Nestler & Breitfeld, Eisenwerk „Pfeilhammer“ bei Schwarzenberg
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Die Gründung des Eisenwerkes Pfeilhammer, ursprünglich Hammerwerk Kleinpöhla benannt, fällt in das erste Viertel des 16. Jahrhunderts und waren die damaligen Besitzer der Obrist-Lieutenant Carol Goldstein, Hauptmann zu Quedlinburg und der Hammermeister[VL 1] Marcus Röhling.
Dieses Hammerwerk war mit einem Hochofen, 2 Frischhütten oder Stabfeuern und einem Zerrenfeuer privilegiert. Anfang des 17. Jahrhunderts ist das Hammerwerk an die von Elterlein’sche Familie, welche außer diesem noch mehrere andere Hammerwerke im Erzgebirge besaß, übergegangen.
Die innere Einrichtung des Hammerwerkes war mit den anderen im Erzgebirge erbauten übereinstimmend und bestand aus einem etwa 7 Meter hohen, 1½ Meter im Kohlensack weiten Hochofen und einem durch Wasserkraft getriebenen Kastengebläse, welches zur Schmelzung der Eisenerze diente. Der etwa 5 Centner schwere Hammer, ebenso wie das zum Hammerfeuer gehörige Kastengebläse, gleichfalls durch Wasserkraft in Gang gesehzt, schlug das gewonnene Eisen zu einer homogenen Masse, indem die Schlacken aus demselben herausgetrieben und Eisenstücke hergestellt wurden, welche man nachher zu Stangen von beliebiger Stärke und Länge ausschmiedete.
Im Mai 1802 brannten die Stabhütte, sowie sämtliche Wohn- und Wirtschaftsgebäude ab und wurden bis 1806 wieder erbaut. –
Aus dem gewonnenen Hochofeneisen wurden auch Handelsgußwaren gefertigt, deren vorzügliche Schönheit und Egalität bei Gelegenheit der Gewerbeausstellung im Jahre 1834 durch Belobigungsdekret ausgesprochen wurde.
Im Jahre 1839 wurde dem damaligen Besitzer, Carl Ludwig von Elterlein, die Konzession zur Erbauung eines Kupoloofens erteilt, in welch’ letzterem derselbe das aus dem Hochofen gewonnene Roheisen, wie auch fremdländisches und Gußbrucheisen zu Handelsgußwaren verschmelzen ließ. Für die fortschreitende Vervollkommnung der Gießerei-Produkte wurde anläßlich der Gewerbeausstellung in Leipzig 1845 die große silberne Medaille zuerkannt.
Im Juli 1846 ging das Eisenwerk Pfeilhammer durch Kauf an die Firma Porst & Comp. über, in deren Besitz dasselbe bis Ende 1876 verblieb.
Nachdem in den Jahren 1859/60 das eingeführte rheinische Stabeisen auch für die erzgebirgische Blechlöffelbranche Verwendung fand, konnte die bis dahin in flottem Betriebe gewesene Stabhütte, in welcher hauptsächlich Löffeleisen zu guten Preisen fabriziert wurde, nicht mehr konkurrieren und mußte daher der Betrieb derselben im Jahre 1866 gänzlich eingestellt werden. Dafür wurde jedoch eine neue Gießerei mit einem Kupoloofen erbaut und dieselbe im Februar 1872 in Betrieb gesetzt. Durch diese Gießereivergrößerung erhöhte sich die Arbeiterzahl bis auf 118.
Trotz der Konkurrenz der großen neuen Anlagen, welche für Koksfeuerung eingerichtet waren, erhielt sich der Hochofenbetrieb mit Holzkohlenfeuerung bis Anfang 1872, wo dann infolge der immer höheren Holzpreise, so auch der schwerer zu beschaffenden besseren Eisensteine und Rückgang der Produktion die Notwendigkeit herantrat, den Hochofenbetrieb einzustellen.
Von da ab wurde ausschließlich in beiden Kupoloöfen deutsches und fremdländisches Eisen geschmolzen und Handelsgußwaren, Bau- und Maschinenguß hergestellt.
Nachdem das Hammerwerk von Ende 1876 bis Anfang 1884 in den Händen der Firma Rohleder & Frisch sich befand, ging dasselbe im Mai 1884 durch Kauf an die jetzigen Besitzer Herren Guido, Richard und Alexis Breitfeld, in Firma: Nestler & Breitfeld in Erla über, welche nunmehr die beiden Eisenhüttenwerke Erla und Pfeilhammer unter der gemeinschaftlichen Firma
fortbetreiben. –
Beschäftigt werden von dieser Firma zur Zeit 128 Beamte und Arbeiter in Pfeilhammer, 368 desgl. in Erla, demnach in Summa 496 Beamte und Arbeiter.
Anmerkungen der Vorlage
- ↑ handschriftliche Korrektur der Vorlage: Kammermeister