Erinnerungstäfelchen an die Ausstellung der Kunstwerke in den Sälen der Königl. Sächs. Akademie der Künste zu Dresden, 1816

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Autor: Theodor Hell
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Titel: Erinnerungstäfelchen an die Ausstellung der Kunstwerke in den Sälen der Königl. Sächs. Akademie der Künste zu Dresden
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Erscheinungsdatum: 1816
Verlag: Arnoldische Buchhandlung
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Erscheinungsort: Dresden
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Kurzbeschreibung: Katalog der Ausstellung siehe Verzeichniß der am Augustustage den 3. August 1816 in der Königlich Sächsischen Akademie der Künste öffentlich ausgestellten Kunstwerke
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[1]

Erinnerungstäfelchen
an
die Ausstellung der Kunstwerke
in den
Sälen der Königl. Sächs. Akademie der Künste
zu Dresden,
1816.
bezeichnet
von
Theodor Hell.


Dresden,
in der Arnoldischen Buchhandlung.

[3]

Klengels vier große Landschaften.

Der Morgen.

Die Morgennebel senken sich;
Es wird ein schöner Tag fürwahr,
Der See ruht still, fast schauerlich!
So bläulich ist die Well’ und klar.
Und auf der Weide zieht herzu
Die Maid mit ihrer Heerde schon,
Freut sich der heitern Morgenruh,
Wie weit erschallt der Glöcklein Ton,
Und weil zu Haus nicht Zeit sie fand,
Zum Putz bey’m Spiegel an der Wand
Beugt sie sich über Seees Rand.


Der Mittag.

Sausend erhebt sich der Sturm durch die Wipfel,
Beuget hernieder die thronenden Gipfel,
Prasselt mit Regen und Schloßen nicht fein;
Eile Du Reiter nach schützender Hütte,
Flügle Du Mädchen die flüchtigen Schritte,
Treibe Du Bube die Heerde hinein.
Wie sich die Wolken dort treiben und jagen,
Höher die Wogen des Weihers sich schlagen,
Alles verkündet des Sturmes Gewalt.
Mittag ergoß sich in sonnigen Gluthen,
Ha! wie schon fühlend die Wolken nun fluthen,
Durch die Gebirge der Donner schon hallt.

[4]

Der Abend.

Giebt es wohl ein milder Glänzen
Als der Abendsonne Scheiden,
Wenn mit goldnen Rosenkränzen
Berg und Thäler sich nun kleiden;
Auf den kleinen Wellen funkeln
Tausend Blüthen, auf den Zweigen
Wollen, eh’ sie ruhn im Dunkeln,
Liebe Sänger gar nicht schweigen,
Baum und Strauch und Blume grüßen
Sonne noch zu tausendmalen
Und mit warmen trauten Küssen
Scheiden deren letzte Strahlen.
Hin zum Goldbesaumten Pfade
Blickt das Hirtenpaar voll Wonne:
Kleine plätscherte im Bade
Spielend mit dem Glanz der Sonne,
Und sie nehmen sie und legen
Das Gewand ihr an bey Scherzen,
Bis sie liebend sich entgegen
Sinken an die treuen Herzen.


Die Nacht.

Mondenlicht ist ausgegossen,
Still und thauend sank die Nacht,
Wo die hohen Pinien sprossen
Und Hesperiens Himmel lacht.
Schäferin und Schäfer sitzen
Bey dem Tone der Schalmey
Und die blassen Lichter blitzen
Durch den Hayn so frisch und frey. –
Schön am Morgen, Mittag, Abend,
Ist wohl nordische Natur,
Aber Nächte süß und labend,
Dieser gleich, hat Welschland nur.



[5]

Röslers Familienbild.

Wär’ ich Dir gleich, Du Künstlersmann,
Der selbst sein Haus sich malen kann,
Nicht lieblicher wollt’ ich es zeichnen,
Um mir’s recht herzig anzueignen.

Ich malte mir am Schatten-Baum
Hold Weibchen, halb im Liebes-Traum,
Und auf der Mutter zartem Schooße
Der Gattenliebe jüngste Rose.

Das blonde Mädchen neben ihr,
Ein Engelchen an Schönheit schier,
Und dann die beyden ältsten Kinder
Zwar sinniger, doch hold nicht minder.

Und Blumen, und des Frühlings Frucht,
Die Kinder hätten sie gesucht,
Und spielten fröhlich mit der Kleinen,
Daß Blumen alle so vereinen.

Ich aber käm, von hinten vor,
Huscht Weiblein, „Grüß Dich Gott!“ ins Ohr,
Und freute still mich im Gemüthe
Der holden Frucht, der zarten Blüthe. –

Doch wär’ ich auch ein Künstlersmann,
Der so sein Haus sich malen kann,
Und hätte Deine braven Gaben,
Ich konnt es doch gemalt nur haben!



[6]

Mädchenraub von M. Retzsch.

Magst Dich sträuben wie Du willst,
Endlich bist Du mein;
Hab Dich lange schon geminnt,
Warst mir auch nicht abgesinnt,
Laß das Weinen seyn.
Gab man meiner Bitte nicht
Um Dich Holde nach,
Nun, so war es Ritterpflicht
Daß mein Schwerdt drein sprach.


Sieh’ schon fliegt der Schimmel wild
Durch den Föhrenwald,
Jene Burg dort oben fest
Die man ungebrochen läßt,
Ist erreicht nun bald.
Dorthin führ’ ich Dich zur Trau
Und wir leben drinn,
Froh und fröhlich, Mann und Frau,
Himmelstage hin.

Bist so reizend und so hold,
Sieh mich auch nur an,
Bin ein Jüngling sonder Fehl
Manches Fräulein säh’ nicht scheel
Hätt’ sie mich zum Mann.
Sträube Dich drum nicht so sehr
Bin aus edlem Sproß,
Kommst wir wahrlich nun nicht mehr
Von dem braven Roß.

Ha! da sprengt es durch den Wald
Schon Dir hinterdrein:
Gebt euch Mühe nicht, ihr Herrn,

[7]

Meine Burg ist nicht mehr fern
Wird’ bald oben seyn.
Knapp schließ näher Dich an mich,
Bleib mir nicht zurück:
Der Verfolger nähert sich,
Doch ich trag’ mein Glück.

Stoß mich nicht von Dir, o Maid!
Sieh, ich mein’ es gut.
O! Du holde süße Last
Enger halt’ ich Dich umfaßt,
Gält’ es all mein Blut!
Edler Schimmel, tummle Dich!
Sey der Berg auch steil,
Sieh! Dich treibt des Spornes Stich,
Mich der Liebe Pfeil.




Pochmanns Venus und Amor.

Wie mit bittendem Blick er aufsieht zur lieblichen Mutter
      Daß sie schone, und nicht senden ihm heiße den Pfeil.
Denn wohl schelmisch ist er, es zeigen’s die Grübchen der Wange,
      Aber es heget doch auch Mitleid des Kindes Gemüth.
Doch die Mutter voll Reiz, süß lehnend die herrlichen Glieder
      Auf der Wolken Gesäum, zeiget das schuldige Herz
Welches der strafende Pfeil recht schmerzlich berühren nun müsse
      Weil es die Hohe verhöhnt, welche doch Göttin des Alls.
Aber sie weiß es ja wohl, es wandeln sich Schmerzen in Wonnen,
      Und für der Heilung Glück trägt man die Wunde so gern.



[8]

Ritters Abschied von M. Retzsch.

Auf dem letzten Vorsprung stehet
Mit dem Kindlein auf dem Arm
Noch die Hausfrau; Ritter ziehet
In den Kampf wohl graus und warm.
Aus den Armen ihr entrungen
Hat er sich, und jach
Auf den Braunen sich geschwungen,
Doch sie muß ihm nach,
Muß ihn Einmal noch erblicken,
Noch das letzte Grüßen schicken,
Weit hinaus ins Feld,
Dem geliebten Held.

Ha! da sprengt er aus der Pforte
Muthig, keck und siegeskühn!
Wie ihm aus des Helmes Dunkel
Wang und Augen feurig glühn.
Wie sein Brauner vorwärts dränget,
Wie vor Kampfes Lust
Bald den starken Panzer sprenget
Seine Helden Brust.
Hinter ihm noch jung an Jahren
Doch im Streit schon wohl erfahren
Knappe Konradin,
Treu begleitend ihn.

Aussen warten die Gefährten
Und zu ihnen eilt er schon,
Horch! da klingt an seine Ohren
Der vertrauten Stimme Ton.
Und er blickt empor und siehet
Auf dem Söller hoch
Schauend wie er vorwärts ziehet,

[9]

Seine Gattin noch!
In den heißen Liebesblicken,
Mahlt sich glühend sein Entzücken
Und Ade, Ade!
Ruft er zu der Höh!

Und Ade, Ade! ertönet
Es von Rosenlippen ihm,
Doch der Braune fliegt von dannen
Mit des Blitzes Ungestüm.
Und sie winkt mit Lilienhänden
Noch ihm nach den Gruß;
Ihre Augen folgen; spenden
Ihm den Abschieds-Kuß;
Und so weit sie können reichen
Winkt die Hand der Liebe Zeichen,
Bis der Pfad sich dreht;
Traurig fort sie geht.



[10]

Prof. Vogels Brustbild, gemalt von seinem Sohne.

Der Sohn dem Vater.

Theurer Vater! kindlicher Verehrung
Weih ich dieses Gleichniß Deiner Züge,
Daß Dein Bild in sanfter Huld sich füge
Zu den ernsten Worten der Belehrung.
Oben in dem Lande der Erhörung
Hast Du nun des Strebens reiche Gnüge;
O daß Deiner Psyche Flügel trüge
Meinen Geist zu Dir aus Erdenstörung.

Zarte Reinheit, sanft gemüthlich Bilden
Bey der Schule treubefolgter Weisung,
Führte Dich mit köstlicher Verheißung,
Auf der Kunst besonnten Lichtgefilden.
Dir nach laß im reichen Rom mich streben,
Alte Kunst entfeßle neues Leben.




Friedrichs Domplatz.

Stille Ruhe um den Dom!
Tagsgestirn ist tief hinabgesunken,
Nur ein roth und goldner Strom
Wogt noch dort am fernen Abendhimmel
Und der Wolken wunderbar Gewimmel
Liegt gleich Inseln drin.

[11]

Oben zieht des Mondes Sichel
Blaß und halb erloschen hin
Und im Zwielicht schauerlich gehalten
Werden geistischer all die Gestalten.

Wie ein mächt’ger Riese hebt
Das Gemäuer seine spitzen Thürme:
Bis die Nacht die Erde deckt
Schaut man bey den ungeheuern Massen,
In die kleinen enggebauten Gassen
Wo kein Laut erschallt.
Ist es doch als halte alle
Steinern magische Gewalt,
Als ob Leben hätten nur die Recken
Die sich fern und nah zum Abendhimmel strecken.

Dort nur einsam ruhig flimmt,
Noch ein Lichtglanz aus den hohen Fenstern,
Abendlied wird angestimmt,
Eltern, Kinder, fromm zusammen treten
Noch zur Nacht zu Gott dem Herrn zu beten
Daß er Schutz und Hort;
Und auch an des Marktes Ecke
Glimmt ein blasses Licht noch fort,
Denn an ihres Gatten Krankenbette
Wacht die Hausfrau, wie an heiliger Stätte.

Aber von dem Söller schaut
In das Dunkel, in die Riesenbilder
Still dort Bräutigam und Braut.
Eben aus dem heiligen Krieg gekommen
Hat er nun sie an die Brust genommen,
Morgen sein sie ganz.
Und sie flicht aus sanfter Rührung
Sich den Hochzeitskranz,
Daß in frommer, reiner, kräft’ger Ehe
Sie die Deutung tief und klar verstehe.



[12]

Matthäi’s Abendmahl des Herrn.

Leonardo da Vinci zu Matthäi.

Kühn, mein Zögling, hast Du es begonnen,
Mit mir selbst zu treten in die Schranken,
Und es sollte Dir der Muth nicht wanken
Bey der Fülle trefflicher Gedanken,
Bey des innigsten Gemüthes Bronnen.
Durch den Muth wird auch die Kraft gewonnen,
Wer sich Hohes kann zum Ziele wählen
Darf darob schon auf Erreichung zählen.

„Einer unter Euch wird mich verrathen!“
Also sprach der Heiland zu den Seinen,
Die um ihn zum Abendmal sich einen,
Tief ergriffen nannte er doch keinen,
Aber alle ängstlich fragend nahten,
Sich dem milden Christo, oder traten
Unter sich zusammen, zu bedenken
Wer doch so den Höchsten möchte kränken.

Nur der Judas mit den scheuen Blicken
Sitzt allein, wagt keinem zu vertrauen
Keinem in das fromme Aug zu schauen,
Wohl faßt ihn ein innres, banges Grauen
Unruhvoll muß er das Linnen rücken,
Dann den Beutel krampfhaft an sich drücken,
Nur mit sich beschäftigt, scheu betroffen,
Da die andern gläubig lieben, hoffen.

Aus der Fülle meiner Andachtstunden
Angeweht von heil’ger Wehmuth Schauern
Goß ich’s aus dort in Milano’s Mauern,
Achtend nicht, ob mich’s mög’ überdauern;
Wiedergeben mußt’ ich was empfunden

[13]

Sich in mir zu Form und Bild entbunden,
So wie Seher ihre Worte sagen,
Mögen nicht, ob man sie höre, fragen.

Also Dich, zu gleichem Künstlerwerke,
Rief der innern Stimme lautes Mahnen,
Und Du tratst mit Kraft in meine Bahnen,
Darzustellen was im heil’gen Ahnen
Dir verliehen höhre Kraft und Stärke,
Daß ein jeder der es schaue merke,
Wie nur das im Aeußern mag gelingen
Was im Innern tief uns will durchdringen.

Und so reich’ ich Dir, ein alter Meister,
Brüderlich die Hand ob Deines Strebens,
Denn obschon Genoß des höhern Lebens,
Fühl’ ich’s doch, auf Erden nicht vergebens
Schuf ich Freude für die reinen Geister.
Darum geh’ auch Du den Pfad nur dreister,
Was mit frommen Sinn in Kunst wir spenden;
Wird von oben Gottes Hauch vollenden.



[14]

Hartmanns  Mater dolorosa.

Sonett.

Du Schmerzensreiche! Mutter aller Gnaden!
O bitte auch für mich den Sohn dort oben
Zu dem Dein Blick in tiefem Leid erhoben
Ob auch nicht Thränen heil’ge Wimpern baden.

Rein wandeltest Du auf den Dornen-Pfaden
Doch kennst Du wohl der Menschheit arges Toben,
Die Besserung und Reue weit verschoben
Zu der sie doch durch Gottes Huld geladen.

O! kann ich so in diese Augen schauen
Voll Schmerz und Leid um all der Menschen Schulden
Und doch auch stark im gläubigen Vertrauen,
Wie mild in Demuth und ergebnem Dulden,
Dann flieht die Nacht voll Lüste und voll Sorgen,
Und aufgeht in der Brust des Glaubens Morgen.



Kügelgens sterbende Magdalena.

Wohl! nun ist die Quaal geendet
Und die schwere Schuld gebüßt!
Magdalena hat vollendet!
Wieder ist ihr zugewendet
Gottes Huld; vom Himmel grüßt
Sie der Engel Chor mit Tönen

[15]

Aus der Sphären reinem Klang,
Und der Seeligen Gesang
Schallt, ihr Ende zu verschönen,
Durch die Herrlichkeit entlang.

Wie auf den erbleichten Zügen
Schönheit ruhet voll und reich!
Seht! es scheint der Tod zu lügen;
Für den höchsten Reiz genügen,
Diese Züge blaß und bleich!
Sind die Augen auch geschlossen.
Dieser Wimpern dunkles Band,
Diese schöne, zarte Hand,
Die Gestalt, dahin gegossen,
Zeiget nur des Schlafes Land.

Aber nein! in Gott ergeben
Drückend an die schöne Brust
Noch das Kreutz, scheid’ sie vom Leben; –
Ruft sie nicht zurück zum Streben
Gegen schnöde Erden Lust:
Denn sie hat den Sieg errungen,
Und die harte Geisel ruht
Die mit hohem Kämpfer-Muth
Sie zur Büßung hat geschwungen,
Bis gleich Rosen floß ihr Blut.

Ha! dort oben in den Strahlen
Jubelt schon der Engel Chor
Ruft sie von den Trauermahlen,
Von den Leiden, von den Quaalen,
Zu der Wonne hoch empor.
Denn ob Eines der verloren
Und der wieder Christo nach,
Sey er auch noch arm und schwach,
Sich den Weg zum Heil erkoren
Ist dort Freude tausendfach.



[16]

Kügelgens Gesicht Johannes des Evangelisten.

Ja! er ist’s der hohe Seher
Strahlend glänzt sein Angesicht,
Denn das Heil’ge tritt ihm näher,
Um ihn wird es helles Licht,
Und die goldnen Locken fliegen
In Begeistrungsturmes Wehn,
Und er schreibt mit Feuerzügen
Was er Mächtiges gesehn.

Wie die Wange höher blühet,
Wie das Auge wurzelnd schaut,
Wie die Gluth im Innern glühet!
Doch der Lipp’ enttönt kein Laut,
Denn von Tausend Engelzungen
Und von allem rings umher
Wird des Einen Lob gesungen
Dort im Sonnenstrahlen Meer.

Welch Gesicht aus seel’gem Himmel
Das auch uns sich aufgethan,
Welch ein strahlendes Gewimmel
Als noch nie die Augen sahn!
Mit Dir, heil’ger Sänger, werden
Wir im Wunderschaun entzückt
Und mit Dir vom Staub der Erden
Sind wir Himmelwärts entrückt.