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Nestler & Breitfeld,
Eisenwerk „Erla“ bei Schwarzenberg.

Das Hammerwerk Erla ist eines der ältesten obererzgebirgischen Eisenwerke und liegt seine Entstehung jedenfalls nicht fern von der Auffindung des Rothenberges, der bis um die Mitte dieses Jahrhunderts wichtigsten Eisensteinzeche des Landes. Die Ergiebigkeit des Rothenbergs, die Güte seines Eisensteins und die Ausdehnung seines mächtigen Ganges, verbunden mit dem Reichtum der Umgegend an Holz, welcher dieses fast wertlos machte, ist vermutlich die Veranlassung zur Anlegung des Hammerwerkes gewesen.

Das Werk hat jedenfalls schon im 15. Jahrhundert bestanden. Die Geschichte erzählt, daß zu den frühesten Besitzern von Erla etc. die Glieder des einst so mächtigen Geschlechts der Berkas von der Duba zählen, von denen es 1430 an Wilhelm von Boskowitz und 1434 an das Geschlecht von Tettau kam, welchen überhaupt diese ganze Gegend gehörte; als erster Besitzer aus diesem Geschlecht wird Apel von Tettau genannt. Laut vorhandener Urkunden wird „der Hammer in der Erl“ „uff dem Ehrlich“, auch „ehrle“ genannt – „von Georg Wilhelm von Tettau auf und zur Schwarzenbergk Michaelis des Jahres 1517 an den Hammerschmiedt Oswaldt Flemigk, (Flemming) oder wer den Hammer erblich besitzen wird, verliehen mit allen seiner alten Gerechtigkeit, Zugehörung, wie vor alters Herkommen, mit dem Privilegii zu Brauen, als viel ihm zu seiner Nothdurft noth ist, zu Backen und zu Schlachten, sowie der Macht, so viel hartes und weiches Holz zum Kohlen aus eigenen (von Tettau’s) Waldungen hauen zu können, als gebraucht wird.“

„Das Holz zur eigenen Nothdurft (Brennholz) zu hauen, ingleichen Bauholz und Schindeln zu seinen Gebäuden, soll der Hammerschmiedt frei Recht haben, dagegen für ein Fuder Holzkohlen von 6 Kabelln (Kübeln) 4 Pfennige Waldzinnß zahlen, doch daß dem Förster die Kohlen wöchentlich anzuschreiben übergeben werden und jährlich Walpurgis und Michaelis jedesmal 30 Groschen, sowie alle Michaelis 3 Waage Eisen zur Zinnß liefern.“

Das unbeschränkte Hauen des Holzes wurde, nachdem die Herrschaft Schwarzenberg 1534 durch Kauf an den Kurfürsten Johann Friedrich den Großmütigen kam, durch Aufrichtung einer „Holtzordnung“ mit dem Amt Schwarzenbergk und Crotendorf 1560 geregelt und hat diese im Laufe der Jahrhunderte in der Hauptsache immer als Grundlage zu den ferneren Abkommen der Forsten mit den beteiligten Hammerwerken wegen deren Holzberechtigung gedient, bis diese 1856 abgelöst wurde.

Als nachherige Besitzer des Hammerwerks werden Gregor Arnoldt (1550), Nicolaus Klinger, Hans Rüdiger auf Sachsenfeld (1626), Schwager von Klinger, genannt, welchem die „Freiheiten und Gerechtigkeiten von Johann George, Herzog zu Sachsen, erneut privilegiret wurden.“ Den 7. August 1650 verkauft Frau Rosina Rüdiger-Witteb in Mosel das durch den 30jährigen Krieg ganz überschuldete Hammerwerk an Friedrich Röhling, Stadtrichter zu Schwarzenberg und ihren Sohn Hans Rüdiger zu Behrfeld (Beyerfeld) für 3700 Gulden; Vorräte waren nicht vorhanden, dieselben hatte jedenfalls der Krieg auch verzehrt. – Nach dem 30jährigen Kriege leiht 1653 der Kurfürst Johann George I. „dem bescheidenen ersamen Man Herrn Ortband und Katharina, daß ehel. Weibe, den Hof zu Schwarzenberg (welchen Dietrich v. S. vorhero gehabt) pp. pp.“ und „den Hammer in der Erla.“ Wahrscheinlich, daß nach genannten Kriege die Abzahlungen von 700 Gulden – jährlich waren 100 Gulden an Frau Rosine Rüdiger Witteb abzuentrichten – nicht aufzubringen gewesen sind und infolge dessen das Besitztum von den Besitzern aufgegeben (verlassen), oder diese gestorben war.

1709 erscheinen Hammermeister Johann Adam Krauß, 1719 dessen Erben, 1744 Paul Reinhold, 1764 Joh. Glieb Leberecht Reim, 1764–1806 Glieb Benjamin Reinhold als Besitzer, letzterer zugleich als Besitzer der ehemaligen Silberschmelzhütte „Rosenthal“ in Erla.

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Erster Theil. Eckert & Pflug, Kunstverlag, Leipzig 1892, Seite 277. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gro%C3%9F-Industrie_des_K%C3%B6nigreichs_Sachsen_in_Wort_und_Bild_Teil_1.pdf/293&oldid=- (Version vom 23.2.2020)