BLKÖ:Stubitza, Baron
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 40 (1880), ab Seite: 154. (Quelle) | |||
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Rudolph Gräffer erfahren haben konnte, welcher selbst zu den eifrigsten Adepten zählte, die gegen das Ende des vorigen Jahrhunderts in Wien den Stein des Weisen suchten und nicht – fanden. Außer Gräffer schwuren damals zu der geheimnißvollen Wissenschaft noch Calvi, den Einige für einen portugiesischen Juden hielten. Baron Linden (Band XV, S. 204], der neben der Alchemie auch die Krappfärberei betrieb, und unser Stubitza, welcher sich für einen Baron ausgab, es aber aller Wahrscheinlichkeit nach nicht war. Ein sehr unterrichteter Mann, verkehrte er meist mir Schriftstellern und Buchhändlern, unter letzteren besonders bei Kraus. Ohne Zweifel hatte er einen Sparren zu viel und wurde in seinen späteren Jahren ein completer, wenn auch ungefährlicher Narr. Franz Gräffer in seinen mannigfaltigen Schriften über Wien und Wiener Leben zu Ende des abgelaufenen und Anfangs des jetzigen Jahrhunderts gedenkt wiederholt Stubitza’s und entwirft nachstehende Silhouette von demselben: „Er war ein exaltirter Kopf, nicht ohne Kenntnisse, von unendlich reicher Erfahrung, aber auch ein Narr und ein armer Narr, wenigstens zuletzt, was das Schicksal der meisten Narren ist. Er konnte Krieg anzetteln; im siebenjährigen Kriege fing er ein preußisches Bataillon an einer Leimspindel, im buchstäblichen Sinne. Wirklich bewandert aber war er in der Metallurgie und in lithologischen Productionen. Er erzeugte einen Karfunkelrubin von der Größe eines Spielwürfels und noch einen. Ein enragirter Gemäldesammler, Namens Lämmer, besaß einen davon. Vor zwanzig Jahren (1825) trafen sich die beiden Phantasten zufällig bei mir in der Handlung, plauderten von der alten Zeit. Lämmer zog den Stein aus der Tasche, er war ihm feil um 4000 Ducaten. Stubitza war ein großer hagerer Mensch, mit dem Gesichte jenes uralten Adlers in Schönbrunn, der noch gar nicht so lange todt ist, jenes Adlers, den der Prinz Eugen in seiner Belvedere-Menagerie selbst zu füttern gepflegt“. So Gräffer. So lange es anging, fristete Stubitza sein Dasein durch Anlehen, die er nie zurückerstattete; als ihm Niemand mehr borgte und er schon hoch an Jahren und ohne alle Subsistenzmittel war, fand er eine Unterkunft im Wiener Versorgungshause, in welchem er auch starb. Da er in seiner Armut sich fast nur mit Knoblauch das Leben fristete, nannte man ihn allgemein den „Knoblauchbaron“. Zuletzt wurde er ganz und gar verrückt; so band er sich des Nachts eine Tabakspfeife an das Ohr, dann kündigte er sich als „Allgemeiner Rathsmann“ an, das heißt als Jemand, zu dem man kommen möge, sich Rath zu holen in allen Angelegenheiten gegen kleines Entrée oder billiges Honorar. Unter den Adepten, welche zu Ende des vorigen Jahrhunderts in Wien im [155] Vereine mit den Rosenkreuzern eine Rolle spielten, galt aber Stubitza, der „Uradept“ genannt, als Orakel, und thatsächlich besaß er in Chemie, Alchemie, Astrologie und verwandten Wissenszweigen umfassende Kenntnisse und wußte in Allem, was gewisse geheime und philanthropische Brüderschaften betrifft, gut Bescheid.
Stubitza, Baron (Alchymist, Ort und Jahr seiner Geburt unbekannt, gest. in Wien um 1840). Die Nachrichten über diesen Adepten, der auch ein Sonderling war, ganz von der Sorte, wie sie im Buche steht, sind sehr spärlich. Das Meiste über ihn verdankt man noch dem alten Gräffer, der ihn persönlich kannte und manchen Aufschluß über ihn auch von seinem Vater- Gräffer (Franz), Kleine Wiener Memoiren u. s. w. (Wien 1845, Fr. Beck, 8°.) Theil II, S. 137, im Aufsatze: „Saint Germain, der Unbegreifliche bei den Adepten in Wien“. – Derselbe. Zur Stadt Wien u. s. w. (Wien 1849, A. Pichler’s Witwe, 8°.) S. 78: „Stubitza und die letzten Häuser“. – Besetzny (Emil Dr.), Die Sphinx. Freimaurerisches Taschenbuch (Wien 1873, 8°.) S. 98: „Historisch-biographische Notizen über die Rosenkreuzer in Wien“.