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Hammerwerke Erla, Arnoldhammer-Rittersgrün und Großpöhla – außer durch Zusammenlegen der drei Hochofenbetriebe nach Erla – durch Vergrößerung und Verbesserung des schon bestandenen Blech- und Stabeisenwalzwerkes, sowie durch Einführung neuer Branchen möglichst zu begegnen und wurde dazu das von Erla zum Teil hypothekarisch übernommene obenerwähnte Holzgelder-Ablösungs-Kapital verwendet.

Nachdem bereits 1854/55 ein neuer Hochofen mit großer Gußhütte so gebaut war, daß er eventuell in einen Coks-Hochofen umgewandelt werden konnte, trat 1856 bis 1861 der erneute Umbau des großen Stabeisen- und Blechwalzwerkes hinzu, sowie der Neubau des Feineisen-Walzwerkes, der Walzen- und Achsendreherei, der Emaillieranstalt, der wesentlich vergrößerten – vorher abgebrannten – Tischlerei, Schlosserei und des Schlackenpochwerkes, sowie die Einführung der Puddelstahlfabrikation durch Adolph von Rappard aus Dortmund etc, 1863 der Neubau einer Pôteriegießerei, die 1872 eine weitere Vergrößerung erfuhr.

Die Hammerwerke Rittersgrün und Großpöhla gingen als solche 1860 und 1868 ganz ein, wurden zum Teil verkauft, zum Teil in Holzstoff- und Pappenfabriken umgewandelt und kamen bei der Erbregulierung 1874 in den Besitz des jüngsten Sohnes des Erblassers, Carl Wilhelm Breitfeld.

In Anerkennung seiner rastlosen, mit oft recht großen Schwierigkeiten verbundenen Thätigkeit und vielfachen Verdienste um das Wohl seiner Arbeiter, welche sich der am 3. Dezember 1873 verstorbene Besitzer von Erla etc., Friedensrichter und Kommerzienrat Eduard Wilhelm Breitfeld in guten und schlechten Zeiten um das Erwerbsleben der näheren und ferneren Umgegend und deren Arbeiter überhaupt erworben hatte, wurde demselben von dem Hochsel. König Johann am 29. August 1867 der Charakter als Königl. Kommerzienrat beigelegt und derselbe den 18. Juni 1872 „in Anerkennung seiner Verdienste um die obererzgebirgische Eisenindustrie, sowie seines dem öffentlichen Interesse gewidmeten gemeinnützigen Wirkens“ mit dem Ritterkreuz des Civilverdienstordens ausgezeichnet.

Herr Eduard Wilhelm Breitfeld war von 1839/45 als Landtagsabgeordneter thätig, nahm alsdann aber eine Neuwahl nicht wieder an; auch lehnte er die ehrende Berufung in die I. Ständekammer ab.

Nach dem Tode des Kommerzienrat Eduard Wilhelm Breitfeld übernahmen 1874 dessen mehrjährige Mitarbeiter, die drei ältesten Söhne Guido, Richard und Alexis Breitfeld das Hammerwerk und die Maschinenfabrik Erla nebst Zubehörungen, sowie die 1854 von Gustav Jahn erworbene Nagel-, später Nagel- und Eisenkurzwarenfabrik in Dorf Mitweide, und sind die Genannten auch heute noch die alleinigen Besitzer.

Letztere Fabrik brannte 1885 total ab und wurde das Grundstück einige Zeit darauf verkauft.

Zur Zeit werden in Erla in 4 Kupoloöfen und dazu gehörigen Anlagen mittelst Wasserkraft und zweier Reserve-Dampfmaschinen allerhand Bau-, Ofen- und Maschinenguß, sowie gußeiserne Emaillewaren aller Art und von der Maschinenfabrik vorzüglich Einrichtungen für Holzschleifereien und Pappenfabriken etc. gefertigt und geliefert.

Außerdem ist die durch die frühere (1865) Stillelegung der Rothenberger Eisensteingruben freigewordene größere Wasserkraft seit 1882/83 für den Betrieb einer neu erbauten Holzstofffabrik verwendet.

Der Stabeisen- und Blechwalzwerksbetrieb ruht seit Ende 1886 bis auf weiteres, da die damals so niedrigen Preise der darin erzeugten Artikel in Verbindung mit den Betriebsstörungen durch die veränderliche Wasserkraft (wie es heißt durch die Entwässerung der Wälder hervorgerufen) zu bedeutende Verluste mit sich brachten. – 1873 kosteten 100 kg Walzeisen 40 Mk. und fiel der Preis nach und nach bis 1885/86 auf 10½ Mk. ab Werk.

Durch Kauf ging im Mai 1884 das Hammerwerk Pfeilhammer in den Besitz der jetzigen Inhaber der Firma Nestler & Breitfeld in Erla über; ebenso 1880 die Pappenfabrik am Ottenstein und der sogenannte Drahthammer, beide in Schwarzenberg.

Die Zahl der beschäftigten Arbeiter und Beamten, die zu Anfang der 1870er Jahre – außer den Bergleuten, Köhlern und Holzanrückern – in Erla noch durchschnittlich 510 betrug, hat sich durch das Aufhören des Hochofenbetriebes und der vermutlich nur zeitweiligen Außerbetriebsetzung des Walzwerkes, sowie der letztjährigen allgemeinen mißlichen Eisenkonjunktur, 1888 auf 348 gestellt und beträgt gegenwärtig, gegen Ende 1889, inclusive 16 Beamten, 368, während in Pfeilhammer inclusive 5 Beamten, 128 Arbeiter, also im Ganzen 496 Beamte und Arbeiter beschäftigt werden.

Eine Krankenkasse ist schon seit 1863 errichtet und gewährt diese bereits seit Anfang ihres Bestehens

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Erster Theil. Eckert & Pflug, Kunstverlag, Leipzig 1892, Seite 280. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gro%C3%9F-Industrie_des_K%C3%B6nigreichs_Sachsen_in_Wort_und_Bild_Teil_1.pdf/296&oldid=- (Version vom 23.2.2020)