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Sonntag nach dem Beschneidungsfest »
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Am Neujahrstage, als am Beschneidungsfeste des HErrn.

Evang. Luc. 2, 21.
21. Und da acht Tage um waren, daß das Kind beschnitten würde, da ward Sein Name genannt JEsus, welcher genennet war von dem Engel, ehe denn Er in Mutterleibe empfangen ward.

 DEr heutige Tag ist kein selbständiges Fest, sondern der letzte Tag des Weihnachtsfestes, welches wie jedes von den drei Hauptfesten der Christenheit, nach den Gedanken der Väter einen Zeitraum von acht Tagen umfaßt. Was wir seit dem Geburtstag unsers HErrn gesungen und gepredigt haben, das tönt noch heute fort. Und doch hat auch der heutige Tag wieder seinen besonderen Charakter und er unterscheidet sich von dem Geburtstag des HErrn, wie sich von der Geburt die Beschneidung unterscheidet, zu deren besonderem Andenken er gefeiert wird.

 Am Weihnachtsfeste sehen wir die allerheiligste Person des neugebornen JEsus und bewundern anbetend das große Geheimnis „Gott ist geoffenbaret im Fleisch“, welches uns in dem Neugeborenen, sollen wir sagen enthüllt oder verhüllt wird? Denn wie aller ihm gebührenden Herrlichkeit entäußert und entledigt hat Sich unser HErr bei Seiner Geburt! − Wir sehen Ihn in der Krippe − und wir wißen, Er ist’s, der die Welt erlösen soll, der Mittler zwischen Gott und Menschen. Er ist es trotz der Niedrigkeit, die Ihn umhüllt. Alles, was nach der Weißagung vor Seiner Geburt eintreten sollte, ist gekommen und erfüllt: Er ist es, auf den Himmel und Erde harrten, wir dürfen keines andern warten. Aber, wie sicher Ihn auch der Glaube an Seinem Geburtstage erkenne und schaue: Spuren des Amtes und Werkes, zu welchem Er Mensch geworden, sind an Ihm so wenig, als Spuren der Herrlichkeit zu erkennen, die Ihm vom Vater bereitet ist. Heute aber, an Seinem Beschneidungstage, finden wir solche Spuren; eben in der Beschneidung, von welcher der Text spricht, finden wir sie. Wir dürfen behaupten und es wird sich alsbald zeigen, daß uns die Beschneidung die erste tatsächliche Weisung über den Zweck Seiner Geburt gibt, und wir dürfen hinzusetzen: die Beschneidung beginnt bereits die Erfüllung des heiligen Lebensberufes, für welchen Er geboren ist. Aus der Beschneidung fällt Licht auf die Geburt des HErrn, so wie man auch umgekehrt sagen kann, daß Christi Geburt auf Seine Beschneidung das herrlichste, wunderbarste Licht fallen läßt. Wohl schließt und vollendet sich deshalb das Fest der Geburt JEsu mit dem Feste der Beschneidung: beide Feste gehören unzertrennlich zusammen.

 Was wir hiemit behauptet, möge in dem Folgenden sich bewähren. In der Beschneidung wird der Neugeborne unter das Gesetz gethan; wer sich beschneiden läßt, verpflichtet sich, wie St. Paulus ausdrücklich lehrt, das ganze Gesetz zu halten. Da nun der HErr beschnitten wird, übernimmt er offenbar dieselbe Verpflichtung. Auch andere israelitische Knäblein übernahmen sie bei ihrer Beschneidung, aber nur wie eine Schuld, die sich von einem auf den andern vererbt, ohne daß Hoffnung, oder auch nur Möglichkeit da ist, ihr nachkommen zu können. Bei diesem Säugling, der heute zur Beschneidung gebracht wird, ist es anders. Er kann die Verpflichtung übernehmen, Er vermag es, das ganze Gesetz zu halten; dafür bürgt uns Seine heilige Empfängnis und Geburt und die wunderbare Vereinigung göttlicher und menschlicher Natur in Ihm: diesem Knaben ist alles zuzutrauen, was sonst kein Mensch vermag. Er will die Verpflichtung| auf Sich nehmen, sonst wäre Er nicht Mensch geworden, nicht Sohn einer Mutter aus Israel, als welcher Er beschnitten werden mußte. Er soll es auch, sonst würden Engelhände die Beschneidung von Seinem heiligen Leibe abgehalten haben. Er hat jene Verpflichtung, jene unbezahlte Schuld aller israelitischen Knaben auf Sich genommen, denn Er ist beschnitten. Seht nun, meine Brüder, wieder auf den Knaben in der Krippe! Wie gefällt Er euch? Das ist der Mensch, der einzige, alleinige, der das Gesetz erfüllen wird. Hosianna dem Knäblein, dem heiligen, dem starken Heldenkinde, dem Gotteskinde! Der thut, was keiner sonst kann. Der es für alle thut, der für alle zahlt, ist da. Da liegt Er neugeboren. Er wirds thun und Sein Gehorsam bis zum Tode, bis zum Tode am Kreuze wird alle Forderungen, welche das Gesetz je an einen Menschen thun konnte, vollkommen zufrieden stellen.

 Er wirds thun, sage ich. Warum sage ich nicht lieber: Er fängt in der Beschneidung bereits an, es zu thun? Ist nicht die Beschneidung, die zur Beobachtung des ganzen Gesetzes verpflichtet, selbst ein Gesetz? Ist nicht, wer sie thut oder leidet, dem Gesetze gehorsam? Und finden wir also nicht unsern HErrn bereits durch die Beschneidung auf jener steilen Bahn des Gehorsams, von welcher geschrieben steht: „Er ward gehorsam bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz“? Der Tod am Kreuz, der blutige, schmerzenreiche, ist das große Ende des Gehorsams, den der heilige Knabe mit den Blutstropfen und Schmerzen der Beschneidung beginnt. Warum leidet das heilige, untadelige Knäblein? Ihm gebührt doch kein Leiden, kein Blutvergießen, auch nicht das geringste! Leidet Er, so ist entweder der Schutz des gerechten Vaters von Ihm gewichen, was doch nicht sein kann; oder das Leiden ist mit eingefaßt in den ganzen, heiligen Plan Seines Lebenslaufes. Und das ist es! Er ist unser Bürge, nicht allein in Erfüllung des Gesetzes, sondern auch im Leiden, ja für alle Leiden, welche die gesammte Menschheit mit ihrer Uebertretung verdient hat, ohne sie in Ewigkeit ausdulden und überwinden zu können. Alles, was der HErr je und je erlitten hat, hat er an unsrer Statt erlitten. So hat er auch dieß erste Leiden der Beschneidung an unser Statt erlitten. Indem Ihm selbst damit das Zeichen und Sigel aufgedrückt wird, daß Er Abrahams Same ist und daß Er Theil hat am alten Bunde, vergießt er zugleich etwas von jenem Blute, welches zur Versöhnung und zum Heile aller Menschen vergoßen werden soll. Er vergießt zur Erfüllung des alttestamentlichen Gesetzes etwas von Seinem Blute; aber eben damit beginnt Er, das alte Testament in’s neue zu verklären, denn dieß Blut ist das Blut des neuen Testaments − und ER selbst ist der Stifter desselben neuen Bundes, gekommen, daß Er Sein Blut und Leben gäbe zum Lösegeld für viele. Dieß kleine Leiden ist Pfand und Verheißung größerer Leiden, und in demselben ergibt Er Sich der Menschheit und wird ihr Blutbräutigam in einem Sinne, von welchem Zipora nichts ahnte, da sie ihren Sohn beschnitt und Mosen einen Blutbräutigam nannte. Diese Gedanken im Gedächtnis haltend seht abermals in die Krippe, meine Freunde, und sagt mir, ob es nicht wahr ist, was ich oben sagte, ob nicht aus der Beschneidung die Geburt des HErrn ein Licht empfängt, durch welches wir sie nur desto lieblicher und ehrwürdiger finden und angeleitet werden, den Friedensgruß der Engel, welchen sie bei der Geburt des HErrn der Menschheit sangen, tiefer aufzufaßen. In der That, alle Hoffnungen, welche wir an Weihnachten von unserm hochgelobten Neugeborenen faßten, werden uns heute bestimmter, kenntlicher, wahrer, völliger. Heut geben wir, wohlerkennend, was wir reden, die rechte Antwort auf die Frage: „Wer ist das, der in der Krippe, der in Mariens Schooße liegt?“ Wir antworten nun: „Er ist Gottes Lämmlein, dem der Leib bereitet ist − zu thun den Willen Gottes, der Welt Sünden auf sich zu nehmen. Es ist der Stern aus Jacob, der Seinen Lauf beginnt, der ihn fortsetzen wird, bis Er an der Höhe unsers Himmels Seine unwandelbare Stelle findet, wo Er ewiglich zu aller Heiden Trost und Freude leuchtet. Sein Glanz ist erbarmende, sich aufopfernde, versöhnende Liebe!“ − Gesegnet sei der Tag der heiligsten Geburt! Gesegnet sei der Tag der heilsamsten Beschneidung! Gesegnet sei das Kindlein, das geboren und beschnitten ist, der holde Liebling Gottes und der Menschheit, der Anfang und die Vollendung alles unsers Heiles!


 An demselben Tage, an welchem der HErr beschnitten wurde, erhielt Er auch nach bestehender Sitte in Israel den Namen, der von dem Engel genannt war, ehe Ihn seine Mutter empfieng. Er wurde JEsus| genannt. Wir feiern also heute nicht bloß den Beschneidungstag sondern auch den Namenstag des HErrn. Namenstage sind Erinnerungstage an Personen, welche die Namen tragen, und wer eine Person liebt, freut sich ihres Namenstages, der Name mag zur Person paßen oder nicht. Da wir nun niemand mehr lieben und ehren, als unsern HErrn JEsus Christus, so wird uns auch im Jahre kein Namenstag lieber und werther sein, als Sein Namenstag, der JEsustag, zumal der Name so völlig zur Person paßt und von ihrer Würde, ihrem Werke in aller Kürze ein so schönes Zeugnis ablegt. Gleichwie im Zeichen des Kreuzes alle Erinnerungen an Den, der am Kreuze hieng, und an das, was er am Kreuze vollbracht hat, zusammengefaßt werden; so werden alle diese Erinnerungen für das Ohr in dem schönen JEsus-Namen zusammengefaßt und im Laute Seiner fünf Buchstaben erklingt uns das ganze neue Testament, wie in einer Summa. Er ist uns, so oft Er ausgesprochen wird, wie eine „ausgeschüttete Salbe“ und verbreitet einen Geruch des Lebens und der Seligkeit.

 Die schönste Erklärung des Namens gab der Engel, welcher Ihn unter allen Creaturen zuerst auf Erden genannt und Marien und Joseph befohlen hat, ihn dem hochgelobten Kinde beizulegen. „Du sollst“, sprach er zu Joseph, „Seinen Namen JEsus heißen, denn Er wird Sein Volk selig machen von ihren Sünden.“ Also der Name JEsus heißt: „Er wird Sein Volk selig machen von ihren Sünden.“ Das ist die Weißagung, welche vor Ihm hergieng, welche am Tage Seiner Beschneidung auf Sein junges Haupt gelegt und Ihm zugeeignet wird. Das ist die Ueberschrift, Deutung, welche für Seinen ganzen Lebenslauf wie für einen jeden Abschnitt desselben, gleich gut und wohl noch beßer paßt, als jene, allerdings auch große und bedeutungsvolle Ueberschrift des Kreuzes durch Pilati Hand. Sie ist auch deutlicher, unmisverständlicher als diese. Denn wer kann die Worte misverstehen und misdeuten: „Er wird Sein Volk selig machen von ihren Sünden?“ Ein Kind kann aus ihnen die Lebensabsicht JEsu erkennen: sie machen Ihn zur kenntlichsten Person der ganzen Welt. Und wie sagen sie so Großes; es konnte nichts Größeres in so wenig Worten ausgesprochen werden! Und wahrlich, unmöglich war es, mit mehr Sicherheit und Siegesgewisheit, als es in der einfachen Namensgebung geschah, dem HErrn Seine Lebensaufgabe, deren Lösung kaum begann, als eine gelöste zuzuschreiben. Von Sünden retten − selig machen − nicht Einen Menschen, − sondern ein Volk, − Sein Volk, − und zwar Sein Volk, wie es aus Seinen nachmals von Ihm selbst gesprochenen Worten zu verstehen ist, Sein aus allen Zeiten und Ländern zusammengebrachtes, geistliches Israel! Welch eine Aufgabe − ausgesprochen in einem kurzen Namen! Welch ein Name, der über alle Namen ist, der in Einem Athem alle Weißagungen vom Christus Gottes zusammenfaßt und von der Geburt bis zu jenen ewigen Tagen, wo Er dem Vater das Reich übergeben wird, einen jeden Abschnitt der gesammten Zukunft Christi in dem Lichte zeigt, von welchem Er glänzen wird, im Lichte der erlösenden und seligmachenden Liebe! Es liegt nun die ganze Zeit der Erniedrigung und so manche Stufe der Erhöhung Christi bereits hinter uns: aber wenn wir für alles Sein Leiden und Thun, für alle Erniedrigung und Erhöhung einen Namen der Anrufung ausfindig machen sollten, der zu jedem Schritte vorwärts paßend wäre, in den wir unsre steigende Bewunderung und Anbetung ergießen und einströmen könnten: wir fänden keinen, der dazu beßer taugte, als den Namen, welchen der Engel offenbarte: „JEsus, Er wird Sein Volk selig machen von ihren Sünden!“ − Ich will das nicht an solchen Abschnitten des Lebens JEsu nachzuweisen versuchen, deren Gedächtnis durch spätere Festfeiern des Kirchenjahres verherrlicht wird; aber ich will noch eine Anwendung auf diejenige Festzeit machen, deren Schluß wir heute feiern.

 „Er wird Sein Volk selig machen von ihren Sünden“ − das ist ein Menschenname, denn er gehört ja einem Manne, der ein Volk Sein Volk nennt, also selbst von einem Volke stammt und zu einem Volke gehört. Und doch kann der Name kein bloßer Menschenname sein, denn ein bloßer Mensch kann ja nicht von Sünden retten und selig machen, d. i. ein Werk vollenden, welches nicht minder ein Gotteswerk ist als die Schöpfung. Die Deutung des JEsusnamens aus dem Munde des Engels verlangt einen solchen Namensträger, der beides ist, Gott und Mensch. Wie aber soll sich ein solcher Mann finden, der Gott ist, wenn Gott nicht Mensch wird? Er muß Gott sein, mit einem Manne vereinigt, − ein Mann, mit Gott vereinigt, − Gott im Fleisch, wenn der Name paßen soll und der| Name weist deshalb, so gewis die engelische Deutung richtig ist, auf die Menschwerdung. Er weist auf den HErrn als auf einen, der grade das ist, was Er sein muß, − nemlich Gottes und Marien Sohn, ewiger und zeitlicher Abkunft, der sich von ewigen Höhen im tiefen Jammerthale der Menschheit einstellt, nach eigenem Vorsatz, versteht sich; denn wer könnte bei einer Person, wie diese ist, von Nöthigung sprechen. Es ist ein großer, reicher, tiefer Name, der auch gewis niemandem zuzueignen ist, als dem Jungfrausohn in Bethlehem. − Aber je mehr wir das einsehen, eine desto größere Kluft scheint auch zwischen dem Namen und der Erscheinung JEsu an Seinem Geburts- und Beschneidungstag zu sein. Der große Name, der Wundername, der Gottes- und Menschenwesen, Gottes- und Menschenwerke in einem Athem ausspricht, − und der arme Säugling in Windeln, auf Heu, im Stall, heute blutend, weinend, beschnitten: wie paßt das zusammen? Wenn man es nicht recht gewis wüßte, daß der Name diesem, grade diesem und keinem andern Knaben gehörte, man würde aus den armseligen Umständen der Geburt und aus dem Leiden der Beschneidung den Schluß machen, daß er einem andern gehören müße. Weil mans aber so gewis weiß, weil man den Namen und seine Deutung, und die Warzeichen, Krippe und Windel, aus einem und demselben Mund erfährt, aus Engelmund: so ist man berechtigt und genöthigt, zu glauben, daß die armseligen Umstände, in denen wir den heiligen Knaben sehen, eben so wie der Name auf göttlicher Vorherbestimmung beruhen, daß in Leid und Armuth kein Widerspruch gegen den großen JEsusnamen liegen kann, daß im Gegentheil der HErr, welcher diesen Namen trägt, zu dem Ziele, das der Name andeutet, durch Leid und Armuth vordringen müße. So ändert sich dann auf einmal unsre ganze Ansicht! Die Kluft, welche zwischen dem Namen und den Umständen der frühen Jugend JEsu liegt, wird mit Bewunderung und Anbetung ausgefüllt, − und die Wißenschaft von der nothwendigen Erniedrigung des HErrn lehrt uns, Ihn grade am Tage der Geburt und der Beschneidung mit besonderer Inbrunst unsern HErrn JEsus zu nennen, und gegen alle Welt zu behaupten, daß Er in den tiefsten Thalen Seiner Leiden des hohen Namens nicht minder würdig ist, als heute, an dem Gedächtnistage Seiner Beschneidung, da Ihn nach längst vollbrachter Leidensarbeit alle Millionen Engel und Auserwählte mit unaussprechlicher Lust bei Seinem JEsusnamen rufen. Brüder, treten wir im Geiste mit hin zur heiligen Handlung der Beschneidung Christi − und während wir auf Ihn schauen, als wäre Er vor uns in blutigem, schmerzlichem Leid, wollen wir Ihn anbeten mit den Worten des heiligen Apostels: „Ob Er wohl in göttlicher Gestalt war, hielt Ers nicht für einen Raub Gott gleich sein; sondern äußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an, ward gleich wie ein anderer Mensch und an Gebärden als ein Mensch erfunden. Er niedrigte Sich Selbst und ward gehorsam bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz. Darum hat Ihn auch Gott erhöhet und hat Ihm einen Namen gegeben, der über alle Namen ist, daß in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erden sind und alle Zungen bekennen, daß Jesus Christus der HErr sei zur Ehre Gottes des Vaters.“ Und wenn uns diese Anbetung mit Worten, die der heilige Geist gelehret, über die Welt erhoben hat, wenn in uns nichts lebt als ER, wie Er erniedrigt und erhöhet ist, − dann wollen wir Seinen Namen nennen vor Seinem Angesicht, in seliger Beschauung, und erfahren, daß dieser Name, der während seiner Niedrigkeit ein Zeugnis Seiner verborgenen Herrlichkeit gewesen, nach Seinem Siege geworden ist der süßeste Lobgesang auf Seine Person und Sein Werk, der kleinste aber auch wohl der größte Dankpsalm der Menschheit, die Er selig gemacht hat von ihren Sünden.
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 So höre ich auf, von Seinem Namen zu reden, − und wünschte mir, daß all mein Amt und Thun verklärt würde zu einer Predigt von dem Namen JEsus und von dem HErrn JEsu. Am 25. Dezember sahen wir den Eingang JEsu, und alle Engel Gottes beteten Ihn an. Der heutige Tag, Sein Schmerz und Blut und Seine Verpflichtung deuten auf den Ausgang des HErrn. Gesegnet sei, gesegnet ist Sein Eingang und Ausgang von nun an bis in ewige Zeiten! So lange die Sonne und der Mond währet, wird man Seinen Eingang und Ausgang segnen − und Sein Name wird groß sein über alle Namen, auch wenn weder Sonne mehr scheint noch Mond: Sein Namenstag wird lieb und werth sein denen, die nicht mehr nach Tagen, sondern nach Ewigkeiten ihr Leben zählen. Wir auch wollen diesen Namen lieben! Er sei auf den Lippen des Säuglings, auf den Lippen des Sterbenden, −| unser letzter Hauch sei JEsus, und der letzte Ton, der uns ins ersterbende Ohr gerufen wird, sei JEsus, und wenn wir in Jerusalem, die ewige Stadt eingehen, so sei, das bitten wir, wiederum unser erster Name den wir rufen, JEsus. − JEsus Christus, gestern und heute derselbe, und derselbe in Ewigkeit! Hallelujah!

 Ich weiß, meine Lieben, heut ist Neujahr, und ich habe noch keine Sylbe vom Neujahr gesprochen. Ich denke jedoch nicht, daß ich groß Unrecht gethan habe, von der Beschneidung JEsu und Seinem heiligen Namen geredet und von dem Neujahr geschwiegen zu haben. Das Gedächtnis des ewigen Heilands und Seines ewig heilsamen Namens und Seiner Werke und Leiden, die uns ewig selig machen, haben großen Vorzug vor dem Feste der Vergänglichkeit, des eilenden Kommens und Gehens aller irdischen Dinge, welches die Welt an ihrem gefeierten Neujahrstag begeht. Oder ist das Neujahrsfest mehr, als das? Und hat die Kirche nicht überdieß ihr eigenes Neujahr an Advent, welches sie in einem schöneren Sinne feiert, als die Kinder der Welt insgemein diesen Tag begehen? − − Es ist euch etwa nicht recht, daß ich Advent dem Neujahr vorziehe und über dem Beschneidungsfeste das Fest der Vergänglichkeit und des Wechsels vergeße? So will ich euch zu Liebe dem Neujahrsfeste auch eine Seite abzugewinnen suchen, die sich mit der Weihnachtszeit und dem Beschneidungsfeste vereinigen läßt. Ich will es nehmen als das, was es ist, als ein Fest der Zeit, will vergeßen, was dahinten ist und vorwärts schauen, wünschend, hoffend, betend! Ich will das Neujahrsfest ein Fest guter Zukunft nennen, dann paßt mir aber auch kaum etwas anderes so gut zum Neujahre als was ich schon gesagt habe. In der Beschneidung sahen wir den werdenden Jesus, Sein Jesusname deutete uns auf die Zukunft des Werdenden, des uns freilich längst Gewordenen. Man könnte den Beschneidungs- und Namenstag des HErrn ein Fest des werdenden JEsus nennen, des JEsus, welcher heute den Pfad Seines Lebensberufes betritt. Wohlan denn! Gedenken wir des werdenden JEsus am neuen Jahre und betteten im Andenken an Ihn den neuen Zeitabschnitt, den wir heute vor uns sehen, die werdende Zukunft, die sich uns heute öffnet. Wie Er für die Menschheit täglich mehr wurde, was Er werden sollte, so mögen auch wir alle Tage mehr werden, was wir sollen! Wir werden es nur in Ihm. Wer ist jemals außer Ihm etwas geworden? Ohne Ihn, außer Ihm verfehlen wir die Bestimmung, die wir haben. Die Mühe unsrer Geburt und Erziehung, die Unruhe unsers Kämpfens und Werdens, − außer JEsu, ohne JEsum ist alles verloren und eitel. In Ihm ist unsre Hoffnung, unser Gedeihen, unsre ganze Zukunft, unsre Ewigkeit. So helfe Er Uns denn − und was ER war und wurde, JEsus, das werde Er uns immer mehr, das werde Er uns besonders in diesem Jahre immer mehr. Er rette uns von unsern Sünden, Er mache uns selig, Er laße uns Sein Volk sein in Zeit und Ewigkeit! Er sei unser Heiland, unser HErr JEsus, und Seines Namens Seligkeit erfülle unsre Seelen, so lange wir hie wallen, und wenn wir daheim sein werden, von Ewigkeit zu Ewigkeit. Und gelobt sei der Name des HErrn von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.




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