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Als Assoçié für die Maschinenfabrik wurde ein Engländer, Maschinist John Payne, gewonnen und mit diesem von 1838 bis gegen Ende 1845 unter der Firma:

Nestler, Breitfeld & Comp.

die Maschinenfabrikation betrieben.

Außer den zum eigenen Bedarf nötigen Maschinen, Einrichtungen zum Walzwerk etc., wurden vorzüglich englische Webstühle, Wasserräder, Appreturmaschinen, Warenpressen etc. gebaut.

Zu Anfang der 1840er Jahre wurden wesentliche, für Holz- und Kohlenersparnisse berechnete Verbesserungen, Neubauten bei den Frischfeuern, Einführung heißer Luft in den Hochofen mittelst Cylindergebläse, – Einrichtungen, die sich bewährten – ausgeführt, womit eine zunehmende Verbesserung der Qualitäten der erzeugten Produkte Hand in Hand ging.

Die Hüttengebäude wurden mit Eisenblech gedeckt, die Wasserkräfte besser ausgenutzt etc. Ebenso wie in Erla, wurden die Hammerwerke in Rittersgrün und Großpöhla durch Verbesserungen auf die Höhe der Zeit gebracht und daselbst zu erhalten gesucht. In Großpöhla wurde Ofen- und Maschinengießerei eingerichtet.

Die bei den Werken bisher üblich gewesenen Lohnzahlungen der Arbeiter mit Schmiedeeisen, Brot etc. abzustellen, war die nächste Sorge.

In den erwerbslosen Jahren 1845/47 wurde, um den Arbeitern über die scwere Zeit hinwegzuhelfen, aus eigenen Mitteln die neue Straße von Erla nach Crandorf etc, gebaut, 1855/56 wurden größere Waldrodungen und Meliorationen ausgeführt.

Die Verbesserungen in dem Walzwerksbetriebe machten schon 1850/52 in Erla einen Neubau des Walzwerks nötig, zu dem eine Weißblechzinnerei hinzutrat, die aber nach einigen Jahren wieder außer Betrieb gesetzt wurde, weil für das beliebte Erlaer Schwarzblech verhältnismäßig lohnendere Preise zu erzielen waren.

1851 wurde die Brettmühle gebaut. – Durch die sich fortgesetzt mehr entwickelnde Industrie und das Bestreben der Königl. Staatsregierung, auch das Erzgebirge durch Verbesserung der Verkehrswege und namentlich durch den Bau einer Eisenbahn von Zwickau nach Schwarzenberg (1857) mehr und mehr aufzuschließen und damit die sächsischen großen Staatsforsten rentabler zu machen, wurde zugleich der Wunsch rege, die den obererzgebirgischen Hammerwerken für ihre Hochöfen und Stabhütten von Alters her zugestandenen Kohlholz-Deputate, wonach den Werken ihr Bedarf an Scheit, Knüppel- und Stockholz jährlich zu früher vereinbarten mäßigen Preisen aus den Staatsforsten zu liefern war, abzulösen. Die Ablösung dieser Kohlholz-Deputate erfolgte nach mehrjährigen Verhandlungen mit den Werken 1855/57 auf Grundlage eines 3jährigen durchschnittlichen Holzbezugs der sämtlichen 13 obererzgebirgischen Werke gegen Gewährung von einem den fortbestehenden obererzgebirgischen Hammerwerken zugesicherten, verbleibenden Ablösungs-Kapitale. Die nächste Folge dieser Ablösung war die Stillelegung der Hochöfen und Frischhütten von 10 Hammerwerken schon in den darauf folgenden Jahren.

Die jetzt noch als Hammerwerke bestehenden Eisenwerke mußten nach Jahre lang gebrachten größten Opfern und von der ausländischen Konkurrenz in Roheisen gezwungen, endlich auch davon absehen, den Hochofenbetrieb aufrecht zu erhalten, da die Preise der sich zum Verkohlen eignenden Hölzer in den Auktionen zu hohe waren, die Königlichen Staatsforsten das Roden der Stockhölzer mehr und mehr einstellten und genügender Ersatz von Kohlhölzern aus den näher gelegenen böhmischen Waldungen zu mäßigen Preisen endlich auch nicht mehr zu erlangen war.

Der Holzkohlen-Hochofenbetrieb in Erla, welcher aus Anlaß der Deputatholz-Entziehung durch Neubau eines großen Hochofens 1854 von Rittersgrün und Großpöhla ganz auf das, seiner Lage nach am günstigsten gelegene Centralwerk Erla übergegangen war, wurde den 21. Juni 1879 ganz eingestellt und sind damit auch die verschiedenen, zum Teil noch reichhaltigen Eisensteingruben zum Erliegen gekommen, darunter die Rothenberger Gruben, welche bis zur Mitte der 1850er Jahre mit ca. 250 Bergleuten belegt waren.

Durch die Deputatholz-Entziehung wurden die Grundpfeiler des Bestehens der obererzgebirgischen Hammerwerke als solche aufs Aeußerste erschüttert. Es galt nun, den voraussichtlich dadurch drohenden pekuniären Nachteilen für die seit Mitte 1856 in den Alleinbesitz von Eduard Wilhelm Breitfeld gekommenen

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Erster Theil. Eckert & Pflug, Kunstverlag, Leipzig 1892, Seite 279. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gro%C3%9F-Industrie_des_K%C3%B6nigreichs_Sachsen_in_Wort_und_Bild_Teil_1.pdf/295&oldid=- (Version vom 23.2.2020)