BLKÖ:Thun-Hohenstein, Wenzel

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Thun, Victor
Band: 45 (1882), ab Seite: 37. (Quelle)
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80. Wenzel (geb. 1629, gest. zu Passau, 8. Jänner 1673), ein Sohn des Grafen Johann Sigmund von der böhmischen Linie aus dessen zweiter Ehe mit Anna Margaretha Gräfin Wolkenstein und ein Halbbruder der Salzburger Erzbischöfe Guidobald [S. 24, Nr. 31] und Johann Ernst [S. 27, Nr. 44], sowie des Bischofs von Seckau Rudolph Joseph [S. 34, Nr. 72]. Dem geistlichen Stande sich widmend, wurde er zum Domherrn in Passau, dann zum Dompropst in Salzburg und am 27. März 1664, im Alter von 35 Jahren. einstimmig zum Bischof von Passau gewählt. In Folge des Brandes von 1662 lagen noch viele Stellen dieser Stadt in Trümmern, und dieselben zu beseitigen war des Bischofs erste Sorge. Vor Allem ließ er die Kathedrale von dem Mailänder Architekten Lorago im Renaissancestyle aufführen. Dem Bau der Domkirche folgte jener der bischöflichen Residenz. Den Wiederaufbau der städtischen Häuser, den er auf seine Kosten gegen allmälige Abzahlung vorzunehmen beschloß, vereitelte sein früher Tod. Um die durch den dreißigjährigen Krieg geschwächten Kräfte seines Hochstiftes, die bei diesen Bauten nur zu sehr in Anspruch genommen wurden, einigermaßen zu stärken, erhielt er auf Präsentation des Kaisers Leopold I. auch noch den Bischofsstuhl von Gurk. Ueberdieß sparte er in seinem Haushalte. so viel er nur immer konnte. Hierbei jedoch ging er über das Gebiet geistlicher Milde hinaus, indem er die Steuern mit großer Strenge eintrieb. Um von der Passauer Bürgerschaft eine Abgabe von 2000 fl. zu bekommen, lud er dreißig Mitglieder des Stadtmagistrates zur Tafel und forderte sie nach Tisch zur Entrichtung dieser Summe auf. Als das Geld dann nicht einlief, ließ er alle in Haft bringen und gab sie nicht eher frei, als bis die Summe beisammen war. Ueber diesen unbischöflichen Gewaltakt führten die Bürger mit Recht Klage beim Kaiser. Aber noch vor Erledigung der Sache starb der Bischof. Im Uebrigen war derselbe ernstlich um das Wohl seiner Diöcese bemüht. Er betrieb bei der Curie die Exemtion des Passauer Bisthums von der Metropolitangewalt des Erzbischofs von Salzburg, jedoch ohne die Angelegenheit zu Ende bringen. Unter Vermittlung Kaiser Leopolds I. schloß er 1668 eine Uebereinkunft mit den oberösterreichischen Klosterprälaten bezüglich der bischöflichen Jurisdiction über die Klosterpfarreien sowie die Regularpersonen und Sachen. Die Jesuiten, die bei ihm lange in Gnade gestanden und deren Kirche in Passau er oft besucht hatte, fielen mit einem Male bei ihm in Ungnade, sie verloren die Prädicatur im Dome, die er nun den Capucinern übertrug, und durften an ihrem Collegium und ihrer Kirche nicht weiter bauen. Und die Ursache hierzu lag einzig darin, weil er in seinen Rechten über die Pfarreien des ehemaligen Nonnenklosters Traunkirchen am Gmundener See, welches Kaiser Ferdinand II. mit päpstlicher Genehmigung dem Jesuitencollegium zu Linz geschenkt hatte, sich beeinträchtigt glaubte. Jedoch auf dem Todtenbette versöhnte er sich [38] wieder mit den Jesuiten, und er starb auch unter geistlichem Beistände eines solchen. Bischof Wenzel hielt strenge Kirchenzucht und ahndete scharf zu vertraulichen Verkehr seines Regular- und Säcularclerus mit den Laien. Auf die Verbesserung der weltlichen Justizpflege in seinem Fürstenthume ernstlich bedacht, sorgte er für eine collegialische Form und um nach menschlicher Möglichkeit einen ungerechten Spruch hintanzuhalten, drang er aut eine Gradativ-Processirung nach der minderen oder größeren Wichtigkeit des Verhandlungsgegenstandes (processus summarissimus, summarius, ordinarius). Nach neunjähriger Regierung wurde er im Alter von erst 44 Jahren vom Tode ereilt. Sein ganzes Mobiliarvermögen, sein Silber, alle Gelder, alle Vorräthe an Wein und Getreide hatte er dem Hochstifte unter der Bedingung vermacht, daß eine Summe von 70.000 fl. von dem Gesammtwerthe dieser Gegenstände ausgeschieden und als Dotation für sieben neue Domherrenstellen verwendet werde. Doch wurde dieses Testament von seinen beiden Brüdern Johann Ernst Erzbischof von Salzburg und Michael Oswald angefochten. Im Passauer Dome ruht Bischof Wenzel unter dem Hochaltare, hinter welchem sein Epitaph[WS 1], von dem Bildhauer Johann Seiz aus Marmor gehauen, angebracht ist. [Buchinger (Joh. Nep.). Geschichte des Fürstenthums Passau aus archivalischen Quellen (München 1816, Franz Joseph Storno, 8°.). Bd. II, S. 395 u. f. – Schrödl (Karl Dr.). Passavia sacra. Geschichte des Bisthums Passau bis zur Säcularisation des Fürstenthums Passau (Passau 1879, Waldbauer, gr. 8°.), S. 355 u. f.].

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Epithaph.