Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 51 (1885), ab Seite: 165. (Quelle)
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12. Vogl, Berthold (62. Abt des Benedictinerstiftes Kremsmünster, geb. zu Hall in Oberösterreich 1706, gest. zu Kremsmünster am 25. April 1771). Ein Sohn des Sacristans und Chordirectors zu Hall nächst Kremsmünster, Johann Jacob Vogl, aus dessen Ehe mit Maria Katharina geborenen Freundl, erhielt er in der Taufe die Namen Johann Martin, welche er später mit dem Klosternamen Berthold vertauschte. Die erste Erziehung genoß er im Elternhause. Dann kam er in das Stift Kremsmünster, aus welchem er zur [166] Fortsetzung seiner Studien nach Salzburg ging, wo er das Magisterium der Philosophie erlangte. In das Stift zurückgekehrt, trat er im October 1725 in den Orden und empfing im December 1731 die Priesterweihe. 1734 ward ihm von seinem Abte die Pfarre Ried übertragen, welche er aber schon im nächsten Jahre mit der Lehrkanzel der Philosophie an der Hochschule Salzburg vertauschte. Da den Universitätsgesetzen gemäß noch immer nach Aristoteles gelehrt werden mußte, so richtete er in den akademischen Vorträgen, welche von seinen Zeitgenossen viel gerühmt wurden, an seine Zuhörer oft die eindringliche Mahnung, sich vorzugsweise dem Studium der neueren Philosophie, der Experimentalphysik und der dazu unentbehrlichen Mathematik hinzugeben. 1737 erhielt er die Lehrkanzel der Ethik und Weltgeschichte, 1740 wurde er Doctor der Theologie, erzbischöflicher geistlicher Rath und Professor der Moral, 1741 aber nach erfolgter Studienreform, an welcher er selbst wesentlichen Einfluß geübt hatte, übernahm er das Lehramt der Dogmatik. Bei der Rectorwahl im Jahre 1744 schlug er aus dem Grunde, weil die Aebte die Dogmatik und die neue Philosophie aus den Vortragsfächern entfernt wissen wollten, die in dreimaliger Kugelung immer wieder auf ihn gefallene Wahl mit aller Entschiedenheit aus, und erst auf Zureden des Erzbischofs ließ er sich zur Annahme derselben bewegen. Als dann 1747 Letzterer die Wiederaufnahme der scholastischen Doctrin und Methode in Antrag brachte, stemmte sich Vogl mit der ganzen Macht seines Ansehens gegen diese die alte Verdunkelung fördernde und vom scholastischen Formelwesen unterstützte Einzwängung des menschlichen Geistes. So war er denn, zu den in seinem Stande nicht zu häufig anzutreffenden Geisteskämpfern zählend, für das Wohl der Universität nach jeglicher Richtung hin bedacht. In der Zeit seiner Lehrthätigkeit in Salzburg schrieb er nachstehende philosophische und theologische Werke: „Dissertatio de figuris syllogismorum“ (Salisburgi 1736, 8°.); – „Dissertatio de speculatione et praxi“ (ib. 1736); – „Dissertatio de corporum elementis“ (ib. 1737, 8°.); – „Philosophia scholastica peripatetico-thomistice expensa“ Partes 2 (ib. 1737, 4°.); – „Prologomenon sacrae theologiae seu introductio in theologiam scholastico-dogmaticam” (ib. 1743, 4°.); – „Ecclesia seu appendix introductionis in theologiam scholastico-dogmaticam“ (ib. 1744, 4°.); – „Disquisitio de romano itinere atque primatu S. Petri contra Sectarios et Duppimium“ (...); über diese Schriften und ihren Verfasser schreibt Ziegelbauer: „Vir exquisite doctus scribit opera dogmaticae theologiae plurimum lucis allatura“. Am 22. Februar 1759 traf ihn die Wahl zum Abte seines Stiftes, und nun beginnt auf anderem Gebiete eine neue Periode seiner verdienstlichsten Thätigkeit. Selbst seit jeher ernsten Studien ergeben, beförderte er dieselben an den Schulen seines in der Geschichte der Wissenschaften so hervorragenden Stiftes, er vermehrte und erweiterte die Lehrfächer, führte öffentliche Prüfungen ein und widmete insbesondere der Akademie seine Fürsorge; die Sternwarte verdankt ihm ihre kostspielige Einrichtung und Ausstattung. Der gelehrte P. Sigismund Fellöcker gibt in seiner „Geschichte der Kremsmünsterer Sternwarte“ S. 27 u. f. ein anschauliches Bild dessen, was Vogl in dieser Richtung Alles gethan hat; auch die astronomische [167] Bibliothek bereicherte der Prälat mit den kostbarsten Werken, unter Anderem mit den Memoiren der Pariser Akademie. Was nun seine übrige Thätigkeit als Abt betrifft, so sind unter seinen Bauten das noch bestehende Albenserhaus, die Caplanstöckchen zu Pfarrkirchen und Viechtwang (1760) und das für einen als Missionär gegen die Protestanten aufgestellten Stiftsgeistlichen bestimmte Haus zu St. Conrad, jetzt Pfarrhof, anzuführen. Die Besitzungen des Stiftes vergrößerte er durch den Ankauf von Biberbach und Weyer (1769) in der Pfarre Kematen. Für den religiösen Unterricht sorgte er durch Vermehrung der Seelsorgerstellen. Auch schaffte er die der wahren Religiosität widersprechenden und unziemlichen profanen Charfreitagsumzüge und die sogenannten Ostermärlein auf seinen Pfarreien ab. Für sein verdienstliches, ebenso das Wohl der Bewohner seiner umfangreichen Abtei, als den Patriotismus förderndes Wirken zeichnete ihn die Kaiserin Maria Theresia durch Verleihung der geheimen Rathswürde (1760) und eines mit Smaragden und Diamanten reich besetzten Pectoralkreuzes (1767) aus. Berthold Vogl wirkte 46 Jahre als Capitular des Stiftes, 40 als Priester, 13 als Abt, und die Klostergeschichte zählt den Prälaten, der in der kurzen Zeit seiner Regierung so Nützliches geschaffen, zu den besten Aebten von Kremsmünster.

Pachmayr (Marian P.). Historico-chronologica series abbatum et religiosorum Monasterii Cremifanensis... (Styrae 1777, Abr. Wimmer, kl. Fol.) p. 806–827. – Hagn (Theoderich). Das Wirken der Benedictiner-Abtei Kremsmünster für Wissenschaft, Kunst und Jugendbildung (Linz 1848, 8°.) S. 78, 85, 90, 155, 206 und 209. – Ziegelbauer (Magnoaldus). Historia rei litterariae ordinis s. Benedicti (Augsburg 1754) tom. III, p. 555; tom. IV, p. 407.