Documenten hergeleitet werden, zu den ἄτεχνοι ἀντιθέσεις. Über die bekannten ἄτεχνοι πίστεις, wie Foltergeständnisse, Eidschwüre, Zeugenaussagen, erfahren wir nichts (die Stelle 384, 4–11 = 296, 4–12 ist gewiss Interpolation); daher sind Bake 187 und Hammer 23f. geneigt, auch den Ausfall eines Kapitels περὶ ἀτέχνων πίστεων anzunehmen; indes ist die Ausschliessung der ἄτεχνοι πίστεις von der Behandlung in der Rhetorik an sich nichts Ungewöhnliches (Volkmann 179). 380–384 = 291–296 folgt ein Kapitel περὶ τῆς τῶν τελικῶν κεφαλαίων κατασκευῆς, das, wenn auch zur Argumentation gehörig, in das Ganze sich nur gezwungen einreihen lässt. Von den κεφάλαια τελικά wird nur das νόμιμον ausführlich behandelt, die übrigen summarisch; an das νόμιμον schliesst sich noch das ἔθος, vom σαφές, das 380, 24 = 291, 10 angekündigt wird (vgl. Markellin. Schol. Hermog. IV 717), erfahren wir nichts. Der Epilogos endlich zerfällt nach 384, 13f. = 296, 14f. in ἀνάμνησις (384–391 = 296–306), ἔλεος (391–404 = 306–326) und δείνωσις (Volkmann 263ff.); statt der letzteren folgt 404ff. = 326ff. ein Kapitel περὶ πάθους, das Bake X. Spengel Ausg. praef. XXVII. Finckh Jahrb. f. Philol. LXIX 1854, 640 dem A. absprechen, während es Hammer 14f. 24 als Excerpt aus dem Abschnitte über die δείνωσις für A. zu retten sucht (vgl. auch Volkmann 282). Graeven Cornuti art. rhet. epit., Berlin 1891 [280] praef. XXVI findet in der Rhetorik des A. keine Spur hermogenianischer Doktrin. Richtig ist, dass A. in vielen wesentlichen Stücken von Hermogenes abweicht. Nahe liegt für die Lehre von den ἐπιχειρήματα eine Vergleichung mit Minukianos, mit dem er auch öfter zusammen aufgeführt wird, so VII 1023. VI 583 W. An den zu seiner Zeit noch fortgeführten litterarischen Kämpfen zwischen Apollodoreern und Theodoreern scheint auch er sich beteiligt zu haben; die Einteilung der Gerichtsrede 384, 19ff. = 297, 2ff. entspricht genau der Lehre der Apollodoreer, anderseits scheint er mehr zu den Theodoreern hingeneigt zu haben (vgl. auch die Übereinstimmung mit Hermagoras, doch wohl dem Theodoreer, bei Doxop. in Aphthon. II 513 W.). Mit Namen nennt er unter seinen Quellen ausser Basilikos 331, 7 = 217, 7 (dessen περὶ τόπων μονοβιβλίον? Bake 173) nur noch den Aristeides 343, 10. 348, 22. 352, 1. 356, 23 = 235, 2. 243, 5. 248, 7. 255, 13; öfters beruft er sich auf Vorgänger (οἱ πρὸ ἡμῶν 331, 4. 336, 21, 380, 19 = 217, 3. 224, 9. 291, 5; τινές 368, 18 = 273, 11; ἕτεροι 353, 8 = 250, 1); bisweilen betont er, dass er etwas selbst erfunden habe, anderes in ausführlicherer Darstellung, als es von seinen Vorgängern geschehen, vortragen wolle 331, 11. 336, 21 = 217, 11. 224, 9. Häufig finden sich Citate aus eigenen Werken des A., so besonders aus einer Schrift über die Figuren und aus Übungsreden. Die Beispiele zur Erläuterung seiner Lehren entnimmt A. teils den Alten, den Dichtern sowohl als den Prosaikern der besten Zeit, am häufigsten natürlich den Rednern, unter ihnen wieder vorzugsweise dem Demosthenes, teils hat er sie sich selbst gebildet (vgl. besonders 364, 11 = 267, 5f.); nicht selten begegnen wir altbekannten, zum Teil auch bei Hermogenes vorkommender Thematen der Rhetorenschulen. Die Beispiele beziehen sich fast durchweg auf die griechische, speciell athenische Geschichte von den Perserkriegen ab bis auf Alexandros. Dies und der Umstand, dass in der Schrift athenische Localitäten und Verhältnisse berücksichtigt werden 391, 20ff. 401, 13ff. = 307, 13ff. 321, 18ff., möchte dafür sprechen, dass die Schrift in Athen entstanden ist. Auf Abweichungen von dem gewöhnlichen Sprachgebrauche macht besonders Bake im Commentar gelegentlich aufmerksam. Die Ungleichmässigkeit in der Vermeidung des Hiatus wirft ein grelles Streiflicht auf die Überlieferung. Spätere benützten die Schrift ausgiebig. Gleich aus dem Anfange der Rhetorik 331, 15–335, 20 = 217, 14–223, 3 hat der anonyme Verfasser der Proleg. Hermog. VII 71, 16–74, 5 (vgl. V 367, 1–369, 11) stillschweigend geschöpft (Finckh Ztschr. f. Alt.-Wiss. VIII 1850, 430). In demselben Kapitel über das Prooimion ist die Stelle 344, 10ff. = 236, 12ff. Quelle für den Verfasser der Hypothesis zu Isokrates Friedensrede (Volkmann 145 = Jahrb. f. Philol. CXI 1875, 593–596). Im 6. Jhdt. empfiehlt Sopatros Schol. Hermog. IV 712 W. (oder schon im 5. Jhdt. Syrianos, vgl. 711. 6) ein genaues Studium des Kapitels über die προκατάστασις in des A. τέχνη. Ausser der Definition führt die 12 τρόποι καταστάσεως nach A. 348, 15ff. = 242, 16ff. auf der Scholiast zu Hermogenes IV 302 = VII 721. Aus dem Kapitel über den Epilogos entnimmt den Abschnitt über die [281] γνωσιγραφία 389, 12 = 304, 4 der Anon. Schol. Hermog. VII 689. Dasselbe Kapitel hat für die ἀνάμνησις, ohne A. zu nennen, ausgeplündert teils wörtlich, teils kürzend Gregor. Corinth. in Hermog. VII 1225, 5 – 1227, 5 W. Excerpte aus diesem Kapitel finden sich im Cod. Gudianus hinter der τέχνη selbst Fol. 240 a – 243 a. Weitere Citate der τέχνη s. Rh. Gr. IV 35. 59. VI 583f. W. Fabricius Bibl. Gr. IV 459. Bei aller Wertschätzung fehlte es indes auch nicht an Angriffen (s. das Zeugnis bei Spengel Praef. XXVI 1ff. = 273, 14 krit. App. der 2. Ausg.). Über die Hss. des A. vgl. Bake XXXIXff. Hammer 17ff. Man hat zwei Klassen zu unterscheiden, die eine repräsentiert durch Cod. Paris. 1874 (= A) s. XIII, die beste, fast alleinige Grundlage der Textesherstellung, die andere durch sämtliche übrigen Hss. und die der Aldina (I 682–710. 720–727) zu Grunde liegende Hs., die nach Hammer alle auf Cod. Paris. 1741 (= B) s. X–XI zurückgehen. Auf der zweiten Klasse beruht die (schon deshalb unbrauchbare) Ausgabe von Walz Rh. Gr. IX 1836, 467–533. 543–552, 2. 579. 18–596 (einschliesslich περὶ πάθους). Cod. Paris. A ist zuerst, aber meist nur da, wo der bisherige Text fehlerhaft war, herangezogen worden in der Ausgabe von Bake A. et Longini rhetorica, Oxford 1849, 1–115. Consequent auf diesem Codex begründet, daher die beste Ausgabe ist die von Spengel Rh. Gr. I, Leipzig 1853, 329–406 = I 2, Leipzig 1894, 217–329 (zweite Aufl. besorgt von Hammer, erst während des Druckes zugegangen). Beiträge zur Kritik ausser den bereits von Spengel verwerteten s. bei Finckh Jahrb. f. Philol. LXIX 1854, 640ff. Cumanudes Specimen emendationum in Longinum, A., Menandrum. Aristidem aliosque artium scriptores, Athen 1854 (rec. v. Spengel Münch. gel. Anz. XL 1855, 119–122). Hammer besonders 25ff. Volkmann 281 und Anm. zu 246–249. 261.

Gewöhnlich im Anschlusse an die τέχνη werden die Trümmer einer von vornherein mit einem Stücke aus Hermog. de inv. IV 13 (= II 258, 22–259, 21 Sp.) verschmolzenen Abhandlung περὶ τῶν ἐσχηματισμένων προβλημάτων herausgegeben (bei Aldus 727–730. Walz 534–542. Bake 116–126. Spengel I 407–414 = 330–339²). Der Anfang dazu fehlt, und der Text ist noch verderbter als in der τέχνη. Die Stelle 412, 32 – 413, 15 = 338, 1–16 ist benützt von Gregor. Corinth. VII 1171, 2–18 W. Der eingehenden Behandlung der ἐσχηματισμένα προβλήματα durch A. gedenkt Doxop. Schol. Hermog. VI 197 W. (vgl. Anon. Schol. Hermog. VII 950). Während Bake XIIf. unschlüssig ist, ob er das Stück der Schrift über die Figuren zuweisen, oder eine Specialschrift περὶ εὑρέσεων annehmen solle, hält Hammer 14 es für ein Fragment aus der von ihm vorausgesetzten Schrift περὶ ἑρμηνείας und Christ Griech. Litt.² 627 für den zweiten Teil der τέχνη mit einem speciellen Titel. Nichts hindert, an eine besondere Schrift des A. über diesen schon vor Dionysios in den Rhetorenschulen viel behandelten Gegenstand (Volkmann 120f.) zu denken. In der besten Hs. Paris 1741 steht das Stück vor der τέχνη des A., von dieser noch durch Minukianos getrennt.

Verloren ist die Abhandlung des A. περὶ σχημάτων [282] Auf sie bezieht er sich in der τέχνη, und zwar in dem Kapitel über die ἀνάμνησις 386–390 = 299–306 wiederholt; hin und wieder giebt er uns an, welche Figuren für diese oder jene Stelle der Rede sich am meisten eignen, so 358f. 364. 374f. = 258f. 266f. 282. Vielleicht aus dieser Schrift werden uns Fragmente überliefert bei Max. Plan. Schol. Hermog. V 465, 30 W. (nach Bake IX könnte es auch aus einem Demosthenes-Commentar stammen) und beim Anon. VII 1023 W. (nach Bake IX aus dem Kapitel περὶ παραδείγματος der τέχνη, aber dort ausgefallen). Für Tiberius περὶ σχημάτων III 59–82 Sp. bildet sie eine Hauptquelle (Citate mit Namen 75, 18. 79, 15. 27). A. seinerseits ging auf Alexandros Numeniu zurück (Volkmann 458).

Verloren sind auch alle seine ζητήματα oder μελέται, fingierte Übungsreden. Von ihnen sind uns einige Titel und Fragmente in der τέχνη überliefert: Ἕρμων 354, 15 = 251, 20; Λύσανδρος 356, 7. 359, 25 = 254, 16. 260, 6; eine Lobschrift auf Meidias 358, 15 = 258, 6. Das oft citierte ζήτημα über die Skythen scheint von ihm selbst erfunden 355, 8 = 253, 5. Ein anderes ζήτημα von ihm findet sich 364, 12ff. = 267, 6ff.; vgl. noch 351, 13. 352, 23. 355, 28. 367, 5. 19 = 247, 7. 249, 3. 254, 4. 271, 8. 13. Anon. Schol. Hermog. VII 950 W.

Auf Demosthenes-Commentare weisen hin die Citate beim Scholiasten zu Dem. Lept. 458, 9 (= IX 460, 11 Dind.) und bei Max. Plan. Schol. Hermog. V 517 W. (V 465? Bake).

Nicht erwiesen ist die Existenz einer Schrift περὶ φράσεως oder περὶ ἑρμηνείας. Auf eine solche bezieht Hammer 12f. ausser dem Fragment περὶ τῶν ἐσχηματισμένων προβλημάτων das Citat im Aphthonios-Commentar des Doxopatres II 513 W. (= desselben Commentar zu Hermog. de inv. bei Cramer Anecd. Oxon. IV 168) und die Stelle Anon. Schol. Hermog. VII 931, 14ff. W. (aus Lachares). An ersterer Stelle, die Bake IX auf περὶ σχημάτων bezieht, ist aber von der ἔκφρασις die Rede, die ein Kapitel der Progymnasmen bildet (Blass 296f.); auch liegt es näher, unter οἱ περὶ Ἀ. an Schüler, die des Meisters (vielleicht nur mündlich vorgetragene) Lehren fortpflanzten, zu denken; hierbei ist bemerkenswert, dass sein Sohn Onasimos nach Suid. s. Ὀνάσιμος προγυμνάσματα verfasst hat. Die zweite Stelle, die Bake XI auf eine Schrift περὶ συνθήκης bezieht, kann ebensogut in περὶ σχημάτων gestanden haben. Schwierig ist die Entscheidung über die Stelle bei Georg. Pleth. VI 583f. W., wonach Hermogenes seine ganze rhetorische Weisheit ausser Minukianos dem viel jüngeren A. entlehnt haben soll; da Hammers 13f. Änderungsvorschlag nicht befriedigt, empfiehlt es sich, einen groben Irrtum bei Plethon anzunehmen.

Über die anonymen Traktate περὶ ἐρωτήσεως καὶ ἀποκρίσεως, περῖ μνήμης, περὶ τῶν τελικῶν, die hie und da, jedoch mit Unrecht, für A. in Anspruch genommen worden sind, vgl. o. Bd. I S. 2330, 32ff. 2332, 10ff.; dazu Finckh Z. f. Alt-Wiss. VIII 1850, 425ff.; Jahrb. f. Philol. LXIX 1854, 638f. Kayser ebd. LXX 1854, 291f. Über A. überhaupt vgl. Bake Ausg., besonders Proleg. VIIff. Hammer De A. rhetore, Progr. Günzburg 1876 (rec. v. Eberhard Jahresber. V 1876, 209–211. [283] Blass ebd. IX 1877, 296f.), ausserdem Volkmann Rhetorik², Leipzig 1885.

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S. 277ff. zum Art. Apsines:

Seinen volleren Namen Valerius Apsines erfahren wir durch eine athenische Inschrift, die für seine Gattin Annia Stat[ilia? Satur?]nila errichtet wurde. Er trägt den Titel ὁ κράτιστος, Hesperia X (1941) 260f. Vgl. zu ihm PIR³ A 978 und G. W. Bowersock Greek Sophists in the Rom. Empire, 1969, 5f.

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Apsines

Valerius A., Rhetor im 3. Jh. n. Chr., Gatte der Annia (S XIV 48 Nr. 128) Stat[ilia? Satur?]nila. S XIV.