BLKÖ:Thun-Hohenstein, Guidobald

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 45 (1882), ab Seite: 24. (Quelle)
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35. Guidobald (geb. am 16. December 1616, gest. zu Salzburg am 1. Juni 1668), ein Sohn des Grafen Johann Sigmund von der böhmischen Linie aus dessen erster Ehe mit Barbara Gräfin Thun. Siebzehn Jahre alt, erhielt er eine Dompfründe zu Salzburg. Am deutschen Collegium zu Rom in den theologischen Wissenschaften ausgebildet, machte er Reisen durch ganz Italien, Spanien, Frankreich und England. Am 11. Jänner 1644 wurde er Domdechant, im folgenden Jahre empfing er am 22. Jänner die Priesterweihe und hielt am 23. April die Primiz. Nach dem Tode des Erzbischofs Paris aus dem Hause Lodron ging er am 3. Februar 1654 gleich bei dem ersten Wahlgange mit überwiegender Stimmenmehrheit als Nachfolger im Erzbischofstuhle von Salzburg hervor, und am 24. September wurde ihm das Pallium umgehängt. Am 18. August 1654 bestätigte er alle Freiheiten und Begünstigungen der Salzburger Hochschule, und zwei Jahre später errichtete er auch einen medicinischen Lehrstuhl an derselben. Aber der italienische Arzt Urban Stefanuzzi, welcher diese Stelle nur einige Jahre versah, war auch der erste und letzte Mediciner an dieser Universität. Um den Dom machte sich Guidobald sehr verdient: er vollendete beide Glockenthürme desselben, baute die beiden Bogengänge und schmückte die Vorderseite mit Statuen aus weißem Marmor. Im Jahre 1655 ertheilte er dem Capuciner-Provinzial für Tirol und Bayern Pater Hugolin die Bewilligung zur Errichtung eines Klosters für zwölf Capuciner in der Stadt Laufen. Als in Folge eines Baues, welchen er auf dem Domplatze nächst dem Garten des Klosters St. Peter hatte ausführen lassen, mit dem letzteren Verwicklungen entstanden, schlichtete er den Streit, indem er seinerseits den ganzen Bau mit Vorbehalt einiger Bedingungen dem Kloster schenkte, dafür aber von Seite desselben das Zugeständniß erwirkte, daß die Mönche den Domherren das Recht des Vortrittes bei öffentlichen Umgängen ein für alle [25] Male abtraten. Zauner gibt in der unten bezeichneten Quelle ausführlich die einzelnen Punkte des zwischen dem Erzbischof und dem Kloster St. Peter geschlossenen Vertrages an. 1635 kaufte Erzbischof Guidobald das Eisenbergwerk in der Dienten auf Rechnung der Hofkammer und ließ auch ein von seinen Bergleuten neu entdecktes Bergwerk anlegen. Mit den Jesuiten in Graz, welche lange Zeit die geistliche Gerichtsbarkeit von Salzburg in der 1600 erworbenen Herrschaft Millstadt nicht anerkennen wollten, verstand er sich hierüber durch einen gütlichen Vergleich vom 5. Mai 1659. Am 10. Juli dieses Jahres erließ er auch eine ausführliche Waldordnung. Als im August 1660 nach Eroberung der Grenzfestung Großwardein durch die Türken die Gefahr vor denselben wuchs, erbot er sich, was noch keiner seiner Vorgänger gethan, zur Hilfe gegen den Christenfeind 66 Römermonate zu zahlen, er machte dies in einem Schreiben ddo. 30. März 1661 dem Papste Alexander VI. bekannt und blieb seit dieser Zeit mit demselben in fortwährender Correspondenz. Das Tabakrauchen, welches nach dem dreißigjährigen Kriege auch im Salzburgischen und namentlich durch Guidobald selbst 1657 verboten wurde, gestattete dieser Kirchenfürst wieder mit Befehl vom 29. August 1661. Zu dem auf den 8. Juni 1662 nach Regensburg ausgeschriebenen Reichstage wurde er vom Kaiser Leopold I. zu dessen Stellvertreter-Principalcommissarius ernannt. Bisher hatte der Salzburger Erzbischof vom römischen Kaiser in der Anrede nur den Titel: Ehrwürdiger und im Contexte: Deine Andacht erhalten. Kaiser Leopold stellte nun unterm 31. Mai 1663 eine Urkunde aus, welcher zufolge jeder Salzburger Erzbischof in allen Reden, Urkunden und Briefen, die im Namen des Kaisers in dessen Kanzleien ausgefertigt wurden, in der Anrede: Hochwürdiger, im Contexte: Euer Liebden genannt werden sollte. Als am 18. October 1666 die Domherren in Regensburg zur Wahl eines neuen Bischofs schritten, ging Erzbischof Guidobald einstimmig aus derselben hervor, und er erhielt auch vom Papste die Erlaubniß zur Annahme dieser Würde. In dem Bestreben, auch Bischof von Trient zu werden, wo er seit 5. Februar 1666 ein Canonicat besaß, überraschte ihn der Tod. Am 7. März 1666 wurde Guidobald zum Cardinal erhoben, er hatte aber früher noch die päpstliche Bulle vom 5. März 1667 erwirkt, welcher zufolge dem Domcapitel in Salzburg die Wahlfreiheit für jenen Fall, selbst wenn der Erzbischof am päpstlichen Hofe mit Tode abgehen sollte, zugesichert wurde. Nur etwas über ein Jahr trug er den Cardinalshut, denn am 1. Juni 1668 starb er im besten Mannesalter von 52 Jahren. Um die Verschönerung Salzburgs besitzt der Erzbischof namhafte Verdienste, denn er ließ mehrere Prachtbauten herstellen, jener des Doms geschah bereits Erwähnung, ferner die Winterreitschule, den herrlichen Hofbrunnen, das Conventhaus, er ließ den Marstall verschönern und ihn nebst der Universität ausbauen u. d. m. Guidobalds Leiche wurde feierlich in der Domkirche rechts vor dem Franciscusaltar beigesetzt. [Chronik von Salzburg. Von Dr. Judas Thaddäus Zauner, fortgesetzt von Corbinian Gärtner (Salzburg, Mayr, 8°.), VIII. Theil, S. 256 bis 302 und S. 389 bis 404. – Bühler (Adolph). Salzburg, seine Monumente und seine Fürsten (Salzburg 1873, Mayr, kl. 8°.) S. 118 und 119. – Leardi (Peter). Reihe aller bisherigen Erzbischöfe zu Salzburg, wie auch der Bischöfe zu Gurk, Seckau. Lavant und Leoben u. s. w. (Graz 1818, Alois Tusch, 8°.) S. 61. – Porträte. 1) M. V. Sommeren faciebat (mit Wappen, kl. 4°.). – 2) Unterschrift: „Guidobaldo Cardinale de Thunn | Principe Arcivescovo di Saltzburg | Plenipotentiario di Sua Mayest. | Cesa. alla Dieta di Ratisbona etc.“ Kupferstich ohne Angabe des Zeichners, oval (4°.). – 3) Unterschrift: „Guido Baldo Cardinale de Thunn, Principe | Arcivescovo di Saltzburg Plenipotentiario | Di S. M. Cesa. alla Dieta di Ratisbona“| Kupferstich ohne Angabe des Zeichners und Stechers (oval, 4°.).] –