Insectenfressende Pflanzen
[III]
Insectenfressende Pflanzen
von
Charles Darwin.
Aus dem Englischen übersetzt
von
J. Victor Carus.
Mit dreiszig Holzschnitten.
STUTTGART.
E. Schweizerbart’sche Verlagshandlung (E. Koch).
1876.
[V] Inhalt.
Drosera rotundifolia, oder der gemeine Sonnenthau.
Grosze Zahl Insecten gefangen. – Beschreibung der Blätter und ihrer Anhänge oder Tentakeln. – Vorläufige Skizze der Functionen der verschiedenen Theile und der Art, auf welche Insecten gefangen werden. – Dauer der Einbiegung der Tentakeln. – Beschaffenheit der Absonderung. – Die Art, auf welche die Insecten in die Mitte des Blattes geschafft werden. – Beweis, dasz die Drüsen die Fähigkeit haben aufzusaugen. – Die geringe Grösze der Wurzeln S. 1
Die Bewegung der Tentakeln bei der Berührung mit festen Körpern.
Die Einbiegung der äuszeren Tentakeln in Folge der Reizung der Drüsen auf der Scheibe durch wiederholtes Berühren oder durch Gegenstände, die in Berührung mit ihnen gelassen werden. – Die Verschiedenheit in der Wirkung von Körpern, welche lösliche stickstoffhaltige Substanz geben, und solchen, welche dergleichen nicht geben. – Die Einbiegung der äuszeren Tentakeln direct verursacht durch Gegenstände, die mit ihren Drüsen in Berührung gelassen werden. – Zeitliche Verhältnisse der beginnenden Einbiegung und der nachfolgenden Streckung. – Die auszerordentliche Kleinheit der Theilchen, welche Einbiegung verursachen. – Wirkung unter Wasser. – Die Einbiegung der äuszeren Tentakeln, wenn ihre Drüsen durch wiederholtes Berühren gereizt werden. – Fallende Wassertropfen verursachen keine Einbiegung. S. 17
Zusammenballung des Protoplasmas in den Zellen der Tentakeln.
Beschaffenheit des Inhalts der Zellen vor der Zusammenballung. – Die verschiedenen Ursachen, welche eine Zusammenballung veranlassen. – Der Procesz fängt in den Drüsen an, und geht die Tentakeln hinunter. – Beschreibung der zusammengeballten Massen und ihrer unwillkürlichen Bewegungen. – Ströme von Protoplasma entlang den Wänden der Zellen. – Wirkung von kohlensaurem Ammoniak. – Die Körnchen in dem Protoplasma, welches den Wänden entlang flieszt, verschmelzen mit den centralen Massen. – Die äuszerst geringe Quantität kohlensauren Ammoniaks, welche Zusammenballung verursacht. – Wirkungsart andrer Salze von Ammoniak, – andrer Substanzen, organischer Flüssigkeiten etc., – des Wassers, – der Wärme. – Wiederauflösung der zusammengeballten Massen. – Nähere Ursachen der Zusammenballung von Protoplasma. – Zusammenfassung und Schluszbemerkungen. – Supplementäre Beobachtungen über Zusammenballung in den Wurzeln der Pflanzen. S. 33
Die Wirkung der Wärme auf die Blätter.
Art der Versuche. – Wirkungen kochenden Wassers. – Warmes Wasser verursacht rapide Einbiegung. – Wasser auf höherer Temperatur verursacht nicht sofortige Einbiegung, tödtet aber die Blätter nicht, wie ihr späteres Wiederausbreiten [VI] und das Zusammenballen des Protoplasma zeigt. – Eine noch höhere Temperatur tödtet die Blätter und coagulirt den eiweiszhaltigen Inhalt der Drüsen S. 58
Die Wirkungen nicht-stickstoffhaltiger und stickstoffhaltiger organischer Flüssigkeiten auf die Blätter.
Nicht-stickstoffhaltige Flüssigkeiten. – Lösungen von arabischem Gummi. – Zucker. – Stärke – Verdünnter Alkohol. – Oliven-Oel. Aufgusz und Abkochung von Thee. – Stickstoffhaltige Flüssigkeiten. – Milch. – Harn. – Flüssiges Eiweisz. – Aufgusz von rohem Fleisch. – Unreiner Schleim. – Speichel. – Lösung von Hausenblase. – Verschiedenheit in der Wirkung dieser beiden Gruppen von Flüssigkeiten. – Abkochung von grünen Erbsen. – Abkochung und Aufgusz von grünem Kohl. – Abkochung von Grasblättern S. 67
Die Verdauungskraft des Secrets der Drosera.
Die Absonderung wird durch directe oder indirecte Reizung der Drüsen sauer. – Natur der Säure. – Verdauliche Substanzen. – Eiweisz, seine Verdauung durch Alkalien unterbrochen, durch Zusatz einer Säure wiederbegonnen. – Fleisch. – Fibrin. – Syntonin. – Zellgewebe. – Knorpel. – Faserknorpel. – Knochen. – Schmelz und Zahnbein. – Phosphorsaurer Kalk. – Fibröse Grundlage des Knochens. – Gallerte. – Chondrin. – Milch, Casein und Käse. – Leim. – Legumin. – Pollen. – Globulin. – Haematin. – Unverdauliche Substanzen. — Epidermoide Bildungen. – Fibroelastisches Gewebe. – Mucin. – Pepsin. – Harnstoff. – Chitin. – Cellulose. – Schieszbaumwolle. – Chlorophyll. – Fett und Oel. – Stärke. – Wirkung des Secrets auf lebende Samen. – Zusammenfassung und Schluszbemerkungen S. 76
Die Wirkungen von Ammoniaksalzen.
Art die Versuche auszuführen. – Wirkung destillirten Wassers im Vergleich mit den Lösungen. – Kohlensaures Ammoniak, von den Wurzeln absorbirt. – Der Dampf von den Drüsen ahsorbirt. – Tropfen auf den Blattscheiben. – Minutiöse Tröpfchen auf einzelne Drüsen gebracht. – Blätter in schwache Lösungen eingetaucht. – Auszerordentliche Kleinheit der Dosen, welche Aggregation des Protoplasma herbeiführen. – Salpetersaures Ammoniak, analoge Versuche damit. – Phosphorsaures Ammoniak, analoge Versuche. – Andre Ammoniaksalze. – Zusammenfassung und Schluszbemerkungen über die Wirkung der Ammoniaksalze S. 120
Die Wirkungen verschiedener Salze und Säuren auf die Blätter.
Natron-, Kali- und andere alkalische, erdige und metallische Salze. – Zusammenfassung über die Wirkung dieser Salze. – Verschiedene Säuren. – Zusammenfassung über ihre Wirkungen S. 156
Die Wirkungen gewisser alkoloider Gifte, andrer Substanzen und Dämpfe.
Strychninsalze. – Schwefelsaures Chinin unterbricht nicht bald die Bewegung des Protoplasma. – Andere Chininsalze. – Digitalin. – Nicotin. – Atropin. – Veratrin. – Colchicin. – Theïn. – Curare. – Morphium. – Hyoscyamus. [VII] – Das Gift der Cobra beschleunigt dem Anscheine nach die Bewegungen des Protoplasma. – Campher, ein kräftiges Reizmittel, seine Dämpfe narcotisch. – Gewisse ätherische Oele erregen Bewegung. – Glycerin. – Wasser und gewisse Lösungen verzögern oder verhindern die spätere Wirkung des phosphorsauren Ammoniaks. – Alkohol unschädlich, sein Dampf narcotisch und giftig. – Chloroform, Schwefel-und Salpeter-Äther, ihre reizenden, giftigen und narcotischen Eigenschaften. – Kohlensäure narcotisch, nicht schnell giftig. – Schluszbemerkungen S. 179
Über die Empfindlichkeit der Blätter und über die Übermittelungsbahnen des motorischen Impulses.
Die Drüsen und Spitzen der Tentakeln allein empfindlich. – Übermittelung des motorischen Impulses die Stiele der Tentakeln hinab und quer durch die Blattscheibe. – Zusammenballung des Protoplasma eine Reflexthätigkeit. – Erste Entladung des motorischen Impulses plötzlich. – Richtung der Bewegungen der Tentakeln. – Motorischer Impuls durch das Zellengewebe übermittelt. – Mechanismus der Bewegungen. – Natur des motorischen Impulses. – Wiederausbreitung der Tentakeln S. 208
Recapitulation der hauptsächlichsten Beobachtungen an Drosera rotundifolia
S. 238
Über den Bau und die Bewegungen einiger anderen Arten von Drosera.
Drosera anglica. – Drosera intermedia. – Drosera capensis. – Drosera spathulata. – Drosera filiformis. – Drosera binata. – Schluszbemerkungen S. 252
Dionaea muscipula.
Structur der Blätter. – Empfindlichkeit der Filamente. – Rapide Bewegung der Lappen, durch Reizung der Filamente verursacht. – Drüsen, ihr Absonderungsvermögen. – Langsame Bewegung durch Absorption animaler Substanz verursacht. – Beweis der Aufsaugung in dem zusammengeballten Zustand der Drüsen. – Verdauende Kraft des Secrets. – Wirkung von Chloroform, Äther und Blausäure. – Die Art und Weise, wie Insecten gefangen werden. – Nutzen der randständigen Spitzen. – Arten der Insecten, die gefangen werden. – Die Übermittelung des motorischen Impulses und der Mechanismus der Bewegungen. – Wiederausbreitung der Lappen S. 259
Aldrovanda vesiculosa.
Fängt Krustenthiere. – Structur der Blätter im Vergleich mit denen der Dionaea. – Aufsaugung der Drüsen, der viertheiligen Fortsätze und der Spitzen an den nach innen gefalteten Rändern. – Aldrovanda vesiculosa, var. australis – Fängt sich Beute. – Aufsaugung thierischer Substanz. – Aldrovanda vesiculosa, var. verticillata. – Schluszbemerkungen S. 290
[VIII]
Drosophyllum. – Roridula. – Byblis. – Drüsige Haare anderer Pflanzen. – Schluszbemerkungen über die Droseraceen.
Drosophyllum. – Structur der Blätter. – Natur des Secrets. – Art und Weise, Insecten zu fangen. – Vermögen der Absorption. – Verdauung animaler Substanzen. – Zusammenfassung über Drosophyllum. – Roridula. – Byblis. – Drüsige Haare anderer Pflanzen, ihr Absorptionsvermögen. – Saxifraga. – Primula. – Pelargonium. – Erica. – Mirabilis. – Nicotiana. – Zusammenfassung über drüsige Haare. – Schluszbemerkungen über die Droseraceen. S. 300
Pinguicula.
Pinguicula vulgaris. – Bau der Blätter. – Grosze Zahl der gefangenen Insecten und anderer Gegenstände. – Bewegung der Blattränder. – Nutzen dieser Bewegung. – Absonderung, Verdauung und Aufsaugung. – Wirkung des Secrets auf verschiedene animale und vegetabilische Substanzen. – Die Wirkungen von Substanzen, welche keine löslichen stickstoffhaltigen Substanzen enthalten, auf die Drüsen. – Pinguicula grandiflora. – Pinguicula lusitanica, fängt Insecten. – Bewegung der Blätter, Absonderung und Verdauung S. 332
Utricularia.
Utricularia neglecta. – Structur der Blase. – Der Gebrauch der verschiedenen Theile. – Anzahl der gefangenen Thiere. – Art und Weise des Fanges. – Die Blasen können animale Substanz nicht verdauen, aber absorbiren die Producte ihres Zerfalls. – Versuche über die Aufsaugung gewisser Flüssigkeiten durch die viertheiligen Fortsätze. – Aufsaugung durch die Drüsen. – Zusammenfassung der Beobachtungen über Aufsaugung. – Entwickelung der Blasen. – Utricularia vulgaris. – Utricularia minor. – Utricularia clandestina S. 357
Utricularia (Fortsetzung).
Utricularia montana. – Beschreibung der Blasen an den unterirdischen Wurzelstöcken. – Beute, welche die Blasen bei Pflanzen im Culturzustande und im Naturzustande fangen. – Absorption durch die viertheiligen Fortsätze und durch die Drüsen. – Knollen, welche als Wasserbehälter dienen. – Verschiedene andere Arten von Utricularia. – Polypompholyx. – Genlisea: verschiedene Natur der Falle zum Fangen von Beute. – Verschiedenartige Methode, nach welcher Pflanzen ernährt werden S. 388
Ein „Minim“, das kleinste Flüssigkeitsmasz der englischen Apothekermasze, ist 1/60 Masz-Drachme, entspricht also etwa 1 Gran (0,91 Gran Wasser, Brit. Pharmacopaea, 1867, p.402) dem Gewicht nach, oder einem „Tropfen“. Da jedoch Verf. halbe Minims, halbe-Minim-grosze und selbst 1/20-Minim-grosze Tropfen erwähnt, schien es am sichersten, den Ausdruck einfach beizubehalten. Der Uebersetzer.