BLKÖ:Ziegelbauer, Magnoald
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 60 (1891), ab Seite: 37. (Quelle) | |||
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Legipont und nach diesem Pelzel schreibt, „mit trägen, dummen, zanksüchtigen und doch dabei stolzen Mönchen angefüllt war“. Da sah er sich ganz und gar nicht an seinem Platze. Er sollte es auch noch besonders fühlen, als er nicht den Weg seiner Mitbrüder ging, [38] sondern den Studien oblag und dabei bescheiden blieb, noch mehr aber, als eine von ihm herausgegebene Arbeit den Beifall der Sachkenner fand und er dafür Verfolgungen und Gehässigkeiten erfuhr. Als dies dem ebenso bescheidenen wie geduldigen Mönch zu viel wurde, bat er seinen Abt, in ein anderes Kloster treten zu dürfen, was ihm dieser auch gewährte, worauf er in das Benedictinerstift Reichenau am Bodensee sich begab, wo er einige Jahre im Lehramt der Theologie thätig war. Der Reichenauer Abt erkannte alsbald die Gediegenheit und die Kenntnisse des Mönches und schickte ihn nach Wien, um ihn daselbst am kaiserlichen Hofe die Geschäfte seines Stiftes besorgen zu lassen. Während Ziegelbauer diese Angelegenheit zu gedeihlichem Ende führte, hatte er mit verschiedenen Männern, die den Wissenschaften oblagen, Bekanntschaft gemacht, auch sonst an dem Wiener Leben Gefallen gefunden, so daß er es vorzog, die bisherige klösterliche Einsamkeit mit einem weiteren Aufenthalt in der Residenz zu vertauschen, zu welchem Zwecke er in das Haus des Freiherrn von Lattermann 1734 als Erzieher eintrat. Die Muße seines Erzieheramtes widmete er wissenschaftlichen Arbeiten in Wiens Bibliotheken, damals noch wenig bekannten Privatarchiven und Sammlungen gelehrter Männer, die ihm zuvorkommend entgegenkamen und ihn in seinen Arbeiten, die sich ziemlich rasch aufeinander folgten, förderten. Durch den Beifall, welchen diese Arbeiten fanden, wurde der Abt Benno von Braunau, ein großer Freund und Förderer der Wissenschaft, auf den jungen Gelehrten aufmerksam, und alsbald berief er ihn nach seinem Stifte, welchem Rufe Ziegelbauer um so lieber folgte, als ihm das Kloster ein wohleingerichtetes Archiv und alle sonstigen Hilfsmittel für die Forschungen, denen er sich hingab, erschloß. Um diese Zeit befahl die Kaiserin Maria Theresia, bewogen durch den Rath des obersten Kanzlers Ph. Grafen Kinsky, da es mit den Studien in Böhmen sehr schlecht bestellt war, für den böhmischen Adel in Prag eine Akademie zu stiften und Aufsicht und Leitung derselben den Benedictinern zu übertragen. Der Braunauer Abt Benno wurde infolgedessen beauftragt, geschickte und zu diesem Zwecke taugliche Männer seines Ordens namhaft zu machen. Er wählte zugleich mit Anselm Desing, Oliver Legipont und Udalrich Weis unseren Ziegelbauer aus, und diese vier Mönche traten in Braunau zusammen, um die innerliche Einrichtung der zu schaffenden Akademie zu berathen. Als aber 1744 der preußische Krieg ausbrach und der Feind bereits die Stadt Prag bedrohte, stockten diese Berathungen. Ziegelbauer blieb dessenungeachtet nicht unthätig und arbeitete an einer Zusammenstellung sämmtlicher Schriftsteller und Geschichtsschreiber des Landes Böhmen, welche mehrere Bände umfaßte. Das fertige Manuscript sandte er nach Wien zur Censur, von wo er jedoch die Arbeit, die ihn viel Zeit, Geld und Mühe gekostet hatte, trotz aller Betreibungen immer nicht zurückerhalten konnte. Die durch den Krieg veranlaßte Pause hatten aber die Jesuiten benutzt, um die Leitung der von der Kaiserin geplanten und ursprünglich den Benedictinern überwiesenen Akademie an sich zu reißen, und ihren Plänen wie noch immer glückte ihr Vorhaben. Doch wurde die Akademie – das 1747 gegründete Theresianum – nicht in Prag, wie es die Kaiserin ursprünglich im Sinne hatte, [39] sondern in Wien ins Leben gerufen. Die von Abt Bruno berufenen Mönche kehrten nunmehr in ihre Klöster zurück, Ziegelbauer aber folgte noch im nämlichen Jahre einem Rufe nach Olmütz als Secretär des Freiherrn von Petrasch, welcher eben mit Bearbeitung der Statuten einer zu stiftenden gelehrten Akademie „Die Ungenannten“ sich beschäftigte und den gelehrten Benedictiner als den Mann ausersah, der ihm dabei behilflich sein sollte. Der Freiherr trug ihm Tisch und Wohnung auf lebenslang an, was Ziegelbauer auch annahm. In Olmütz arbeitete derselbe nun an einer Geschichte des Bisthums und an einer des Markgrafenthums Mähren. Als beide Werke druckfertig waren, wendete er sich an seinen Freund Legipont, er möge ihm einen Verleger in Frankfurt a. M. oder Nürnberg verschaffen, denn die Herausgabe in Oesterreich wollte er unter allen Umständen vermeiden, „weil“, wie er in einem Brief an seinen Freund schreibt, „ein jeder Schriftsteller, der die Wahrheit liebt, diese Censur meiden und ihr ausweichen muß“. Aber nicht lange sollte er dieses otium operosum in Olmütz genießen, schon nach dritthalb Jahren erkrankte er und starb. Mit vortrefflichen Eigenschaften des Menschen und würdigen Priesters verband er gründliches Wissen, einen tiefen Forschergeist und einen eisernen Fleiß. Mit Pitter [B. XXII, S. 361] zugleich ist Ziegelbauer der eigentliche Begründer einer neuen Epoche in der Geschichtsforschung und Geschichtsschreibung Mährens und gewissermaßen auch Böhmens, da Beide die Herausgabe der „Scriptores Bohemicarum“ planten und Pittner auf Dobner, den Herausgeber der „Monumenta historica Bohemiae nusquam antehac edita“, der für den eigentlichen Vater der kritischen Geschichtsforschung Böhmens gilt, sehr anregend wirkte. Wir schließen diese kurze Skizze mit einer vollständigen Uebersicht von Ziegelbauer’s gedruckten und handschriftlichen Werken.
Ziegelbauer, Magnoald (gelehrter Benediktiner, geb. zu Elwangen in Schwaben um 1689, gest. zu Olmütz 14. Juni 1750). Zuerst kam er in das kaiserliche Stift Zwiefalten, das, wie sein Biograph- Uebersicht der gedruckten Werke des Magnoald Ziegelbauer. „Mancipatus illibatae Virginis Deiparae“ (Constantiae 1726, Sumptib. Joann. Pfizzer, 130 S., kl. 8°.). – „Triumphale silentium“, das ist sigprangendes Stillschweigen oder heylsame Bruderschaft zur Außreittung der grundbösen Gewohnheit zu schelten unter dem Namen des großen Ritters und Martyr Georgii zu Oberzell in der Insul Reichenau im Jahre 1727 aufgerichtet“ (Constanz 1727, Leonh. Parcus, 137 S., 8°.), ohne Angabe seines Namens. – „Predigt auf das Fest des hl. Marcus in der Münsterkirche zu Reichenau“ (Fol., Druckort und Jahr unbekannt); ein Auszug steht im „Freiburger Kirchenblatte“ 1874, Nr. 40 und 41. – „Red-Verfassung von dem vilmögenden Beystand des hl. Erz-Vatters Benedicti in der letzten Sterbstund“ (Constanz 1730, Joh. Ig. Neyer, 174 S., 8°.). – „Historische Nachricht von der St. Georgen-Fahne, so vor Zeiten der deutsche Adel in Religions- und Reichskriegen geführt hat“ (Wien 1735, mit 1 Kupfer, 64 S., 4°.). – „Leben und Geschichten des hl. Stephanus, worinnen die Prärogativen mit Verehrung des hl. Erzmartyrers in der kaiserl. Haupt- und Residenzstadt Wien ersten und vornehmsten Patronen gründlich vorgetragen werden“ (Wien 1736, 4°.). – „Novissima de negotio saeculorum, hoc est opus parthenicum de ss. mysterio immaculatae conceptionis B. V. Mariae, qua eadem virgo Deipara ut sine labe concepta elapsis temporibus et culta fuit et a nobis in posterum colenda est“ (Rezii [Austr.] 1737, 395 S., Fol.); enthält auch die erste obenangeführte Schrift. – „Pretium magnum redemptionis humanae, seu de sacratissimo sanguine D. N. Jesu Christi, de quo nonnullae reliquiae in quibusdam ecclesiis catholicis ac monasteriis asservantur“ (Rezii 1737, Chr. Joh. Hueth, 8°.). – „Novus rei literariae Ord. S. Bened. Conspectus, opus ad perfectam historiae Benedictinae cognitionem summe necessarium. Pars I. vel generalis“ (Ratisbonae [40] 1739, Typ. J. Casp. Memmel, 322 S., Fol.); ist nur dieser erste Theil erschienen, – „Meyeri Emblemata, sive loca quaedam ex Ad. Adami ad tractatus pacis westphalicae quondam legati nuper ex authentico exemplari edita historia de pacificatione westphalica a H. God. de Meyern interpolata, inversa vel omissa prorsus, hinc inde notata vel delibata“ (Ratisbonae 1739, Typ. et impens. Memmel, 89 S., 4°.); ohne Angabe seines Namens. – „Edit. II. adornavit P. Joh. B. Kraus“ (Ratisbonae 1760, Radlmayer, 52 und 89 S., 4°.); ohne Namen. – „Sacra sponsalia virginem Deiparam inter et duodenos coelites“ (Coloniae 1740, Gotth. Joh. Pittner, 8°.). – „Epitome historica regii liberi et exempti in regno Bohemiae antiquissimi monasterii Brevnoviensis vulgo S. Margarethae O. S. B. prope Pragam“ (Coloniae 1740, Pittner, 338 S., Fol, mit Abbildung des Stiftes). – „Disquisitio sacra numismatica de origine, quidditate, virtute pioque usu Numismatum seu crucularum S. Benedicti abbatis, novissime per St. D. N. Benedictum XIV. instaurato ad preces Rss. D. Bennonis lib. et exempti Monast. Brzenoviensis abbatis“ (Viennae 1743, Typ. Leop. Kaliwoda, 214 S. 8°.); ohne Namen. – „Historia didactica in ordine divi Benedicti“ (Vindobonae [in bibliopol. ad. sig. aurei velleris] 1746, 343 S. 4°., mit 8 Kupfern). – „De Sanguine Christi et allis reliquiis in regio Vindobonensi S. Clarae monasterio asservatis“ (1749). – „Kayserliche und künigliche Jagdgeschichten“ unter dem Namen Venantius Diana (Cöln 1749, 8°.). – „Centifolium Camalduensium, quam seu prodromum exceptura est bibliotheca P. P. Camaldulensium“ (Venetiis 1750, Typ. Albrizzi, Fol. maj., 96 S.). – Nach seinem Tode erschien: „Historia rei literariae Ord. S. Bened. Recensuit, auxit jurisque publici fecit P. Oliverius Legipontius O. S. B. ad S. Martinum maj. Coloniae coenobita“ (Aug. Vind. 1754 Sumpt. Mart. Veith 1754) 4 Tomi, Folio. Pars I, pag. 658: „Studiorum in O. S. B. origines, progressus, celebriores scholas, bibliothecas, archiva ac rei literariae cimelia horumque custodes repraesentat“. Pars II, pag. 584: „Historia artium et scientiarum inde ab aevo S. Benedicti ad nostra usque tempora apud Benedictinos excultarum“. Pars III, pag. 675: „Biographica, virorum illustrium vitas, scripta exhibet“. Pars IV, p. 731: „Bibliographica sive Bibliotheca Benedictina historico-critica realis“.. – In Handschrift hinterließ er: „Olomucium sacrum quo historia ecclesiastica Moraviae et ejus Episcopatus exponitur“ Tomi 3, Fol. – „Infulae doctae in Germania“ Tomi 2, 4°.) – „Epistolae variae Pontificum, Cardinalium, Archiepiscoporum, Episcoporum, Abbatum et aliorum ab. a. 560 ad a. 1715 cum annotationibus“ Tomi 4, 4°. – „Sacrae Eremi in Oriente et Occidente celebriores“ Tomi 2, 4°. –„Nova et vetera epitaphia ecclesiae cathedralis Olomucensis“. – „Commentarius brevis et jucundus itineris Dñi Baronis de Rozmital“. – „Bibliotheca bohemica, in qua notitia traditur auctorum, qui scripsere de rebus bohemicis“. – „Notae in commentarios Rabani Mauri“.
- Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1837, 8°.). B. VI, S. 241. – Gottsched. Neuestes aus der anmuthigen Gelehrsamkeit (1751, Ostermann) Nr. 8. – Pelzel (Franz Mart.). Abbildungen böhmischer und mährischer Gelehrter und Künstler u. s. w. (Prag 1782, 8°.) Theil IV, S. 109–116. – (Dunkel’s) Nachrichten von verstorbenen Gelehrten, Bd. III, Theil 4, S. 886. – d’Elvert (Christian). Historische Literaturgeschichte von Mähren und Oesterreichisch-Schlesien (Brünn 1850, R. Rohrer, gr. 8°.) S. 39, 212, 223, 247, 253, 269, 296, 301, 341, 499. – Saxii. Onomasticon litterarium P. VI, p. 572.
- Porträt. Ohne Angabe des Zeichners und Stechers in Pelzel’s Abbildungen (8°.).