Ἁλῴα hieß ein Fest, das man, wie die großen Eleusinien, zum Teil in Athen, zum Teil in Eleusis (Dittenberger Syll. 640. Schol. Luk. dial. mer. VII 4. Rh. Mus. XXV 557. Bekker anecd. 384) der Demeter, Kore und dem Dionysos zu Ehren feierte (Bekker anecd. 385. Dittenberger Syll. 640, 7f. 192, 21f.). Schon im Altertum leitete man den Namen von ἅλως ab und erklärte es für ein Tennenfest (Philochoros bei Harpokr. s. Ἅλῳα bei Müller FHG 161 I 411; vgl. Paus. bei Eustath. Il. IX 530 p. 772, 25). Daneben aber wird berichtet, es sei ἐπὶ τῇ τομῇ τῶν ἀμπέλων καὶ τῇ γεύσει τoῦ ἀποκειμένου ἤδη οἴνου (Schol. Luk. a. a. O.) oder ἐπὶ συγκομιδῇ τῶν καρπῶν (Bekker anecd. 385) begangen worden. Es fiel in den Poseideon (Philoch. a. a. O. Foucart Bull. hell. VII 387. 514ff. Mommsen Athen. Feste 360), eine Jahreszeit, mit der wenigstens das ἐπὶ τομῇ τῶν ἀμπέλων nicht stimmt. Nilsson (De Dionysiis 95ff.; Griech. Feste 329) meint, Fest und Opfer hätten den Zweck gehabt, die Gottheit um Gedeihen der eben aufkeimenden Saat anzuflehen, Bischoff (Schoemann-Lipsius Griech. Altert. II 507), wir hätten darin ,ein Fest des Land- und Feldbaus überhaupt zu sehen‘, doch dürfen wir es wohl genauer als ein Erntedankfest bezeichnen. Über die Feier erfahren wir nur Einzelheiten. Es fand eine Prozession dem Poseidon zu Ehren statt (Bekker anecd. 384. Eustath. a. a. O.; vgl. Pringsheim Archäol. Beitr. z. Gesch. des Eleus. Kults, München 1905, 113, 3). Die Inschriften erwähnen demotische (Dittenberger Syll. 640) und Strategenopfer (Dittenberger Syll. 192; vgl. Ἐφημ. ἀρχ. 1883, 114ff.)
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τεῖ τε Δήμητρι καὶ τεῖ Κόρει καὶ τοῖς ἄλλοις θεοῖς οἷς πάτριον ἧν (vgl. Dittenberger Syll. 587, 125. 620 mit Anm. 22 II S. 415); eine Inschrift aus der Zeit des Commodus bezeugt wenigstens für damals offizielle Beteiligung der Epheben (IG III 1147). Daneben kamen natürlich auch Privatopfer vor, und zwar lag es der Priesterin der Demeter ob, die Tiere an der ἐσχάρα ἐν τῇ αὐλῇ Ἐλευσῖνι zu opfern ([Demosth.] LIX 116 p. 1385). Auch Wettkämpfe fehlten nicht, unter denen ein ἀγὼν πάτριος erwähnt wird, und bei denen auch öffentliche Auszeichnungen bekannt gemacht wurden (Dittenberger Syll. 192 Z. 29, 77. 246 Z. 47. Bull. hell. VIII 201). Aus dem von E. Rohde entdeckten und im Rh. Mus. XXV 557 publizierten Scholion zu Luk. dial. mer. VII 4 geht hervor, daß die Frauen an den Ἁ der Demeter, Kore und dem Dionysos Mysterien feierten und auch eine τελετὴ γυναικῶν ἐν Ἐλευσῖνι stattfand. Wahrscheinlich hat eine dem Geschlecht der Philleiden entnommene Priesterin der Demeter diese Weihe vollzogen (Phot. s. Φιλλεῖδαι. Töpffer Att. Geneal. 92ff.). Die ausgelassenen und obszönen Scherze und Begehungen der Frauen schildert das Scholion ausführlich. Von diesem Teil der Feier waren Männer ausgeschlossen. Bestimmte Speisen waren den Mysten verboten. Das Fest muß mehrere Tage gedauert haben. Außer den zitierten Stellen s. Hermann Gottesdienstl. Altert.² § 57 Anm. 4ff. Daremberg-Saglio V 4f. Rubensohn Mysterienheiligtümer 115ff. Pfuhl De Atheniens. pompis sacr. 66. Mommsen Athen. Feste 359ff. Foucart Ἐφημ. ἀρχ. 1887, 5.