BLKÖ:Schönauer, Johann

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Schönauer, Georg
Band: 31 (1876), ab Seite: 121. (Quelle)
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Schönauer, Johann (Sänger und Musikfreund, geb. zu Wien im März 1778, gest. zu Baden nächst Wien 21. März 1868). Schon als Kind musikalische Anlagen zeigend, erhielt er, da er eine gute Sopranstimme besaß, einen Platz als Sängerknabe im Stifte Klosterneuburg. Capellmeister Ign. Umlauf gewann ihn später für die kais. Hofcapelle, wo er unter Salieri [Bd. XXVIII, S. 97] und Eybler [Bd. IV, S. 120] sich mit den vorzüglichsten Werken der Kirchen- und Theatermusik vertraut machte. Da damals die Hofsängerknaben in den Sopran- und Altparthien des Chors in der Oper mitwirkten, so sang auch S. oft im Chor, lag aber unter Einem den Gymnasialstudien ob, nach deren Beendung er eine Anstellung in der Universitätskanzlei erhielt, in welcher er bis zum Pedellen vorrückte und als solcher 1851 pensionirt wurde. In den letzten Jahren, nachdem er 1850 seine Gattin durch den Tod verloren, zog er sich nach Baden zurück, wo er sich ein Haus gekauft, und, abgeschieden von der Welt, starb er daselbst im hohen Alter von fast 90 Jahren. Schönauer’s Gattin war Therese Giannatasio del Rio, eine Schwester jenes Giannatasio, in dessen Erziehungsanstalt Beethoven seinen Neffen Karl untergebracht hatte. Dadurch entspann sich ein häufiger und freundlicher Verkehr zwischen dem großen Tonheros und Schönauer. Da S.’s Ehe kinderlos blieb, widmete er seine ganze freie Zeit seiner Lieblingsneigung, der Musik, und so legte er sich einen Schatz sorgfältig copirter Partituren an, versammelte öfter einen Kreis auserlesener, kunstgeübter Freunde um sich. unter denen sich auch Hofrath Kiesewetter befand, mit deren Mitwirkung seine musikalischen Schätze zur Ausführung gelangten. Schönauer’s Bedeutung erwächst erst aus dem Verkehre desselben mit Berühmtheiten und aus seinen künstlerischen Erlebnissen. So kam er, als er noch ein Knabe war, mit Mozart öfter in Berührung, sang auch in dessen „Don Giovanni“ und anderen Opern desselben im Chor mit, er traf mit ihm zusammen bei den musikalischen Aufführungen, welche Baron Swieten theils in seinem Hause, theils im Saale der k. k. Hofbibliothek veranstaltete, wo Mozart unter Anderem die von ihm instrumentirten Händel’schen Oratorien dirigirte; er hatte an den ersten Aufführungen von Haydn’s „Schöpfung“ und „Jahreszeiten“ theilgenommen, durch viele Jahre bei allen von der Gesellschaft der Musikfreunde veranstalteten Concerten für die Witwen- und Waisen-Pensions-Gesellschaft der Tonkünstler mitgewirkt, sich an den musikalischen Unterhaltungen, welche der berühmte Arzt und Musikfreund Johann Peter Frank [Bd. IV, S. 320] in seinem Hause veranstaltete [122] und an denen auch Beethoven mitwirkte, betheiligt; kurz, Schönauer gehörte zu den Matadoren des Musiklebens, das im ersten Viertel des laufenden Jahrhunderts Wien zu einem berühmten Hort dieser Kunst erhoben hatte. Nun hatte S. leider von seinen Erlebnissen, die genug des Interessanten geboten[WS 1] hätten, keine Aufzeichnungen gemacht, aber auf Anfragen ertheilte er Personen, die sich mit Arbeiten über die Koryphäen der Kunst beschäftigten, so über Beethoven, Haydn, Mozart, Salieri, Weigl u. A., gern und authentischen Bescheid, wie denn auch Otto Jahn in seinem unvergleichlichen Mozartwerke Schönauer’s dankend erwähnt.

Zellner’s Blätter für Musik, Theater und bildende Kunst (Wien, kl. Fol.) XIV. Jahrg. (1868), Nr. 28: „Ein musikalischer Veteran“, von Dr. Leopold Sonnleithner. –

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: geboboten