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Im Jahre 1806 verkaufen die Erben des Vorgenannten Finanz-Commissars und Zehendner Reinhold in Erla und Aue das Hammerwerk an den Berg-Commissionsrat Carl Heinrich Nitzsche in Obermitweiderhammer, nach dessen Tod 1832 die Tochter desselben, Frau Medizinalrat Dr. Adelheid Unger den Erlhammmer ererbte und denselben samt allen Berganteilen, Feldern, Wiesen, Waldungen und sonstigen Zubehörungen an

Eduard Wilhelm Breitfeld in Rothenhammer-Unterwiesenthal
und
Carl Gotthilf Nestler in Wittigsthal

verkaufte.

Am 23. Juni 1836 zog Eduard Wilhelm Breitfeld, geb. in Johanngeorgenstadt, von Hammerwerk Rothenhammer, das er an Carl Weigel verkaufte, nach Erla und übernahm damit zugleich die spezielle Leitung dieses Werks, sowie der schon einige Jahre vorher von der verw. Frau Major (Amalie Auguste Sophie von Elterlein) Johann August von Elterlein in Großpöhla und von Major Hans Heinrich von Elterlein in Rittersgrün erworbenen Hammerwerke „Siegelhof“ in Großpöhla und Arnoldhammer-Rittersgrün, während Carl Gotthilf Nestler die spezielle Leitung von Wittigsthal beibehielt. Die Hammerwerke Erla und Rittersgrün hatten eigene Gerichte.

Die für Arnoldhammer und den Siegelhof-Großpöhla schon seit 1833/34 bestandene Firma Nestler & Breitfeld wurde nun auch auf Wittigsthal und Erla übertragen und die 4 Hammerwerke bis 1856 gemeinschaftlich unter dieser Firma weiter betrieben.

1846 wurde der sogen. Schaufelhammer in Dorf Mitweide gekauft, woselbst nur Schaufeln und Spaten geschmiedet wurden.

In der Mitte des Jahres 1856 übernahm nach freundschaftlichem Uebereinkommen der Schwiegersohn von Nestler und bisherige Mitbesitzer Eduard Wilhelm Breitfeld die 3 Hammerwerke Arnoldhammer-Rittersgrün, Siegelhof-Großpöhla und Erlahammer für alleinige Rechnung unter Beibehaltung der bisherigen Firma, bis zu seinem am 3. Dezember 1873 erfolgten Tode.

Wie alle obererzgebirgischen Hammerwerke, so war auch der Erlahammer ursprünglich nur mit einem Holzkohlen-Hochofen geringen Umfanges (6–7 Meter hoch, 1¼–1½ Meter in der Rast weit) ausgestattet. Sein meist aus Roteisenstein mittelst Holzkohlen erblasenes Roheisen wurde bei der Uebernahme des Werkes (1836) in 2 Stabfeuern und 1 Zainfeuer mittelst Hämmern zu Stab- und Zaineisen in beliebigen Stärken und Längen, zu Blech, später zu Pflugscharen, zu Schaufeln und Spaten etc. weiter verarbeitet und die zu dem Hochofen, wie den Feuern nötigen Kasten- und Balgengebläse nebst Hämmern mittelst Wasserrädern betrieben.

Außerdem waren 2 Gießer für die schon 1817 eingerichtete Eisengießerei beschäftigt. Eines der ersten größeren Gußstücke scheint das bereits den 15. September 1818 zur 50jährigen Regierungs-Jubelfeier des Hochsel. Königs Friedrich August, „dem Vater seines Volkes,“ von dem Besitzer von Erla daselbst errichtete Denkmal zu sein.

Mit der Uebernahme vom Erlahammer durch Nestler & Breitfeld trat eine rege Bauthätigkeit daselbst ein. Es war die Zeit gekommen, wo die Industrie aus ihrer Kindheit herauszutreten versuchte. 1837 wurde ein drittes Frischfeuer in der unteren Hütte und ein zweites Zainfeuer in der oberen Hütte eingebaut, sowie bereits mit dem Bau eines Blechwalzwerks auf dem Rosenthal begonnen und der Gießereibetrieb durch Anlernung von mehr Gießern erweitert.

Als Gußmaterial wurde das im Hochofen erblasene vorzügliche Eisen direkt verwendet, der Ueberschuß als Roheisen zu Gänzen aus dem Hochofenherd abgestochen und diese in den Frischfeuern zu Stab- und Zaineisen weiter verarbeitet. In Zeiten, wo der Hochofen nicht in Betrieb war und derselbe ein neues Gestelle erhielt, wurde bereits damals aus einem Kupoloofen eigenes Roheisen zur zweiten Schmelzung gebracht und zu Oefen-, Bau- und Maschinenguß weiter verarbeitet. Auch wurde im gleichen Jahre 1837 mit dem Bau einer Maschinenbau-Werkstatt begonnen und die zur Inbetriebsetzung derselben benötigten ersten Werkzeug-Maschinen von Michel Weniger in St. Gallen (Schweiz), als die damals auf dem Continent bekannten besten Maschinen, bezogen.

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Erster Theil. Eckert & Pflug, Kunstverlag, Leipzig 1892, Seite 278. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gro%C3%9F-Industrie_des_K%C3%B6nigreichs_Sachsen_in_Wort_und_Bild_Teil_1.pdf/294&oldid=- (Version vom 23.2.2020)