BLKÖ:Cherubini, Francesco

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Cherrier, Nikolaus
Band: 2 (1857), ab Seite: 337. (Quelle)
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Cherubini, Francesco (Philolog u. Pädagog, geb. in Mailand 5. März 1789, gest. 4. Juni 1851). Ist der Sohn eines armen Typographen. Von seinen unnatürlichen Eltern als hilfloses Kind verlassen, fand er bei guten Menschen Aufnahme und Schutz. Bis zu seinem 15. J. blieb er bei Philipp Buzzi und dessen Frau, besuchte die Schulen, später das Gymnasium. Während dieser Jahre führte er statt seines wahren Namens den seiner Pflegeeltern Buzzi, den er jedoch später wieder mit seinem eigentlichen vertauschte. 1802 besuchte er Pas erzbischöfliche Seminarium, wo er die Rhetorik studirte und 1805 ist er schon in der königl. Druckerei, wo er ein Jahr darauf als Corrector mit dem Gehalte jährlicher 2000 Lire fungirt. C. zählte damals 17 Jahre. 1808 wählte ihn Dr. Giov. Gherardini, welcher das Giornale italiano redigirte, zur Aushilfe bei seinen Redactionsarbeiten, in welcher Verwendung C. bis zum J. 1815 verblieb. Doch schon im J. 1812 war er im Kriegsministerium, später bei der General-Direction des Unterrichts angestellt worden. Und da er sich die deutsche Sprache eigen gemacht, wurde er, als die österr. Regierung wieder die Lombardie in Besitz nahm, Uebersetzer beim k. k. Gubernium in Mailand. Später kam er als Districts-Commissär nach Bellano, dann nach Ostiglia. Im J. 1820 forderte ihn Gherardini, der seine Fähigkeiten kannte, auf, sich um die Leitung der k. k. Normal-Schule in Mailand zu bewerben, welche ihm, nachdem er geeignet befunden worden, auch übertragen ward. Auf diesem Posten entfaltete C. durch 30 Jahre eine Wirksamkeit, die, wenn gleich nach dem allgemeinen Begriffe, keine ruhmvolle aber was nicht weniger zählen mag, eine nützliche, gediegene und ehrenvolle war. Im J. 1848 zog er sich von dem öffentlichen Dienste auf sein Landgut Oliva di Lomaniga zurück, brachte aber die letzten Jahre seines Lebens in schweren Leiden zu. Als Schriftsteller war C. auf dem Gebiete der Sprachkunde thätig, und erschien unter andern: von ihm: „Vocabolario milanese italiano“, 2 Bde. (Mailand 1814) Stamperia Reale, eine umgearb. und vermehrte Auflage in 4 Bdn. 1840 –1844, gr. 8°.). [Im Jahre 1856 wurde ein 5. Band als „Supplemento“ (von der Tip. dei Classici italiani) herausgegeben, welchen Ab. Gius. Villa begonnen, de Capitani aber vollendet hat]. Dieses verdienstvolle und von den Philologen hochgeschätzte Werk ist ein Lexikon des Mailänder Dialects. Den Wunsch, den Parini ausgesprochen, daß die schönsten Werke des Mailänder Dialectes gesammelt herausgegeben würden, erfüllte C. mit Herausgabe seiner „Collezione delle migliori opere scritte in dialetto milanese“ 12 Bde. (Mailand 1816, Pirotta; 16°.) [Vergl. die Quellen]. Während seines amtlichen Aufenthaltes in Ostiglia hatte C. historische und statistische Notizen, die auf diesen District Bezug hatten, gesammelt, ferner den Mantuaner Dialect sorgfältig studirt, und die Ergebnisse seiner Thätigkeit waren die Schriften: „Le notizie storiche intorno ad Ostiglia“ (Mailand 1826), und das „Vocabolario Mantovano italiano“ (Ebenda 1827). – Noch gab C. heraus: „Lessico latino-italiano e italiano-latino“, welches Werk er im amtl. Auftrage für die k. k. Gymnasien arbeitete, wie er auch Einiges aus gleichem Anlasse aus dem Deutschen übersetzte. C. hinterließ in Handschrift drei wichtige philologische Werke, an deren einem er sein ganzes Leben hindurch gearbeitet u. in [338] 12 Fol. Bdn. die „Dialettologia italiana“, eine Vergleichung sämmtlicher Dialecte Italiens mit der in Italien in den Druckwerken üblichen Gelehrtensprache; ferner ein „Saggio di Dizionario della lingua provinciale italiana“, d. i. eine Sammlung jener Wörter, die wenn gleich nicht in ganz Italien gebräuchlich, doch in der Schriftsprache öfter erscheinen und für jeden Andern, der in der Provinz selbst nicht lebt, einer Erklärung bedürfen, und „Saggio di Vocabolario patronimico italiano“, d. i. eine Sammlung und Erläuterung aller von Eigennamen abgeleiteten Wörter. Auch hinterließ er die „Lettere di Lucio Aenea Seneca a Lucilio“ in Uebersetzung. Seine reiche Dialect-Bibliothek, alle Dialecte Italiens umfassend, legirte er der Ambrosiana. Was seine Thätigkeit in der amtlichen Stellung anbelangt, so schreibt G. Sacchi von ihm: „Come pubblico educatore egli fu giustamente proclamato il Lambruschini[1] della Lombardia ... I suoi lavori sono ancora citati come modello in tutti gli istituti di educazione. Come maestro di metodica egli ebbe il merito di dare a questa scienza nuovissima una importanza che dapprima non aveva.“

De Capitani (G. B. Dr.), Della vita e degli scritti di Franc. Cherubini. Cenni raccolti ... (Mailand 1852, Pirotta, 8°.) [darin sind die spärlichen eigenen Aufzeichnungen C.’s benützt]. – Giornale Ital. 1814, vom 29. Nov. und 7. Dec. – Corrier milanese 1814, vom 4. Dec. – Spettatore IV. Bd. S. 41. – Gazzetta di Mantova, 1827, Nr. 24 (vom 16. Juni). – Biblioteca italiana 1827, XLVI. Bd. S. 214. – Die von C. herausgegebene „Collezione“ der im Mailänder Dialecte geschriebenen Werke enthält im I. Bd.: von J. G. Paolo Lomazzo: „Poesie“; von Giov. Capis: „Varon de Milan“; von Ambr. Biffi: „De la parnonzia di Milan“ und von Fab. Varese: „Sonetti“; – im II. und III. Bd. von C. M. Maggi: Vier Comedien und „Poesie varie“; – im IV. Bd. von Girol. Birago: ein Lustspiel, ein Gedicht in drei Ges. und Sonette; von P. Ces. Larghi, Stef. Simonetta und C. Ant. Tanzi: „Poesie varie“; – im V–VIII. Bd. von Domen. Balestrieri: Gedichte, Novellen, die Travestie des befreiten Jerusalems im Mailänder Dialecte, die Uebersetzung des Anakreon, Sonette u. dgl. m.; – im IX. Bd. von Franc. Girolamo Corio, von Conte Giorgio Giulini, Carl Andr. Oltolina, Conte Luigi Marliani, Gius. Bossi, Giuseppe Parini und mehreren Ungenannten: „Sonette, Sestinen, Poesien“ u. dergl.; – im X. Bd. von Al. Garioni: „La Batracomiomachia“ und „Il Tobia“; von F. Pertusati u. Gius. Bertani: Gedichte; – im XI. Bd. von Tommaso Grossi, Alf. Pellizzoni, Gius. Zanoja: Gedichte, und von Franc. Bellatti: die Travestie der ersten zwei Bücher der Eneide und den ersten Gesang des rasenden Orland; – im XII. Bd. von Carlo Porta: Gedichte, Sonette, Sestinen u. dergl. m. und den ersten Gesang der „Hölle“ des Dante. – Cherubini’s Monument. Bald nach C.’s Tode lud Palamedes Carpani [siehe diesen in diesem Lexikon II. Bd. S. 290] in einem amtlichen Briefe den Freund des Verblichenen Gherardini ein, eine Inschrift auf den Verewigten zu verfassen. Gherardini unterzog sich dieser Aufgabe; aber als er sie eingesendet und diese dem Lehrkörper vorgelegt wurde, verwarf derselbe Gherardini’s schönes Epitaph und entschied sich nach langen Debatten für das folgende, welches am 4. Sept. 1851, am Tage der Preisvertheilung im unteren Porticus der k. k. Normal-Hauptschule in Mailand feierlich enthüllt wurde: „A Francesco Cherubini Milanese | Sapiente Infaticabile | Nel Reggimento Di Questa I. R. Scuola Normale | Dottissimo Nei Filologici Studi | Valente Nel Magistero Di Formar Li Intelletti | Intemerato Di Pensieri E D’ Opere I Caro Alla Patria | Da Lui Nobilitata Co’ Frutti Dell’ Ingegno | Posero Questa Memoria | I Colleghi Ed Altri Concittadini | A Testimonianza | Di Venerazione | E D’Amore | Visse LXII Anni | Sino Al IV Giugno MDCCCLI. |

  1. Lambruschini ist einer der ausgezeichnetsten Pädagogen Italiens.