Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Zasio, Andreas von
Band: 59 (1890), ab Seite: 195. (Quelle)
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Zastěra, Franz (Stahlstecher, geb. in Wien um das Jahr 1818, gest. zu Stockerau nächst Wien im Jahre 1880). Er schrieb sich selbst bald wie oben Zastěra und dann wieder Zastiera. Ueber die Lebensumstände dieses Künstlers Näheres und Bestimmtes zu erfahren, gelang mir ungeachtet sorgfältiger Nachforschungen nicht. Dem Namen nach ist er ein Čeche. Er soll, bevor er sich der Kunst zuwendete, Tischlergeselle gewesen sein. Wann er seinen Beruf wechselte, wer seine Lehrmeister waren, konnte mir Niemand sagen. Daß er in seinem Fache tüchtig, beweisen einzelne seiner Stiche, namentlich landschaftliche, gewöhnlich aber sieht man ihnen die Lohnarbeit, den Kampf ums tägliche Brod in einer gewissen Flüchtigkeit der Behandlung, Ungleichheit und Rußigkeit des Stiches an. Er war verheiratet, flüchtete sich aber vor den unerquicklichen Verhältnissen im Hause, vor der Hunde- und Katzenmenagerie, welche seine Frau und Tochter unterhielten, gern in Familien, mit denen er befreundet war, oder in die schönen Umgebungen Wiens, deren wunderbare Natur, namentlich jene Dornbachs, er mit Künstleraugen betrachtete und in hübsch ausgeführten Aquarellbildern zu fesseln verstand. Von größeren Blättern, die er gestochen, ist mir nichts bekannt; die größten (in kl. 4°.), die mir zu Gesichte gekommen, sind: „Die Kaiserin Maria Theresia mit ihren Kindern Joseph und [196] Leopold im Atelier des Malers Meytens“, nach einem Bilde von Hemerlein für Bäuerle’s „Theater-Zeitung“ in Stahl gestochen (in den Fünfziger-Jahren) und ein zweites: „Das durchlöcherte Bild“, nach Eduard Ritter für Auer’s polygr. illustr. Zeitschrift „Faust“ (aus derselben Zeit), beide in einzelnen Partien sehr nett, im Ganzen ohne rechte Wirkung. Meistens arbeitete er für die im Vormärz so beliebten Taschenbücher „Iduna“, „Freund des schönen Geschlechts“, vornehmlich aber für die „Thalia“ Bildnisse, Scenen zu den darin enthaltenen Erzählungen und Gedichten nach Zeichnungen von Ranftl, Haßlwander, Theer, J. N. Geiger und Landschaften nach seinen eigenen Aquarellen, wie „Die Weilburg“, „Laxenburg“, oder nach Originalen von Marko, Hansch u. A. Am sorgfältigsten führte er noch die Porträts aus, und sind mir von seiner Hand bekannt: „Amalie, Königin von Griechenland“; – „Josephine, Königin von Schweden und Norwegen“; – „Maria Nicolajewna, Herzogin von Leuchtenberg“; – „Elise Mercoeur“; – „Sophie, Königin der Niederlande“; – „Marie Lanzelsdorfer“, die bishergenannten sämmtlich nach Haßlwander; – „Maria Therese Fürstin Eszterházy“, nach Daffinger; – „Maximilian, Herzog in Bayern“, nach S. Diez. Im Bewegungsjahre 1848 führte er auch mehrere Miniaturstiche von Berühmtheiten jener Tage aus, so „Bem“, „Kossuth“, „Moriz Perczel“, „Messenhauser“ u. a., die aber weit nachstehen den von Mahlknecht im genannten Jahre gestochenen. Seine ersten Stiche fallen in den Anfang der Vierziger-Jahre, und zwar stach er für die ursprünglich Schickh’sche, später Witthauer’sche „Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur, Theater und Mode“ in den Jahren 1845–1848 eine Menge Modebilder, meist nach Zeichnungen von Haßlwander. Als Oelmaler und Aquarellist trat er viel früher auf, denn schon in den Jahresausstellungen der k. k. Akademie der bildenden Künste bei St. Anna 1835 und 1837 waren von ihm die Landschaften: „Neulerchenfeld bei Wien“ und „Winterlandschaft bei Sonnenuntergang“ zu sehen. Seine „Ansicht des Schlosses Pottendorf“ ist selten, da sie der Fürst Paul Eszterházy stechen ließ und sie nicht in den Handel kam. Zu Anfang der Sechziger-Jahre verschwindet er von der Bildfläche. Einige Zeit soll er in Mödling, zuletzt in Stockerau bei Wien bei Frau Schiller, welche daselbst Hausbesitzerin war und im Februar 1890 ermordet wurde, im gemeinschaftlichen Haushalte gelebt haben. Bei der nach dem Morde vorgenommenen Hausdurchsuchung fand sich, wie die Zeitungen meldeten, ein werthvoller Schatz von Bildern, Kupferstichen, Radirungen u. s. w. vor, welche aus Zastěra’s Besitzthum stammten.

Nagler (G. K. Dr.). Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München 1858, E. A, Fleischmann, 8°.) Bd. XXII, S. 224. – Kataloge der Jahresausstellungen bei Sanct Anna in Wien 1835, 1837, 1842, 1844 bis 1848. – Eigene Sammlungen und Notizen des Herrn Professors Friedrich Haßlwander, dem ich dafür hier meinen Dank ausspreche.