BLKÖ:Sedlaczek, Wilhelm

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Nächster>>>
Sedlaczek, Ernst
Band: 33 (1877), ab Seite: 282. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Wilhelm Ludwig Sedlacek in Wikidata
GND-Eintrag: 1033575526, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Sedlaczek, Wilhelm|33|282|}}

Sedlaczek, Wilhelm (Abt des Augustiner-Chorherrenstiftes Klosterneuburg, geb. zu Seelowitz in Mähren 6. Juli 1793, gest. im Stifte 30. Juni 1853). Sein Vater war fürstl. Dietrichstein’scher Güterdirector und der Sohn trat nach beendeten philosophischen Studien am 1. November 1810 in das Stift Klosterneuburg, legte am 10. Juli 1814 Profeß ab und feierte am 8. September 1816 die Primiz. Ursprünglich im Lehramte verwendet, trug er 1817 im Stifte die Moraltheologie vor, wurde 1819 Novizenmeister und wegen seines vorzüglichen Redetalents Kanzelredner; im Jahre 1820 zum k. k. Hofprediger ernannt, blieb er es 24 Jahre bis zu seiner im Jahre 1844 erfolgten Wahl zum Stiftsabte. Nachdem er am 16. October g. J. zum Abte gewählt und am folgenden Tage vom Erzbischof Milde infulirt worden, versah er sein Hirtenamt bis an sein im Alter von 60 Jahren erfolgtes Ableben. Die letzten Jahre seiner priesterlichen Wirksamkeit wurden durch böswillige Angriffe eines Klosterneuburger Bürgers getrübt. S., seinem Aeußeren nach eine wohlthuende Erscheinung, war von ungewöhnlicher vielseitiger Bildung, ein [283] tüchtiger Mineralog, ein großer Freund und Kenner der Malerei und Musik und stand, wie der gelehrte Bergmann berichtet, „mit väterlicher Sorgfalt seinem Hause vor“. Im Jahre 1831 fiel auf ihn die auszeichnende Wahl zum Religionslehrer der Kinder Se. kais. Hoheit des Erzherzogs Karl und zum eigenen, wie zum Beichtvater der Kinder.“ Er vergaß als Abt seine Bedürfnisse über denen seiner Mitbrüder, er suchte die Stellung des Einzelnen nach Kräften zu verbessern; konnte er irgend Jemand helfen, so scheute er keinen Gang, keine mündliche und schriftliche Verwendung. Dabei ließ er sich die wissenschaftliche Bildung der Ordensbrüder sehr angelegen sein; so wies er eine bedeutende Summe an, um aus des Wiener Antiquars Kuppitsch Nachlaß die vorhandenen Werke über altdeutsche Literatur zu ergänzen. Im Stifte führte er die tägliche Speisung von 12 Armen, sowie die Christbäume für arme Kinder ein. Was seine Kanzelberedsamkeit betrifft, so schildert ihn Friedrich Schlögl [Bd. XXX, S. 128], der Autor von „Wiener Luft“ in seinen Culturbildern „Fastenpredigten und ihr Publikum“ als einen „Schüler Löwe’s“, des feurigen Declamators, der durch die geschmackvolle Vortragsweise, die jedoch stark an die viel applaudirten Monologe Alboin’s, Rustan’s und Mortimer’s erinnerten, bestach, eine Anschauung, die von jener mancher Anderen, die Sedlaczek auch gehört und bewundert, ganz und gar abweicht. Uebrigens war er wirklich, wie Herr Schlögl berichtet, ein Liebling der Aristokratie und die Damen verehrten den frommen Mann abgöttisch. Da erschien das ereignisreiche Jahr 1848, das auch im Stifte Klosterneuburg seine schmutzigen Spuren zurückließ. Das Häfner’sche Schandblatt „Die Constitution“ brachte von einem ungenannten Klosterneuburger Bürger „Briefe an den Klosterneuburger Prälaten“, deren Inhalt sich aus dem Blatte, in dem sie gedruckt waren, errathen läßt, und gegen welche einzuschreiten die Zeitverhältnisse[WS 1] es unmöglich machten. Aber sie hatten den Prälaten auf das Tiefste verletzt, seine ohnehin schwankende Gesundheit hatte unter dieser Aufregung nur noch mehr gelitten, und endlich ihn getödtet. Seine Predigten, mit Ausnahme einer, sind ungedruckt, S. selbst verbot die Publication derselben, sie befinden sich sämmtlich in Handschrift in der Klosterneuburger Stiftsbibliothek aufbewahrt. Nur eine, seine berühmte Cholera-Predigt, wurde auf Befehl des Kaisers Franz gedruckt und erschien unter dem Titel: „Christliche Würdigung des Lebens und des Todes“ (Wien 1832, Wimmer, gr. 8°.). Ueber einen Bruder des Prälaten siehe weiter unten.

Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1837, 8°.) Bd. IV, S. 640. – Allgemeine Theater-Zeitung. Von Ad. Bäuerle (Wien, 4°.) 37. Jahrg. (1844), Nr. 270, S. 1107: „Biographische Skizze“ von M(etzger). – Neues Wiener Tagblatt 1864, Nr. 67, im Feuilleton: „Kleine Culturbilder (neue Folge). „VII. Fastenpredigten und ihr Publicum“. Von F(riedrich) S(chlögl).
Porträt. Unterschrift: Wilhelm Sedlaczek | k. k. Hofprediger | reg. Chorherr und Professor | in Klosterneuburg. | Nach der Natur gemalt und auf Stein gezeichnet von Robert Theer 1829. Lithographirt und gedruckt unter der Leitung des Louis Letronne (Fol.) [selten].

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Zeitververhältnisse.