Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Nicht für d. Verbrennung bestimmte Opfer
Band II,1 (1895) S. 292293
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Ἄπυρα[WS 1] (ἱερά) auch ἄκαπνα genannt (vgl. die sprichwörtliche Redensart Athen. I 8E, auch Anth. Pal. VI 321), sind Opfer, bei denen kein Feuer angewandt wird, die also nicht verbrannt werden. Es gab bestimmte Kulte, die Brandopfer ausschlossen. Das berühmteste Beispiel ist der von Pindar gefeierte Kult der Athena in Lindos auf Rhodos (Pind. Ol. VII u. Schol. VII 86; vgl. Diod. V 56. Philostr. imag. II 27. Heffter Gottesdienste auf Rhodos II 11. Dittenberger Ind. lect. Halle 1887 S. VII). Auch die Delier sollen dem Apollon Genetor auf einem besonderen Altar in gleicher Weise geopfert haben (Diog. Laert. VIII 13. Porphyr. de abst. II 28. Iamblich. vit. Pythag. 25. Macr. S. III 6, 2. Aristot. frg. 489 Teubn.; vgl. Bernays Theophrast über d. Frömmigkeit 88. 119). Doch ist es möglich, dass es sich hier nur um unblutige Opfer handelte (vgl. Cic. de nat. deor. III 36. Porphyr. a. a. O. und mehr bei Hermann Gottesdienstl. Alt.² § 17, 4) , wie sie in Athen auf dem Altar des Zeus Hypatos (Paus. I 26, 6. VIII 2, 1), der Eirene (Schol. Aristoph. Pax 1019) und in alter Zeit auch des Zeus Polieus (Stengel Herm. XXVIII 496ff.), in Phigalia der Demeter (Paus. VIII 42, 3ff.) dargebracht wurden, und wie sie wahrscheinlich auch Sosipolis in Elis empfing (Paus. VI 20, 2f.). Eine θυσία ἄπυρος παγκαρπίας für Zeus Hades finden wir bei Euripides (frg. 912 N. ²). Es bestanden solche Opfer aus Früchten und Kuchen (Eur. frg. a. a. O. Diog. Laert. a. a. O. Paus. VIII 2, 1), wie sie auch sonst auf Altären, vor Hermen (vgl. Gerhard Akad. Abhdlg. II 569f. und Atlas Taf. 65) und auf Opfertischen (Schreiber Kulturhist. Bilderatlas XVII 13) niedergelegt zu werden pflegten. Vermutlich nahmen die Priester diese Gaben später fort und verzehrten sie (vgl. Paus. IX 19, 4, auch Aristoph. Plut. 694), es sei denn, dass sie chthonischen Gottheiten dargebracht waren, was den Genuss ausschloss (daher im Euripidesfragment πέλανος, bei Diog. Laert. πόπανον, vgl. Stengel Herm. XXI 307 A.). Ob diese Opfer allgemein für frommer und den Göttern wohlgefälliger galten (vgl. Plato leg. VI 782 C ἁγνὰ θύματα. Porphyr. de abst. II 28 εὐσεβῶν βωμός. Bernays a. a. O.), ist zweifelhaft; sicher ist, dass manche Gottheiten (z. B. die Musen und Nymphen) sie bevorzugten, andere (z. B. Ares) sie verschmähten (Jacobs Anthol. VI 292. Brunck [293] Anal. II 193). Ein unblutiges Isisopfer Kaibel Epigr. gr. 1047. Mit Blut durfte auch der Altar der Aphrodite in Amathus nicht benetzt werden; die Tiere wurden neben dem Altar geschlachtet und dann ganz verbrannt (Tac. hist. II 3, vgl. ann. III 62. Hesych. s. κάρπωσις θυσία und καρπωθέντα. Stengel Herm. XXVII 163). Auf dem Altar brannte nur reines Feuer (Tac. hist. II 3, vgl. Verg. Aen. I 416). Es waren dies also δυσίαι ἀποβώμιοι. Unblutige Opfer verlangte auch der römische Terminus (Plut. quaest. Rom. 15. Dion. Hal. ant. II 74; über andere alte unblutige Opfer der Römer, angeblich von Numa angeordnet, vgl. Plut. Num. 8. Dion. Hal. ant. XXIII 4f.) Ἀ. ἱερά endlich nennt Aischylos (Ag. 70) Opfer, die das Feuer instinctu divino nicht verzehrt, und die deshalb unwirksam blieben. Ob die Notiz bei Hesych. s. ἀπύρου· ἀθύτου Σοφοκλῆς Μυσοῖς in gleichem Sinne zu verstehen ist, oder ob man darin ein ferneres Zeugnis dafür erblicken darf, dass ἄ. im weiteren Sinne nur unblutige Opfer bezeichnet, muss dahingestellt bleiben. Zu vergleichen noch E. Curtius S.-Ber. Akad. Berl. 1890, 1141ff. v. Fritze De libatione veterum Graec., Diss. Berl. 1893, 6ff. Auch Lobeck Agl. 1083.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Transkribiert: Apyra.