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Der Abend.

Giebt es wohl ein milder Glänzen
Als der Abendsonne Scheiden,
Wenn mit goldnen Rosenkränzen
Berg und Thäler sich nun kleiden;
Auf den kleinen Wellen funkeln
Tausend Blüthen, auf den Zweigen
Wollen, eh’ sie ruhn im Dunkeln,
Liebe Sänger gar nicht schweigen,
Baum und Strauch und Blume grüßen
Sonne noch zu tausendmalen
Und mit warmen trauten Küssen
Scheiden deren letzte Strahlen.
Hin zum Goldbesaumten Pfade
Blickt das Hirtenpaar voll Wonne:
Kleine plätscherte im Bade
Spielend mit dem Glanz der Sonne,
Und sie nehmen sie und legen
Das Gewand ihr an bey Scherzen,
Bis sie liebend sich entgegen
Sinken an die treuen Herzen.


Die Nacht.

Mondenlicht ist ausgegossen,
Still und thauend sank die Nacht,
Wo die hohen Pinien sprossen
Und Hesperiens Himmel lacht.
Schäferin und Schäfer sitzen
Bey dem Tone der Schalmey
Und die blassen Lichter blitzen
Durch den Hayn so frisch und frey. –
Schön am Morgen, Mittag, Abend,
Ist wohl nordische Natur,
Aber Nächte süß und labend,
Dieser gleich, hat Welschland nur.