Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Zonner, Andreas
Band: 60 (1891), ab Seite: 256. (Quelle)
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Zoncada, Antonio (lombardischer Schriftsteller, geb. zu Codogno in der Lombardie am 4. Februar 1813, im Jahre 1879 noch am Leben). Sein Vater Luigi war k. k. österreichischer Staatsbeamter zur Zeit als die Lombardie noch zu Oesterreich gehörte, die Mutter, Therese, eine geborene Bignamini. Als der Vater infolge amtlicher Versetzungen nach Lodi kam, gaben die Eltern den damals fünfjährigen Sohn nach Casal Pasterlengo zu Abbate Annelli, der sich wie ein leiblicher Verwandter, obwohl er es nicht war, des Knaben annahm. Bis zum Alter von acht Jahren blieb Antonio bei Zio Annelli, wie der Abbate in der Familie hieß, und hatte in den classischen Sprachen und im italienischen Idiom einige Fortschritte gemacht, war aber in der übrigen Erziehung ziemlich zurückgeblieben. Dann kam er an verschiedene Seminarien der Diöcese Mailand, denn nach dem Wunsche der Mutter sollte er Priester werden, und erreichte so das Alter von 21 Jahren, worauf er das geistliche Gewand ablegte und auf eigene Faust den Kampf ums Dasein begann. So schlug er sich recht und schlecht durch, übernahm Lehrer- und Präfectenstellen in verschiedenen geistlichen und weltlichen Instituten, beschäftigte sich mit Poesie und Literatur, [257] schrieb im jugendlichen Feuereifer ein romantisches Gedicht in 36 Gesängen, das er aber nie veröffentlichte. Um diese Zeit begann er für die Journale zu schreiben und fristete in solcher Weise sein und seiner mittellosen Mutter Leben aufs dürftigste. Als er dann 1838 dieselbe durch den Tod verlor und ihm Freundeshilfe unter die Arme griff, die es ihm ermöglichte, seinen eigenen häuslichen Herd zu gründen, heiratete er, kaum 26 Jahre alt. Nach achtjähriger Ehe verlor er seine Gattin durch den Tod und blieb als Witwer mit drei Kindern zurück. Eine Reise, die er durch ganz Italien machte, brachte ihn über den ersten Schmerz seines Verlustes hin weg. Mittlerweile kam das Jahr 1848 heran, an dessen Bewegung er sich mit dem Vollblut eines jungen Italieners, der eine bisher fragliche Existenz geführt, betheiligte. Als die Rebellion ausbrach, war er Lehrer am Collegio Calchi Taeggi. Er nahm Theil an der Errichtung der Barricaden, welche den ersten Rückzug der Oesterreicher aus Mailand zur Folge hatten. Als dann die siegreichen Oesterreicher unter Radetzky zurückkehrten, blieb er die erste Zeit ohne Beschäftigung, dann wirkte er als Privatlehrer, bis ihn das Collegio Calchi Taeggi zurückberief. Dort wirkte er wieder bis 1853. Im Jahre 1849 hatte er zum zweiten Male geheiratet. Nun erhielt er 1853 ganz unerwartet den Antrag, die Supplirung der Lehrkanzel der Aesthetik und lateinischen Philologie an der Universität Pavia zu übernehmen, der um so ehrenvoller war, da sein Vorgänger der berühmte Franz Ambrosoli [Bd. I, S. 27], gewesen. Dort wirkte er, bis ihn 1863 der Minister des geeinigten Italien zum öffentlichen ordentlichen Professor an der genannten Universität ernannte, an welcher Zoncada noch 1879 thätig war. Obgleich unser Gelehrter vornehmlich durch sein Wirken in der Schule in Italien populär geworden und insbesondere sein gediegenes Werk „I Fasti delle lettere in Italia nel corrente secolo“ denselben bei der Jugend heimisch gemacht, so hat er doch eine bedeutende literarische Vergangenheit auszuweisen, und ist seine Thätigkeit als Poet, Literarhistoriker, Philolog und Uebersetzer eine sehr große. Wir lassen nun hier eine Uebersicht seiner selbständigen Werke, Reden, Abhandlungen, sowie der in Sammelwerken und in Zeitschriften zerstreuten Artikel folgen.

Uebersicht von Zoncada’s selbständig gedruckten Arbeiten. „Seggio di Poesie“ (Milano 1837). – „Tre fantasie“ (ib. 1837). – „Il castello di Monza“ (ib. 1840). – „Poesie“ (ib. 1843). – „Sul fine degli studii. Discorso“ (ib. 1844). – „Sul primato morale e civile di Vincenzo Gioberti“ (ib. 1848). – „Sulla educazione della Donna“ (ib. 1852). – „Concordanza delle lettere colle scienze“ (ib. 1853). – „Il Fasti delle lettere in Italia nel corrente secolo“, 2 Vol. (ib. 1853). – „Vita di Ludovico Muratori“ (Lodi 1854). – „Cenni storici sulle Colonie dell’America spagnuola“ (ib. 1855). – „Corso di letteratura greca“, 4 vol. (ib. 1858). – „Dell’uffizio delle belle arti nella civile educazione del popoli“ (Pavia 1861). – „Elogio di Pasquale Massacra“ (ib. 1862). – „Arte e mestiere“ (ib. 1863). – „Dante l’arte in Italia“ (ib. 1864). – „Nella solenne inaugurazione dei monumenti posti ai Professore Belli, Bordoni, Romagnosi, Foscolo e Monti“ (ib. 1854). – „Nella solenne dedicazione del monumento all’Italia in Pavia“ (ib. 1866). – „L’eco della Patria, canti nazionali“ (ib. 1866). – „Carlo Goldoni“ (ib. 1866). – „La Siciliana, racconto contemporaneo“ (Codogno 1868). – „La storia, la linguae i dialetti, tre questioni in una“ (1869). – „Elogio di Raffaello Sanzio“ (Urbino 1872). – „Per l’inaugurazine del monumento a Pasquale Massacra“ (Pavia 1872). [258] – „Parole lette dinanzi al feretro de’ nobile professore Giuseppe de Marchesi Balsamo-Crivelli“ (ib. 1874). – „Scanderbeg. Storia albanese del secolo XV.“ (Milano 1874). – „I dialetti in Italia“ (Pavia 1875). – „Discorso letto a Ferrara ricorrendo il centenario dell’Ariosto“ (Ferrara 1875). – „Marzo 1878. Alla memoria del primo Rè d’Italia l’Università di Pavia“ (Pavia 1878). – „La sfinge svelata, ossia regole ed esempi dell’arte d’indovinare; libro proposto in premio... a benefizio del Fondo Vedova ed Orfani del Pio istituto tipografico“ (Milano 1877). – Außer diesen selbständig erschienenen größeren Werken, Abhandlungen und Vorträgen veröffentlichte er Vieles in periodischen Sammelwerken und Zeitschriften, so z. B. in der Galleria degli nomini illustri contemporanei (Milano 1844): „Vita di Leopoldo II.“, „Vita di Ferdinando VII. di Spagna“, „Vita di Mirabeau; in der Rivista Europea (Milano 1846): „Vita di Giuseppe Parini; – in der Rivista ginnasiale 1857: „Intorno alla vita ed agii scritti di Francesco Cherubini; – in der Gazetta di Milano 1857: „La nuova letteratura in Francia“, „Le progioni in Francia nei tempi del Terrore“, „La società civile“, – in der Minerva 1865: „Sulle vicende del teatro italiano“; – in der Rivista italica (Firenze 1865): „Le lettere, le arti e le scienze nell’ultimo quinquonnio in Italia; – im Journal Il Centenario di Dante (Firenze 1864): „Studii su Dante“; – in dem Mailänder Künstler-Album Gemme d’arti italiane Jahrg. 1852–1861: „Dell’arte in Italia“, „Della filosofia dell’arte“, „Le dottrine pittoriche di Lionardo da Vinci“, „Del bello ideale“, „Del Sublime“, „Della Grazia“, „Del ridicolo nell’arte“, „Del Idealo storico nel l’arte e delle forme corrispondenti; diese „Discorsi“ sind vielleicht das Beste, was Zoncada geschrieben, weil sie frei von aller Politik nur die Kunst im Auge behalten; – in der im Jahre 1878 von Professor Alfonso Corradi veröffentlichten Storia del l’Università di Pavia: die bio- und bibliographischen Artikel über Angelo Teodoro Villa, Vincenzo Monti, Mattia Butturini, Luigi Cerretti, Ugo Foscolo, Eustachio Fiocchi, Giovanni Anton []ccala, Giov. Mar. Bussedi, Ambrogio Levati, Francesco Ambrosoli, Girolamo Picchioni. Vieles andere, kleinere Erzählungen, Novellen, Abhandlungen über Kunst und Literatur, erschien in verschiedenen politischen und Unterhaltungsblättern Oberitaliens. Außerdem gab er folgende Uebersetzungen heraus: „Giovanna Gray, tragedia tradotta in versi dal francese“ (Milano 1845); – „Storia della civilità in Europa di F. A. Guizot, welche Uebersetzung er mit Erläuterungen, Anmerkungen und einem Epilog begleitete, und die in zwei Auflagen erschien, und „Storia generale della chiesa del barone Henrion, riveduta ed annotata dal sacerdote Luigi Biraghi“, 13 volum. (Milano). Antonio Zoncada war oder ist noch Mitglied des Istituto lombardo.
De Gubernatis (Angelo). Dizionario biografico degli scrittori contemporanei ornato di oltre 300 rittratti (Firenze 1879, successori di Le Monnier, schm. 4°.) p. 1087. – Il fuggilogio (Mailänder Blatt, schm. 4°.) 1856, Anno II. p. 654, 667, 686: „Antonio Zoncado“. – L’Italia musicale (Milano, schm. Fol.) Anno V, 24. August 1883, Nr. 68 u. f.
Porträte. 1) Roher Holzschnitt im oben genannten „Fuggilogio“ 1856, S. 656. – 2) Holzschnitt in dem so theueren und mit einer bedauerlichen Lückenhaftigkeit behandelten Werke von de Gubernatis. (Erste Aufl.).