Nestler & Breitfeld, Eisenwerk „Erla“ bei Schwarzenberg

Textdaten
<<< >>>
Autor: Diverse
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Nestler & Breitfeld, Eisenwerk „Erla“ bei Schwarzenberg
Untertitel:
aus: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Erster Theil, in: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild.
Herausgeber: Eckert & Pflug, Kunstverlag
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1892
Verlag: Eckert & Pflug, Kunstverlag
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer: {{{ÜBERSETZER}}}
Originaltitel: {{{ORIGINALTITEL}}}
Originalsubtitel: {{{ORIGINALSUBTITEL}}}
Originalherkunft: {{{ORIGINALHERKUNFT}}}
Quelle: Commons und SLUB Dresden
Kurzbeschreibung:
{{{SONSTIGES}}}
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


[Ξ]

Nestler & Breitfeld,
Eisenwerk „Erla“ bei Schwarzenberg.


[Ξ]
Nestler & Breitfeld,
Eisenwerk „Erla“ bei Schwarzenberg.

Das Hammerwerk Erla ist eines der ältesten obererzgebirgischen Eisenwerke und liegt seine Entstehung jedenfalls nicht fern von der Auffindung des Rothenberges, der bis um die Mitte dieses Jahrhunderts wichtigsten Eisensteinzeche des Landes. Die Ergiebigkeit des Rothenbergs, die Güte seines Eisensteins und die Ausdehnung seines mächtigen Ganges, verbunden mit dem Reichtum der Umgegend an Holz, welcher dieses fast wertlos machte, ist vermutlich die Veranlassung zur Anlegung des Hammerwerkes gewesen.

Das Werk hat jedenfalls schon im 15. Jahrhundert bestanden. Die Geschichte erzählt, daß zu den frühesten Besitzern von Erla etc. die Glieder des einst so mächtigen Geschlechts der Berkas von der Duba zählen, von denen es 1430 an Wilhelm von Boskowitz und 1434 an das Geschlecht von Tettau kam, welchen überhaupt diese ganze Gegend gehörte; als erster Besitzer aus diesem Geschlecht wird Apel von Tettau genannt. Laut vorhandener Urkunden wird „der Hammer in der Erl“ „uff dem Ehrlich“, auch „ehrle“ genannt – „von Georg Wilhelm von Tettau auf und zur Schwarzenbergk Michaelis des Jahres 1517 an den Hammerschmiedt Oswaldt Flemigk, (Flemming) oder wer den Hammer erblich besitzen wird, verliehen mit allen seiner alten Gerechtigkeit, Zugehörung, wie vor alters Herkommen, mit dem Privilegii zu Brauen, als viel ihm zu seiner Nothdurft noth ist, zu Backen und zu Schlachten, sowie der Macht, so viel hartes und weiches Holz zum Kohlen aus eigenen (von Tettau’s) Waldungen hauen zu können, als gebraucht wird.“

„Das Holz zur eigenen Nothdurft (Brennholz) zu hauen, ingleichen Bauholz und Schindeln zu seinen Gebäuden, soll der Hammerschmiedt frei Recht haben, dagegen für ein Fuder Holzkohlen von 6 Kabelln (Kübeln) 4 Pfennige Waldzinnß zahlen, doch daß dem Förster die Kohlen wöchentlich anzuschreiben übergeben werden und jährlich Walpurgis und Michaelis jedesmal 30 Groschen, sowie alle Michaelis 3 Waage Eisen zur Zinnß liefern.“

Das unbeschränkte Hauen des Holzes wurde, nachdem die Herrschaft Schwarzenberg 1534 durch Kauf an den Kurfürsten Johann Friedrich den Großmütigen kam, durch Aufrichtung einer „Holtzordnung“ mit dem Amt Schwarzenbergk und Crotendorf 1560 geregelt und hat diese im Laufe der Jahrhunderte in der Hauptsache immer als Grundlage zu den ferneren Abkommen der Forsten mit den beteiligten Hammerwerken wegen deren Holzberechtigung gedient, bis diese 1856 abgelöst wurde.

Als nachherige Besitzer des Hammerwerks werden Gregor Arnoldt (1550), Nicolaus Klinger, Hans Rüdiger auf Sachsenfeld (1626), Schwager von Klinger, genannt, welchem die „Freiheiten und Gerechtigkeiten von Johann George, Herzog zu Sachsen, erneut privilegiret wurden.“ Den 7. August 1650 verkauft Frau Rosina Rüdiger-Witteb in Mosel das durch den 30jährigen Krieg ganz überschuldete Hammerwerk an Friedrich Röhling, Stadtrichter zu Schwarzenberg und ihren Sohn Hans Rüdiger zu Behrfeld (Beyerfeld) für 3700 Gulden; Vorräte waren nicht vorhanden, dieselben hatte jedenfalls der Krieg auch verzehrt. – Nach dem 30jährigen Kriege leiht 1653 der Kurfürst Johann George I. „dem bescheidenen ersamen Man Herrn Ortband und Katharina, daß ehel. Weibe, den Hof zu Schwarzenberg (welchen Dietrich v. S. vorhero gehabt) pp. pp.“ und „den Hammer in der Erla.“ Wahrscheinlich, daß nach genannten Kriege die Abzahlungen von 700 Gulden – jährlich waren 100 Gulden an Frau Rosine Rüdiger Witteb abzuentrichten – nicht aufzubringen gewesen sind und infolge dessen das Besitztum von den Besitzern aufgegeben (verlassen), oder diese gestorben war.

1709 erscheinen Hammermeister Johann Adam Krauß, 1719 dessen Erben, 1744 Paul Reinhold, 1764 Joh. Glieb Leberecht Reim, 1764–1806 Glieb Benjamin Reinhold als Besitzer, letzterer zugleich als Besitzer der ehemaligen Silberschmelzhütte „Rosenthal“ in Erla.

[Ξ] Im Jahre 1806 verkaufen die Erben des Vorgenannten Finanz-Commissars und Zehendner Reinhold in Erla und Aue das Hammerwerk an den Berg-Commissionsrat Carl Heinrich Nitzsche in Obermitweiderhammer, nach dessen Tod 1832 die Tochter desselben, Frau Medizinalrat Dr. Adelheid Unger den Erlhammmer ererbte und denselben samt allen Berganteilen, Feldern, Wiesen, Waldungen und sonstigen Zubehörungen an

Eduard Wilhelm Breitfeld in Rothenhammer-Unterwiesenthal
und
Carl Gotthilf Nestler in Wittigsthal

verkaufte.

Am 23. Juni 1836 zog Eduard Wilhelm Breitfeld, geb. in Johanngeorgenstadt, von Hammerwerk Rothenhammer, das er an Carl Weigel verkaufte, nach Erla und übernahm damit zugleich die spezielle Leitung dieses Werks, sowie der schon einige Jahre vorher von der verw. Frau Major (Amalie Auguste Sophie von Elterlein) Johann August von Elterlein in Großpöhla und von Major Hans Heinrich von Elterlein in Rittersgrün erworbenen Hammerwerke „Siegelhof“ in Großpöhla und Arnoldhammer-Rittersgrün, während Carl Gotthilf Nestler die spezielle Leitung von Wittigsthal beibehielt. Die Hammerwerke Erla und Rittersgrün hatten eigene Gerichte.

Die für Arnoldhammer und den Siegelhof-Großpöhla schon seit 1833/34 bestandene Firma Nestler & Breitfeld wurde nun auch auf Wittigsthal und Erla übertragen und die 4 Hammerwerke bis 1856 gemeinschaftlich unter dieser Firma weiter betrieben.

1846 wurde der sogen. Schaufelhammer in Dorf Mitweide gekauft, woselbst nur Schaufeln und Spaten geschmiedet wurden.

In der Mitte des Jahres 1856 übernahm nach freundschaftlichem Uebereinkommen der Schwiegersohn von Nestler und bisherige Mitbesitzer Eduard Wilhelm Breitfeld die 3 Hammerwerke Arnoldhammer-Rittersgrün, Siegelhof-Großpöhla und Erlahammer für alleinige Rechnung unter Beibehaltung der bisherigen Firma, bis zu seinem am 3. Dezember 1873 erfolgten Tode.

Wie alle obererzgebirgischen Hammerwerke, so war auch der Erlahammer ursprünglich nur mit einem Holzkohlen-Hochofen geringen Umfanges (6–7 Meter hoch, 1¼–1½ Meter in der Rast weit) ausgestattet. Sein meist aus Roteisenstein mittelst Holzkohlen erblasenes Roheisen wurde bei der Uebernahme des Werkes (1836) in 2 Stabfeuern und 1 Zainfeuer mittelst Hämmern zu Stab- und Zaineisen in beliebigen Stärken und Längen, zu Blech, später zu Pflugscharen, zu Schaufeln und Spaten etc. weiter verarbeitet und die zu dem Hochofen, wie den Feuern nötigen Kasten- und Balgengebläse nebst Hämmern mittelst Wasserrädern betrieben.

Außerdem waren 2 Gießer für die schon 1817 eingerichtete Eisengießerei beschäftigt. Eines der ersten größeren Gußstücke scheint das bereits den 15. September 1818 zur 50jährigen Regierungs-Jubelfeier des Hochsel. Königs Friedrich August, „dem Vater seines Volkes,“ von dem Besitzer von Erla daselbst errichtete Denkmal zu sein.

Mit der Uebernahme vom Erlahammer durch Nestler & Breitfeld trat eine rege Bauthätigkeit daselbst ein. Es war die Zeit gekommen, wo die Industrie aus ihrer Kindheit herauszutreten versuchte. 1837 wurde ein drittes Frischfeuer in der unteren Hütte und ein zweites Zainfeuer in der oberen Hütte eingebaut, sowie bereits mit dem Bau eines Blechwalzwerks auf dem Rosenthal begonnen und der Gießereibetrieb durch Anlernung von mehr Gießern erweitert.

Als Gußmaterial wurde das im Hochofen erblasene vorzügliche Eisen direkt verwendet, der Ueberschuß als Roheisen zu Gänzen aus dem Hochofenherd abgestochen und diese in den Frischfeuern zu Stab- und Zaineisen weiter verarbeitet. In Zeiten, wo der Hochofen nicht in Betrieb war und derselbe ein neues Gestelle erhielt, wurde bereits damals aus einem Kupoloofen eigenes Roheisen zur zweiten Schmelzung gebracht und zu Oefen-, Bau- und Maschinenguß weiter verarbeitet. Auch wurde im gleichen Jahre 1837 mit dem Bau einer Maschinenbau-Werkstatt begonnen und die zur Inbetriebsetzung derselben benötigten ersten Werkzeug-Maschinen von Michel Weniger in St. Gallen (Schweiz), als die damals auf dem Continent bekannten besten Maschinen, bezogen.

[Ξ] Als Assoçié für die Maschinenfabrik wurde ein Engländer, Maschinist John Payne, gewonnen und mit diesem von 1838 bis gegen Ende 1845 unter der Firma:

Nestler, Breitfeld & Comp.

die Maschinenfabrikation betrieben.

Außer den zum eigenen Bedarf nötigen Maschinen, Einrichtungen zum Walzwerk etc., wurden vorzüglich englische Webstühle, Wasserräder, Appreturmaschinen, Warenpressen etc. gebaut.

Zu Anfang der 1840er Jahre wurden wesentliche, für Holz- und Kohlenersparnisse berechnete Verbesserungen, Neubauten bei den Frischfeuern, Einführung heißer Luft in den Hochofen mittelst Cylindergebläse, – Einrichtungen, die sich bewährten – ausgeführt, womit eine zunehmende Verbesserung der Qualitäten der erzeugten Produkte Hand in Hand ging.

Die Hüttengebäude wurden mit Eisenblech gedeckt, die Wasserkräfte besser ausgenutzt etc. Ebenso wie in Erla, wurden die Hammerwerke in Rittersgrün und Großpöhla durch Verbesserungen auf die Höhe der Zeit gebracht und daselbst zu erhalten gesucht. In Großpöhla wurde Ofen- und Maschinengießerei eingerichtet.

Die bei den Werken bisher üblich gewesenen Lohnzahlungen der Arbeiter mit Schmiedeeisen, Brot etc. abzustellen, war die nächste Sorge.

In den erwerbslosen Jahren 1845/47 wurde, um den Arbeitern über die scwere Zeit hinwegzuhelfen, aus eigenen Mitteln die neue Straße von Erla nach Crandorf etc, gebaut, 1855/56 wurden größere Waldrodungen und Meliorationen ausgeführt.

Die Verbesserungen in dem Walzwerksbetriebe machten schon 1850/52 in Erla einen Neubau des Walzwerks nötig, zu dem eine Weißblechzinnerei hinzutrat, die aber nach einigen Jahren wieder außer Betrieb gesetzt wurde, weil für das beliebte Erlaer Schwarzblech verhältnismäßig lohnendere Preise zu erzielen waren.

1851 wurde die Brettmühle gebaut. – Durch die sich fortgesetzt mehr entwickelnde Industrie und das Bestreben der Königl. Staatsregierung, auch das Erzgebirge durch Verbesserung der Verkehrswege und namentlich durch den Bau einer Eisenbahn von Zwickau nach Schwarzenberg (1857) mehr und mehr aufzuschließen und damit die sächsischen großen Staatsforsten rentabler zu machen, wurde zugleich der Wunsch rege, die den obererzgebirgischen Hammerwerken für ihre Hochöfen und Stabhütten von Alters her zugestandenen Kohlholz-Deputate, wonach den Werken ihr Bedarf an Scheit, Knüppel- und Stockholz jährlich zu früher vereinbarten mäßigen Preisen aus den Staatsforsten zu liefern war, abzulösen. Die Ablösung dieser Kohlholz-Deputate erfolgte nach mehrjährigen Verhandlungen mit den Werken 1855/57 auf Grundlage eines 3jährigen durchschnittlichen Holzbezugs der sämtlichen 13 obererzgebirgischen Werke gegen Gewährung von einem den fortbestehenden obererzgebirgischen Hammerwerken zugesicherten, verbleibenden Ablösungs-Kapitale. Die nächste Folge dieser Ablösung war die Stillelegung der Hochöfen und Frischhütten von 10 Hammerwerken schon in den darauf folgenden Jahren.

Die jetzt noch als Hammerwerke bestehenden Eisenwerke mußten nach Jahre lang gebrachten größten Opfern und von der ausländischen Konkurrenz in Roheisen gezwungen, endlich auch davon absehen, den Hochofenbetrieb aufrecht zu erhalten, da die Preise der sich zum Verkohlen eignenden Hölzer in den Auktionen zu hohe waren, die Königlichen Staatsforsten das Roden der Stockhölzer mehr und mehr einstellten und genügender Ersatz von Kohlhölzern aus den näher gelegenen böhmischen Waldungen zu mäßigen Preisen endlich auch nicht mehr zu erlangen war.

Der Holzkohlen-Hochofenbetrieb in Erla, welcher aus Anlaß der Deputatholz-Entziehung durch Neubau eines großen Hochofens 1854 von Rittersgrün und Großpöhla ganz auf das, seiner Lage nach am günstigsten gelegene Centralwerk Erla übergegangen war, wurde den 21. Juni 1879 ganz eingestellt und sind damit auch die verschiedenen, zum Teil noch reichhaltigen Eisensteingruben zum Erliegen gekommen, darunter die Rothenberger Gruben, welche bis zur Mitte der 1850er Jahre mit ca. 250 Bergleuten belegt waren.

Durch die Deputatholz-Entziehung wurden die Grundpfeiler des Bestehens der obererzgebirgischen Hammerwerke als solche aufs Aeußerste erschüttert. Es galt nun, den voraussichtlich dadurch drohenden pekuniären Nachteilen für die seit Mitte 1856 in den Alleinbesitz von Eduard Wilhelm Breitfeld gekommenen [Ξ] Hammerwerke Erla, Arnoldhammer-Rittersgrün und Großpöhla – außer durch Zusammenlegen der drei Hochofenbetriebe nach Erla – durch Vergrößerung und Verbesserung des schon bestandenen Blech- und Stabeisenwalzwerkes, sowie durch Einführung neuer Branchen möglichst zu begegnen und wurde dazu das von Erla zum Teil hypothekarisch übernommene obenerwähnte Holzgelder-Ablösungs-Kapital verwendet.

Nachdem bereits 1854/55 ein neuer Hochofen mit großer Gußhütte so gebaut war, daß er eventuell in einen Coks-Hochofen umgewandelt werden konnte, trat 1856 bis 1861 der erneute Umbau des großen Stabeisen- und Blechwalzwerkes hinzu, sowie der Neubau des Feineisen-Walzwerkes, der Walzen- und Achsendreherei, der Emaillieranstalt, der wesentlich vergrößerten – vorher abgebrannten – Tischlerei, Schlosserei und des Schlackenpochwerkes, sowie die Einführung der Puddelstahlfabrikation durch Adolph von Rappard aus Dortmund etc, 1863 der Neubau einer Pôteriegießerei, die 1872 eine weitere Vergrößerung erfuhr.

Die Hammerwerke Rittersgrün und Großpöhla gingen als solche 1860 und 1868 ganz ein, wurden zum Teil verkauft, zum Teil in Holzstoff- und Pappenfabriken umgewandelt und kamen bei der Erbregulierung 1874 in den Besitz des jüngsten Sohnes des Erblassers, Carl Wilhelm Breitfeld.

In Anerkennung seiner rastlosen, mit oft recht großen Schwierigkeiten verbundenen Thätigkeit und vielfachen Verdienste um das Wohl seiner Arbeiter, welche sich der am 3. Dezember 1873 verstorbene Besitzer von Erla etc., Friedensrichter und Kommerzienrat Eduard Wilhelm Breitfeld in guten und schlechten Zeiten um das Erwerbsleben der näheren und ferneren Umgegend und deren Arbeiter überhaupt erworben hatte, wurde demselben von dem Hochsel. König Johann am 29. August 1867 der Charakter als Königl. Kommerzienrat beigelegt und derselbe den 18. Juni 1872 „in Anerkennung seiner Verdienste um die obererzgebirgische Eisenindustrie, sowie seines dem öffentlichen Interesse gewidmeten gemeinnützigen Wirkens“ mit dem Ritterkreuz des Civilverdienstordens ausgezeichnet.

Herr Eduard Wilhelm Breitfeld war von 1839/45 als Landtagsabgeordneter thätig, nahm alsdann aber eine Neuwahl nicht wieder an; auch lehnte er die ehrende Berufung in die I. Ständekammer ab.

Nach dem Tode des Kommerzienrat Eduard Wilhelm Breitfeld übernahmen 1874 dessen mehrjährige Mitarbeiter, die drei ältesten Söhne Guido, Richard und Alexis Breitfeld das Hammerwerk und die Maschinenfabrik Erla nebst Zubehörungen, sowie die 1854 von Gustav Jahn erworbene Nagel-, später Nagel- und Eisenkurzwarenfabrik in Dorf Mitweide, und sind die Genannten auch heute noch die alleinigen Besitzer.

Letztere Fabrik brannte 1885 total ab und wurde das Grundstück einige Zeit darauf verkauft.

Zur Zeit werden in Erla in 4 Kupoloöfen und dazu gehörigen Anlagen mittelst Wasserkraft und zweier Reserve-Dampfmaschinen allerhand Bau-, Ofen- und Maschinenguß, sowie gußeiserne Emaillewaren aller Art und von der Maschinenfabrik vorzüglich Einrichtungen für Holzschleifereien und Pappenfabriken etc. gefertigt und geliefert.

Außerdem ist die durch die frühere (1865) Stillelegung der Rothenberger Eisensteingruben freigewordene größere Wasserkraft seit 1882/83 für den Betrieb einer neu erbauten Holzstofffabrik verwendet.

Der Stabeisen- und Blechwalzwerksbetrieb ruht seit Ende 1886 bis auf weiteres, da die damals so niedrigen Preise der darin erzeugten Artikel in Verbindung mit den Betriebsstörungen durch die veränderliche Wasserkraft (wie es heißt durch die Entwässerung der Wälder hervorgerufen) zu bedeutende Verluste mit sich brachten. – 1873 kosteten 100 kg Walzeisen 40 Mk. und fiel der Preis nach und nach bis 1885/86 auf 10½ Mk. ab Werk.

Durch Kauf ging im Mai 1884 das Hammerwerk Pfeilhammer in den Besitz der jetzigen Inhaber der Firma Nestler & Breitfeld in Erla über; ebenso 1880 die Pappenfabrik am Ottenstein und der sogenannte Drahthammer, beide in Schwarzenberg.

Die Zahl der beschäftigten Arbeiter und Beamten, die zu Anfang der 1870er Jahre – außer den Bergleuten, Köhlern und Holzanrückern – in Erla noch durchschnittlich 510 betrug, hat sich durch das Aufhören des Hochofenbetriebes und der vermutlich nur zeitweiligen Außerbetriebsetzung des Walzwerkes, sowie der letztjährigen allgemeinen mißlichen Eisenkonjunktur, 1888 auf 348 gestellt und beträgt gegenwärtig, gegen Ende 1889, inclusive 16 Beamten, 368, während in Pfeilhammer inclusive 5 Beamten, 128 Arbeiter, also im Ganzen 496 Beamte und Arbeiter beschäftigt werden.

Eine Krankenkasse ist schon seit 1863 errichtet und gewährt diese bereits seit Anfang ihres Bestehens [Ξ] an Kranke bis zu einem Jahre Unterstützung, außerdem erhalten, wie früher shon, gegenwärtig viele pensionierte Arbeiter angemessene, fortlaufende Unterstützung aus der Werkskasse.

Die natürlichen Absatzgebiete für die Erzeugnisse des Werkes sind das Königreich Sachsen und die angrenzenden Länder; der Verkehr mit diesen hat durch die seit dem 20. September 1883 eröffnete, in unmittelbarer Nähe des Werkes durch Erla führende Eisenbahn wesentliche Erleichterung erfahren. Dagegen sind die von seiten der Maschinenfabrik früher erfolgten, nicht unbedeutenden Lieferungen von Holzschleiferei-Einrichtungen, Argentansägen, Schraubenschneidmaschinen, Schienennagelpressen, sowie der Absatz von Handelsgußwaren seitens des Eisenwerks nach Oesterreich durch die wiederholten Erhöhungen des Zolles dahin sehr zurückgegangen.

Prämiiert wurden die verschiedenen Fabrikate von Erla, Großpöhla und Rittersgrün auf den Ausstellungen:

1845 in Leipzig „für fortschreitende Vervollkommnung des Eisen-Hütten-Betriebes“ (die kleine goldene Medaille) für Eisenguß, Eisenblech, Schaufeln, Spaten etc.,
1867 in Chemnitz (Silberne Medaille) für gußeiserne Emaillewaren, Gußwaren, Blech- und Walzeisen, sowie verschiedene Maschinen,
1873 in Wien (Fortschritts-Medaille) für eine Schrauben- und Mutterschneidemaschine, Patent Rich. Breitfeld,
1875 in Cassel, für Heizungs- und Ventilationsanlagen,
1877 in Cassel, für Heizungs- und Ventilationsanlagen,
1881 in Frankfurt a. M. (Bronzene Medaille) auf der Allgemeinen Deutschen Patent- und Musterschutz-Ausstellung.

1885 wurde dem ältesten Mitinhaber der Firma, Herrn Guido Breitfeld, von Sr. Majestät dem König Albert der Titel „Königlicher Kommerzienrat“ verliehen. Derselbe vertritt seit 1877 den 42. ländlichen Wahlkreis als Landtagsabgeordneter.

Ausgezeichnet wurde ferner das Hammerwerk und deren Besitzer – soweit Aufzeichnungen darüber existieren – durch den Besuch

Sr. Majestät des Königs Anton am 15. oder 16. Oktober 1827,
Sr. Majestät des Königs Friedrich August 1842,
Sr. Majestät des Hochsel. Königs Johann am 29. August 1855, am 23. Juli 1860 und am 11. August 1871,
Sr. Majestät des Königs Albert am 4. Juli 1874 und am 9. Juli 1880, sowie
Ihrer Majestät der Königin Carola am 6. Juli 1886.

Das Werk ist gegenwärtig seit über 53 Jahren in dem Besitz der Familie Breitfeld.

Möge auch ferner der Erlahammer zum Segen der Gegend, wie in den vergangenen 4 Jahrhunderten fortgedeihen und ihm auch in ferneren Zeiten ein ehrender Platz unter den industriellen Werkstätten Sachsens beschieden sein![VL 1]

Anmerkungen der Vorlage

  1. handschriftliche Anmerkung: Vollständig der ganze Besitz ruiniert. Konkurs in der Nachkriegszeit. D.K.W. kauft für ein Butterbrot alles auf. 1931.