BLKÖ:Zöllner, Philipp

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 60 (1891), ab Seite: 231. (Quelle)
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Zöllner, Philipp (Schauspieler, geb. zu Pesth in Ungarn 7. September 1785, gest. hochbetagt in Wien, wo er noch 1852 thätig war). Er gehört einer Schauspielerfamilie an und ist selbst Vater einer solchen, welche in der Geschichte der Schauspielkunst viel genannt wird, worüber die Quellen unten Näheres berichten. Sein Vater Friedrich war gleichfalls Schauspieler, dann – wahrscheinlich zu Beginn des laufenden Jahrhunderts – Director des Theaters in Preßburg und zuletzt Mitglied des deutschen Theaters in Pesth, wo er nach 45jähriger Bühnenthätigkeit auch starb. Philipp folgte seines Vaters Berufe, für den er besonderes Talent zeigte, und spielte schon 1801, erst 16 Jahre alt, im Theater zu Neusatz erste Rollen mit solchem Erfolge, daß ihn die Directionen der kleinen ungarischen Bühnen für sich zu gewinnen suchten. So wurden die Theater zu Esseg, Fünfkirchen, Szegedin, Großwardein und Eperies die Schauplätze seiner ersten künstlerischen Triumphe. Bald drang sein Ruf als hochbegabter Komiker und Schauspieler bis nach Wien, und Freiherr von Braun, damals Director des k. k. privilegirten Theaters an der Wien, lud ihn ein, auf seiner Bühne zu gastiren. In der Rolle des Fritz Schmuckrose im Lustspiel „Zwanzigtausend Thaler“ gefiel Zöllner so, daß er darin viermal hintereinander auftreten mußte, das ihm angetragene vortheilhafte Engagement konnte er aber Familienverhältnisse wegen, die ihn an Ungarn fesselten, nicht annehmen. Nachdem er noch einige Zeit in Pesth gespielt hatte, ging er nach Maria Theresiopel, wo ihn sein Schwiegervater und seine Frau erwarteten, um eine Theaterdirection zu übernehmen. Nachdem er eine tüchtige Truppe zusammengestellt, bereiste er mit derselben ganz Nieder- und Oberungarn mit günstigem Erfolge, trat dann die Direction des Theaters in Kaschau an und erwarb sich durch musterhafte Leitung dieser Bühne die Achtung der Bevölkerung in solchem Grade, daß ihm die Stadtgemeinde die Ehrenbürgerschaft verlieh. 1810 folgte er dem Rufe des Pesther Universitätsprofessors der Aesthetik Dr. Schedius, der ihn im Namen des Grafen Raday, damaligen Directors des Pesther Theaters, zu einem Gastspiel auf Engagement einlud. Der Erfolg war über alle Maßen glänzend, und Zöllner wurde mit dem damals überraschend hohen Jahresgehalt von nahezu 4000 fl. und einer ganzen Einnahme engagirt. Zugleich versah er die Regie der Oper und Posse, später die Oberregie und blieb in seiner Anstellung auch, als Graf Brunswig die Leitung der Pesther Bühne übernahm. Als dann 1824 die Leitung derselben an eine Actiengesellschaft überging, führte er die Direction des Ofener Theaters, die er jedoch bald nach großen Verlusten niederzulegen gezwungen war, worauf er wieder in ein Engagement am Pesther Theater trat. 1832 folgte er einem Rufe des Directors Mach an der Preßburger Bühne und wirkte auch später unter Director Franz Pokorny, als Komiker, Opernmitglied und Regisseur, in welcher Eigenschaft er verblieb, als Pokorny die Direction des Theaters in der Josephstadt in Wien übernahm. Er blieb dann unter Herrn von Megerle’s Leitung noch als Regisseur und Komiker, bis er nach 1852, alt geworden, vom Schauplatze verschwindet. Komische Rollen waren das Gebiet, in welchem Zöllner mit [232] besonderem Erfolg auftrat, aber auch chargirte und Charakterrollen spielte er mit großem Beifall. Da er zugleich ein guter Sänger war, wurde er auch in Gesangpartien öfter verwendet. Die Zahl seiner Rollen ist eine sehr große. Wir führen von denselben an: Fritz Hurlebusch in Kotzebue’s „Pagenstreiche“, den Grafen von Burgund im gleichnamigen Stücke desselben, den Papageno in Mozart’s „Zauberflöte“, Sebastian in der Oper „Die Weibercur“, den Rappelkopf in Raimund’s „Der Bauer als Millionär“, den Montefiascone in „Cenerentola“, den Kunkerl im „Fiaker als Marquis“, den Zwirn in Nestroy’s „Lumpacivagabundus“, den Valentin im „Verschwender“, den Fortunatus Wurzel u. a. Zöllner war Vater einer zahlreichen Familie.

Theater-Zeitung. Herausgegeben von Adolf Bäuerle (Wien, gr. 4°.) 1840, S. 1368. – Fremden-Blatt. Von Gust. Heine (Wien, 4°.) 22. März 1876 unter den Theaternachrichten. – Kaiser (Friedrich). Unter fünfzehn Theater-Directoren. Bunte Bilder aus der Wiener Bühnenwelt (Wien 1870, Waldheim, 12°.) S. 138. – (Czartoryski Fürst). Recensionen und Mittheilungen über Theater, Musik und bildende Kunst (Wien, Wallishausser [Klemm] 4°.) 1858, S. 213, 654. – Mittheilungen des Herrn J. Wimmer, dem ich hier meinen Dank ausspreche.