Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 51 (1885), ab Seite: 167. (Quelle)
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13. Vogel, Cajetan (Tonsetzer, geb. zu Konoged in Böhmen um 1750, gest. in Prag am 27. August 1794). Den ersten musicalischen Unterricht erhielt er in der Schule seines Geburtsortes, dann kam er, da er eine hübsche und gut geschulte Stimme besaß, 1763 als Chorknabe zu den Jesuiten in Breslau, bei denen er zunächst als Altist, später aber als Organist angestellt wurde. Nachdem er daselbst die Humanitätsclassen beendet hatte, kehrte er nach Prag zurück, wo er nach einiger Zeit in den Servitenorden trat, in welchem er Philosophie und Theologie hörte und zuletzt die Priesterweihe erlangte. Nach Aufhebung seines Klosters ging er in den Stand der Weltgeistlichen über, wurde als deutscher Prediger an der Pfarrkirche zur h. Dreifaltigkeit in Prag angestellt und wirkte in diesem Amte bis zu seinem im besten Mannesalter erfolgten Tode. Wie schon bemerkt, besaß Vogel Talent und Neigung zur Musik und betrieb dieselbe neben seinen Studien auf das eifrigste. Vornehmlich übte er die Violine und benützte jede Gelegenheit, den Unterricht guter Meister zu genießen. Zu jener Zeit, als er, bereits ein ziemlich guter Violinspieler, von Breslau nach Prag zurückkehrte, nahm er bei [BLKÖ:Habermann, Franz Johann I.|Johann Habermann]] [Bd. VI, S. 116] Unterricht im Contrapunkt und in der Composition. Da ihm aber die Methode dieses Lehrers nicht zusagte, verlegte er sich mit allem Eifer auf das Studium der besten Meister seiner Zeit, eines Mysliveczek, Haydn, Zimmermann und Anderer, und als der berühmte Violinspieler Franz Anton Ernst [geb. 1745, gest. 1806] von seinen Kunstreisen nach Prag [168] zurückkehrte, nahm Vogel Unterricht bei demselben. Ob der Tüchtigkeit in seinem Fache mit der Direction der Musik an der Ordenskirche zum h. Michael in der Altstadt Prag betraut, leistete er in zwölfjähriger Wirksamkeit daselbst Ausgezeichnetes als Musikleiter und Componist. Schon frühzeitig versuchte er sich in kleinen Compositionen, und als er Contrapunkt und Compositionslehre vollkommen innehatte, schrieb er zahlreiche Kirchen- und profane Musikstücke, welche von seinen Zeitgenossen viel gerühmt wurden. Von seinen Werken sind anzuführen: eine solenne große Messe und ein Te Deum, beide Werke geschrieben 1781 anläßlich der Jubilarprimiz des Fürsten Erzbischofs von Prag Anton Peter Grafen Przichowský von Przichowitz und unter seiner eigenen Direction mit großem Orchester am h. Dreieinigkeitsfeste in der Prager Metropolitankirche aufgeführt. Außerdem sind von ihm vorhanden: 12 große, 14 kleine Messen, 12 Stationes theophoricae, 2 Violinconcerte, 4 Concerte für das Waldhorn, je eines für Oboe, für Flöte und für Clarinette, 6 Quartette mit Begleitung des Pianoforte, 6 Quartette für 2 Violinen, Viola und Violoncell, dann mehrere Partien für Blasinstrumente; auch componirte er eine deutsche Oper, betitelt: „Durchmarsch“.

Dlabacz (Gottfried Johann). Allgemeines historisches Künstler-Lexikon für Böhmen und zum Theile auch für Mähren und Schlesien (Prag 1815, Haase, 4°.) Bd. III, Sp. 304. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. V, S. 5753. – Gaßner (F. S. Dr.). Universal-Lexikon der Tonkunst. Neue Handausgabe in einem Bande (Stuttgart 1849, Franz Köhler, schm. 4°.) S. 872. – Neues Universal-Lexikon der Tonkunst. Für Künstler, Kunstfreunde und alle Gebildeten. Angefangen von Dr. Julius Schladebach, fortgesetzt von Ed. Bernsdorf (Offenbach 1861, Joh. André, gr. 8°.) Bd. III, S. 817.