BLKÖ:Legipont, Oliverius

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 14 (1865), ab Seite: 304. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
Oliver Legipont in der Wikipedia
Oliver Legipont in Wikidata
GND-Eintrag: 11686091X, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Legipont, Oliverius|14|304|}}

Legipont, Oliverius (gelehrter Benedictiner, geb. zu Soyron im Limburgischen 2. December 1698, gest. 16. Juni 1758). Trat im Alter von 21 Jahren in den Benedictinerorden und legte in der Abtei zu St. Martin dem Größeren in Cöln die Ordensgelübde ab. Nach [305] beendeten theologischen Studien erhielt er den Auftrag, die Kloster-Bibliothek zu ordnen, welche Arbeit er in drei Jahren vollbrachte, zugleich aber einen Schatz literarischer Kenntnisse in sich aufnahm. Im Jahre 1726 übernahm er die Lehrkanzel der Philosophie in seinem Kloster, 1728 erlangte er zu Cöln die theologische Doctorwürde. Durch das um jene Zeit herausgegebene Werk: „Sapientiae stadium benedictino-philosophicum“ erwarb er sich ebenso die Anerkennung seines Ordens, wie er den Haß und die Feindschaft der Jesuiten sich zuzog. Nun wurde er Prior und 1731 Professor der Dogmatik bei St. Jacob in Mainz. Im Jahre 1728 befreundete sich L. mit dem berühmten Benedictiner Bernhard Pez, und „reiste, wie Pelzel berichtet, um ihn in seinen Arbeiten zu unterstützen, nach Gottwitz“. Pelzel will darunter wohl Göttweih gemeint haben, wo sich ein berühmtes Benedictinerstift befindet. Nun aber lebte Pez nicht in Göttweih, sondern im Benedictinerstifte Melk. Die Richtigkeit dieser verschiedenen Angaben herzustellen, muß anderen Forschern überlassen bleiben. Als bald darauf Pez zu Melk starb (1735), verband sich Legipont mit Magnoald Ziegelbauer, um mit ihm an einer Literargeschichte des Benedictinerordens gemeinschaftlich zu arbeiten. Zu diesem Zwecke bereiste er die berühmtesten Bibliotheken und Klosterarchive Deutschlands, wo er massenhaftes Material sammelte und alles seinem Freunde Ziegelbauer zuschickte. Bald wuchs sein Ruf im Kreise seiner Ordensbrüder derart, daß von vielen Abteien die Bitte an ihn erging, ihre Geschichte zu schreiben, während wieder Andere wünschten, durch ihn ihre Archive in Ordnung gebracht zu sehen. Im Jahre 1744 folgte er einem Rufe des Prälaten von Brzeznow nach Prag. Der Einfall der Preußen in Böhmen vertrieb aber L. bald aus diesem Lande und er ging nach Raygern in Mähren, wo er längere Zeit verweilte und mehrere Lehrbücher zum Gebrauche der adeligen Jugend schrieb. Nach beendetem Kriege kehrte L. nach Prag zurück, fand aber dort zu seiner Betrübniß, daß sein ganzer handschriftlicher Vorrath geplündert worden und in Verlust gerathen sei. Im Stifte zu Brzeznow hielt L. Vorträge über Theologie, und sammelte immer fleißig Materialien für Ziegelbauer, der zu jener Zeit in Wien arbeitete. Der Umstand, daß die Kaiserin Maria Theresia ein großartiges Bildungsinstitut in Prag zu errichten beabsichtigte, welches Benedictiner leiten sollten, hatte L., der auf eine Verwendung bei dieser Anstalt hoffte, in Prag zurückgehalten. Als aber mit einem Male das ganze Project eine Aenderung erfuhr, und die in Rede stehende Akademie statt in Prag in Wien errichtet und die Leitung desselben statt den Benedictinern den Jesuiten anvertraut wurde, fiel für L. jeder Grund zu weiterem Verbleiben in Prag hinweg und kehrte er in sein Kloster nach Cöln zurück. Auf seiner Rückreise sammelte er in Bayern und in jenen Klöstern, an denen ihn sein Weg vorbeiführte, Materialien für seinen Ordensbruder Ziegelbauer, der damals in Olmütz noch immer an seinem Werke über die wissenschaftliche Thätigkeit des Benedictinerordens arbeitete. Da wünschte Freiherr von Petrasch, der Stifter und Vorsteher der damaligen gelehrten Gesellschaft in Mähren, daß Legipont ein Mitglied derselben werde; in Folge dessen wurde er nach Olmütz berufen, welchem Rufe L. mit Genehmigung seiner Ordensobern folgte. L. fand nun bei Baron Petrasch die gastlichste [306] Aufnahme und zählte bald zu den Zierden dieser gelehrten Gesellschaft, welche Männer wie Berghauer, Duecius, Gottsched, Muratori, Rosenthal, Schwandtner zu ihren Mitgliedern zählte. Als Ziegelbauer, damals Secretär dieser Gesellschaft, 1750 zu Olmütz starb, wurde L. zu dessen Nachfolger in der Secretärsstelle ernannt. Er war auch in der That der rechte Mann dazu und beeilte sich nun den Nachlaß seines Ordensbruders, dessen eifrigster Mitarbeiter er war, herauszugeben. Bei diesem Vorhaben stieß er aber sonderbarer Weise auf Hindernisse. Domherr Graf Giannini weigerte sich, Ziegelbauer’s Papiere herauszugeben. L. begab sich nun nach Regensburg, wo er von dem Nachlasse seines Freundes so viel herausgab, als in seinen Besitz gelangt war; kehrte aber nicht mehr nach Olmütz zurück, sondern begab sich in sein Kloster nach Cöln und später in die Abtei St. Maximin zu Trier, wo er kurze Zeit darauf starb. Ueberraschend groß ist die Zahl der von L. veröffentlichten, und fast noch größer jene der in seinem Nachlasse vorgefundenen Schriften. Darunter befinden sich: „Abregé de l’Histoire du Concile de Trente“ (Cologne 1725, 8°.); – „Recueil des matieres les plus importantes touchant la doctrine et la discipline de l’eglise“ (ebd. 1725, 8°.); – „Sapientiae stadium Benedictino philosophicum“ (Coloniae 1728, Fol.); – „Historia monasterii Visibodibergensis in Palatinatu“ (ebd. 1735, Fol.); – „Discursus paraeneticus ad aequos bonarum artium aestimatores pro bibliotheca publica et societate Eruditorum Moguntiae erigenda“ (1737); – „Dissertationes philologico-bibliographicae de ordinanda et ornanda bibliotheca“ (Norimbergae 1746, 4°.); – „Monasticum Moguntiacum sive succincta monasteriorum in archiepiscopatu Moguntino notitia“ (Pragae 1746, 8°.); – „De emendatione Philosophiae et per eam humani intellectus“ (Norimbergae 1746, 4°.); – „Tractatus de vera nobilitate generis et animi“ (Herbipoli 1747, 8°.); – „Introductio ad studium rei numariae“ (Herbipolae 1747, 8°.); – „Sacrae Metropolis Coloniensis antiquitas praerogativa adversus gloriae aemulos asserta“ (Coloniae 1748, 8°.); – „Votum anonymi submissaque mediorum insinuatio pro Seminario Benedictino una cum Academia Nobilium sub clement. auspiciis Sereniss. Principis Electoris palatini Caroli Theodori etc. etc. in universitate Heidelbergensi etc. etc. fundando et stabiliendo“ (Cosmopoli 1748, 8°.); – „Elogium historicum Magnoaldi Ziegelbaueri“, in dessen, von Legipont nach Ziegelbauer’s Tode herausgegebenem Werke: „Historia rei litterariae ordinis S. Benedicti“, auch in Monse’s „Infulae doctae Moraviae“ wieder gedruckt; – „Systema erigendae societatis litterariae Germano-Benedictinae“ (Campidunae 1752), dieses Schriftchen behandelt die Idee der Errichtung einer gelehrten Akademie des Benedictinerordens. welche aus Mitgliedern aller in Europa bestehenden Klöster dieses Ordens zusammengesetzt sein sollte. Cardinal Quirini, selbst diesem Orden angehörend, hatte diese Idee, die ihm von L. war mitgetheilt worden, beifällig aufgenommen und den Titel eines Protectors, den ihm L. angetragen, übernommen. Aber theils der Mangel der nöthigen Fonds, theils die zu große Entfernung der als Centrum dieser Gesellschaft gewählten Abtei Kempten von den übrigen Klöstern machte dieses Unternehmen scheitern. Von den [307] im Nachlasse vorgefundenen Schriften Legipont’s sind anzuführen: „Chronicon monasterii S. Martini Coloniae Ordinis S. Benedicti“; – „Archivum Congregationis Bursfeldensis illustratum“, dieses und das vorgenannte Manuscript bestehen aus mehreren Foliobänden; – „Chronicon Spanheimense ab a. 1500 usque ad suam aetatem continuatum; – „Dissertatio de ara Ubiorum“ u. dgl. m. Ungeachtet dieser großartigen Thätigkeit, welche die Bewunderung seiner Zeitgenossen erregte, und mit der er die herrlichsten Eigenschaften der menschlichen Natur verband, so daß der apostolische Nuntius und Erzbischof von Trajanopolis Oddi sich veranlaßt fand, über L. diese Worte zu schreiben: „Supervacaneum sane foret de hujus hominis ingenio, doctrina, probitate et humanitate plura scribere etc.“, ungeachtet aller dieser Vorzüge des Geistes war L. nicht auf Rosen gebettet. Er ward, wie dieß bei Männern von Verdienst so oft der Fall, von Haß und Neid offen und heimlich verfolgt und dadurch in seinen Arbeiten, welche sowohl dem Ruhme seines Ordens, wie den Triumphen des menschlichen Geistes überhaupt gewidmet waren, wesentlich gehindert.

Pelzel (Franz Martin), Abbildungen böhmischer und mährischer Gelehrten und Künstler nebst kurzen Nachrichten von ihrem Leben und Wirken (Prag, 8°.) Theil IV, S. 117–123. – Gerber (Ernst Ludwig), Historisch-biographisches Lexikon der Tonkünstler (Leipzig J. G. I. Breitkopf, gr. 8°.) Bd. I, Sp. 793. [L. wird daselbst ein „Benedictinermönch im Kloster Rayhraden bei Brünn“ – darunter ist Raygern gemeint – genannt.] – Dlabacz (Gottfried Johann), Allgemeines historisches Künstler-Lexikon für Böhmen und zum Theile auch für Mähren und Schlesien (Prag 1815, Gottl. Haase, 4°.) Bd. II, Sp. 189. – Ziegelbauer (Magnoald), Historia litteraria Ordinis Sancti Benedicti. Pars II. p. 347; Pars IV, p. 318. – (François, Jean Dom.) Bibliothèque générale des ecrivains de l’ordre de S. Benoît, contenant une notice exacte des ouvrages de tout genre composés par les religieux du même ordre ... (Bouillon 1777, 4°.) Tome II. – Porträt. Ohne Angabe des Zeichners und Stechers (vielleicht von Balzer oder Niderhofer), in Pelzel’s „Abbildungen böhmischer Gelehrten“, Bd. IV.