BLKÖ:Thun-Hohenstein, Johann Ernst

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 45 (1882), ab Seite: 27. (Quelle)
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44. Johann Ernst (geb. zu Prag 3. Juli 1643, gest. zu Salzburg 20. April 1709), ein Sohn des Grafen Johann Sigmund von der böhmischen Linie aus dessen dritter Ehe mit Margaretha Anna geborenen Gräfin Oettingen. Während uns Bühler in dem unten angegebenen Werke ein von Spott und Parteilichkeit verzerrtes Bild des Kirchenfürsten Johann Ernst zeichnet, weiß Dr. Legis-Glückselig in Bewunderung desselben und dessen älteren Bruders Guidobald nicht das rechte Wort zu finden und verhimmelt Beide. In folgender Darstellung halten wir uns einfach an Thatsachen. Nach beendeten Studien machte Johann Ernst Reisen durch Italien, Frankreich, die Niederlande, England, Spanien und besuchte sogar die afrikanischen Raubstaaten. Eine Salzburger Dompräbende erhielt er von seinem oben erwähnten Bruder, dann wurde er Domherr zu Passau und primizirte zu Tetschen[WS 1]. Am 29. December 1679 ernannte ihn Erzbischof Max Gandolph zum Bischof von Seckau und zu seinem Generalvicar in Ober- und Unter-Steiermark, sowie im Decanat Wiener-Neustadt. Nach dem am 2. Mai 1687 erfolgten Tode dieses Kirchenfürsten wurde Johann Ernst am 30. Juni d. J. zum Nachfolger im Erzbisthum gewählt. Er war der 58. Erzbischof und 63. geistliche Regent von Salzburg. 1688 gab er Geld und Leute zum Türkenkriege. 1699 gründete er das stattliche Gebäude der h. Dreifaltigkeit jenseits der Brücke in Salzburg mit der schönen Kirche, dem Priesterhause für Zöglinge und Deficienten und dem weltlichen Collegium [28] für Studirende. Dann erbaute er für Kranke beiderlei Geschlechtes und aus allen Ständen das große Johannesspital, welches 1695 eröffnet wurde im nämlichen Jahre führte er die Ursulinerinen in Salzburg ein und betraute sie mit dem Unterrichte für Mädchen; 1699 errichtete er die Pfarre Nonthal; 1701 stiftete er nach Art der Malteserritter den St. Rupertusorden. Ueber Zweck und Bedeutung desselben geben Nachricht Corbinian Gärtner in seiner „Geschichte und Verfassung des 1701 errichteten Ruperti-Ritterordens nebst dem Ordenscodex und einem Verzeichnisse aller bisherigen Ritter“ (Salzburg 1802, Mayr, 8°.) und Dr. Legis-Glückselig in der in den Quellen öfter citirten Monographie der Familie Thun S. 66 bis 72. Im Jahre 1702 errichtete Johann Ernst das Virgilianum und Siebenstätter Collegium. Als 1703 durch den Einbruch des Kurfürsten von Bayern in Tirol auch Salzburg bedroht war, traf er alle Vertheidigungsmaßregeln und erklärte, treu bei seinen Bürgern ausharren zu wollen, was er auch that. 1705 schrieb er einen Kreistag nach Regensburg aus, um die Reichsstände zur Stellung ihrer Contingente zu verhalten, und stellte selbst über 1500 Mann. Von seinen zahlreichen Bauten nennen wir noch die in Form eines Amphitheaters in die Felsen des Mönchsberges mit dreifach über einanderstehenden Logen eingehauene Sommer-Reitschule, noch heute eine Sehenswürdigkeit Salzburgs; das Lustschloß Clesheim und die schöne Universitätskirche im italienischen Style. Auch schmückte er den Mirabellgarten mit den Statuen, ließ das Glockenspiel auf dem Thurme des Neubaues und die marmorne Roßschwemme am anderen Ende des Marstalls herstellen. In langem Hader stand er mit seinem Capitel, dem er allen Einfluß auf die Regierung zu entwinden suchte und dessen Macht er auch ziemlich lahm legte. 1705 erblindet, starb er 1709 nach dem 22. Jahre seiner Regierung. Zur Größe und Machtstellung der Familie hat er wie sein älterer Bruder Guidobald wesentlich beigetragen. [Textor (Sebastian). Gemma principum. Concio funebris in celsissimum ac reverendissimum. Ernestum archiepiscopum et principem Salisburgensem ex comitibus de Thun (Salisburgi 1709[WS 2], fol.). – Chronik von Salzburg. Von Dr. Judas Thaddäus Zauner, fortgesetzt von Corbinian Gärtner (Salzburg, Mayr. 8°.), IX. Theil (1818), S. 1–523. – Hansiz (Marcus). Germania Sacra (Aug. Vindel. fol.) tom. II, p. 842–888. – Bühler (Adolph). Salzburg, seine Monumente und seine Fürsten (Salzburg 1873, Mayr, kl. 8°.) S. 112 u. f.] –

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Teschen.
  2. Vorlage: 1703.