Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Umlauf, J.
Nächster>>>
Umlauf, Joseph
Band: 49 (1884), ab Seite: 22. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
Ignaz Umlauf in der Wikipedia
Ignaz Umlauf in Wikidata
GND-Eintrag: 130067229, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Umlauf, Ignaz|49|22|}}

Umlauf, Ignaz (Componist, geb. in Wien 1752, nach Köchel 1756, gest. zu Meidling nächst Wien am 8. Juni 1796). Er widmete sich der Musik und wurde 1772 Bratschist im Wiener Hofopernorchester, dann Musikdirector der von Kaiser Joseph ins Leben gerufenen deutschen Oper; seit 1789 substituirte er den berühmten Ant. Salieri als Capellmeister der kaiserlichen Hofmusikcapelle und blieb in dieser Stellung bis zu seinem im Alter von erst 44 Jahren erfolgten Tode. Auch wurde ihm die Ehre zutheil, mehrere Erzherzoge in der Musik zu unterrichten. Als Componist war er gleichfalls thätig, und die von Kaiser Joseph begründete deutsche Oper regte ihn zunächst zum Schaffen an. In der Folge brachte er auf derselben mehrere seiner Werke zur Aufführung, so „Die Bergknappen“, die mit außerordentlichem Erfolge gegeben wurden, dann „Die pucefarbenen Schuhe oder die schöne Schusterin“, im Clavierauszug in Wien gestochen (die Schusterin wurde von der damals berühmten Madame Weiß dargestellt), „Die Apotheke“, „Die glücklichen Jäger“, „Der Ring der Liebe“ (als zweiter Theil von Gretry’s „Zemire und Azor“), „Der Irrwisch“ (gedruckt bei Cranz in Hamburg), in diesem Stücke glänzte besonders Madame Lange, und die Baßpartie des Fischers Berthold mit der Epoche machenden Romanze: „Zu Steffen sprach im Traume“ war für den preußischen Hofsänger Fischer Vater, der mit seiner herrlichen Baßstimme ein wahres Bühnen-Phänomen, geschrieben. Von anderen Singspielen und Opern Umlauf’s sind noch zu nennen: „Aeneas in Karthago“, „Der Fassbinder“, „Paul und Rosette“ und „Das Rosenfest“, sämmtlich in Wien aufgeführt und mit Beifall gegeben. Außerdem componirte er mehrere Clavier- und Kirchenmusikstücke. Von seinen „Liedern beim Clavier“ erschienen mehrere im Stich, und seine oberwähnte Romanze: „Zu Steffen sprach im Traume“ kam mit Clavierbegleitung 1800 in Hamburg heraus. Auch die Oper: „Die schöne Schusterin“, in Quintetten arrangirt, [23] wurde gestochen. Viele Clavierconcerte hinterließ Umlauf in Handschrift. Er erfreute sich zu seiner Zeit großer Beliebtheit, seine Opern und Singspiele wurden gern gehört, sie zeichneten sich auch durch leichten gefälligen Styl, schöne, öfter reizende Melodien und gute Instrumentation aus. Als er in der Vollkraft des Mannesalters aus dem Leben schied, hinterließ er vier unmündige Kinder: drei Töchter, welche sich der Bühne widmeten, ohne jedoch über das Niveau des Gewöhnlichen sich zu erheben, und einen Sohn Michael , der ein tüchtiger Musiker wurde, aber den Vater nicht erreichte.

Gerber (Ernst Ludwig). Historisch-biographisches Lexikon der Tonkünstler u. s. w. (Leipzig 1792, Breitkopf, gr. 8°.) Bd. II, Sp. 699. – Derselbe. Neues historisch-biographisches Lexikon der Tonkünstler (Leipzig 1812, gr. 8°.) Bd. IV, Sp. 415. – Köchel (Ludwig Ritter von). Die kaiserliche Hofmusikcapelle in Wien von 1543 bis 1867. Nach urkundlichen Forschungen (Wien 1869, Beck, gr. 8°.) S. 88, Zahl 1183; S. 92, Zahl 1254; S. 116. – Reichardt (Joh. Friedr.) Drei vertraute Briefe, geschrieben auf einer Reise nach Wien u. s. w. (Amsterdam 1610, 8°.) Bd. II, S. 6.