Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 49 (1884), ab Seite: 236. (Quelle)
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Des Vorigen Bruder Joseph (geb. 1. December 1811) hatte bereits die ersten paar Classen des Untergymnasiums zurückgelegt, als ihn der Tod seines Vaters zwang, das Studium aufzugeben, um der Mutter in der Ausübung des Bäckergeschäftes hilfreiche Hand zu leisten. Neunzehn Jahre alt, ging er auf Wanderschaft und besuchte Prag, von wo er nach anderthalb Jahren in seine Heimat zurückkehren mußte. Von da wanderte er dann nach Brünn und verweilte daselbst sechs Jahre. Nun ging er wieder nach Leitomischl zurück, wo er zuletzt die Stelle eines Kanzlisten der Gemeinde bekleidete. Früh schon liebte er čechische Bücher und las besonders Chroniken und Theaterstücke. Als er dann von Brünn nach Hause kam, begann er Gedichte zu schreiben, und ein solches, betitelt: „Vlast a růže“, d. i. Vaterland und Rose, war seine erste poetische Arbeit. Von nun an schrieb er ziemlich viel, ohne jedoch etwas drucken zu lassen. 1847 dichtete er ein größeres Drama: „Obě Judity“, d. i. Die zwei Judith, welches im slavischen Süden zur Zeit der Kaiserin Maria Theresia spielt. Aber das Stück ging verloren, oder er hat es selbst vernichtet. Nun wählte er einen Stoff aus der Patriarchenzeit zu dem nächsten Drama: „Ajajka a Nathanael“, welches er dem Schriftsteller und Redacteur Mikovec [Bd. XVIII, S. 283] schickte, der sich beifällig über dasselbe aussprach. Es gelang ihm auch, dieses Stück am 27. November 1853 zur Aufführung zu bringen, und zwar mit Šimonowský [Band XXXIV, S. 303] als Nathanael und mit Fräulein Kolář [Bd. XII, S. 306, im Texte] als Ajajka. Im folgenden Jahre wurde es von der Zöllner’schen Gesellschaft unter Cajetan Tyl’s [Band XLVIII, S. 172] Leitung in Leitomischl aufgeführt. Waldau bezeichnet es als eine Arbeit, die unverkennbares Talent bekundet, gute Charakterzeichnung und einzelne hochpoetische Stellen enthält, aber doch in der Durchbildung unfertig, im Ganzen unklar dasteht. Glücklicher ist Valouch jedenfalls in seinen lyrischen Gedichten, in welchen er, was Ideengehalt und Anmuth betrifft, hinter keinem der besseren čechischen Naturdichter zurückbleibt. Ein drittes Stück: „Deti jedné matky“, d. i. Kinder einer Mutter, hat er nicht vollendet. Ueberdies ist er auch Verfasser der Flugschrift: „Cena národnosti“, d. i. Der Werth der Nationalität, welche 1860 in Leitomischl im Druck erschien. Waldau in der unten bezeichneten Quelle gibt ihm irrig den Taufnamen Franz. Franz heißt Josephs Bruder, der Pfarrer von Hostim.

Slovník naučný. Redaktoři Dr. Frant. Lad. Rieger a J. Malý, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Franz Lad. Rieger und J. Malý (Prag 1872, I. L. Kober, Lex.-8°.) IX, S. 886. – Šembera (Alois Vojtech). Dejiny řeci a literatury česko-slovenské. Vek novější, d. i. (Geschichte der čechoslavischen Sprache und Literatur. Neuere Zeit (Wien 1868, gr. 8°.) 3. 301. – Waldau (Alfred). Böhmische Naturdichter. Literarhistorische Studie (Prag 1860, Gerzabek, 12°.) S. 140.